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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Polizeibeamte.
    »Nein«, antwortete Mark. »Eigentlich habe ich das noch nie erlebt, aber ich kenne diese Schwester auch nicht. Sie muß neu sein.«
    »Offensichtlich«, sagte Bremer. »Immerhin kennt sie nicht einmal den Namen ihrer Kollegin.«
    »Scheint so«, sagte Mark.
    Der Aufzug kam. Ein kleinwüchsiger Mann in einem weißen Arztkittel trat aus der Kabine und wandte sich mit einem fragenden Blick an die Schwester hinter dem Empfang. Sie deutete wortlos auf Bremer, der sich herumdrehte und dem Arzt entgegenging. Mark entfernte sich diskret einige Schritte; was die beiden miteinander zu besprechen hatten, ging ihn nichts an.
    Bremer hatte das große Portal nicht geschlossen, so daß ein schmaler Streifen Tageslicht in das vornehme Halbdunkel der Halle fiel. Draußen fuhr ein Wagen vor. Mark hörte das gedämpfte Motorengeräusch und schlenderte mit langsamen Schritten zur Tür. Es war gar nicht so ungewöhnlich, wie er Bremer gegenüber behauptet hatte, daß er warten mußte. Selbst das Gewicht seines Namens reichte nicht immer aus, sofort vorgelassen zu werden. Ganz im Gegenteil bereitete er sich auf eine längere Wartezeit vor, zumal er ja am Morgen schon einmal hier gewesen war. Er fragte sich, ob seine Mutter sich an diesen Besuch erinnerte.
    Er hatte die Tür erreicht und hielt aus purer Langeweile nach dem Wagen Ausschau, den er hatte vorbeifahren sehen. Es war kein blauer BMW, wie er eine halbe Sekunde lang erwartet hatte, sondern ein Krankenwagen. Er hatte ein gutes Stück neben dem Haupteingang angehalten, und die beiden hinteren Türen standen offen. Zwei Männer in weißen Anzügen waren damit beschäftigt, eine Trage mit einer reglosen Gestalt darauf auszuladen.
    Jedenfalls unterstellte Mark, daß es Männer waren. Ebensogut hätte es sich aber auch um Frauen handeln können oder Marsmenschen.
    Mark fuhr sich erstaunt mit dem Handrücken über die Augen und blinzelte ein paarmal, aber das Bild blieb. Die beiden Männer trugen weiße, den ganzen Körper umhüllende Anzüge mit fest angebrachten Stiefeln, Handschuhen und Helmen, die aus einem Science-fiction-Film hätten stammen können. Es waren Isolieranzüge. In einem Krankenhaus vielleicht kein so ungewöhnlicher Anblick - aber dies war kein normales Krankenhaus. Schon gar keines, das Patienten mit so ansteckenden Krankheiten aufnahm, daß sich die Krankenwagenbesatzung auf eine solche Weise schützen mußte. Sehr ungewöhnlich!
    »Wartest du schon lange?«
    Mark erschrak so heftig, daß er auf dem Absatz herumfuhr und Beate einen hastigen Schritt zurück machte. Im allerersten Moment hätte er sie kaum erkannt - statt der strengen Schwesterntracht trug sie jetzt Jeans, T-Shirt und eine knappsitzende schwarze Lederjacke, was sie wesentlich jünger und kindlicher erscheinen ließ als noch am Morgen, zugleich aber auch sehr viel attraktiver.
    »Entschuldige«, sagte er hastig. »Ich war ...« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich warte noch nicht lange. Ein paar Minuten. Aber ich hatte die Hoffnung trotzdem schon fast aufgegeben.«
    Beate legte fragend den Kopf auf die Seite.
    »Deine Kollegin dort hinten.« Mark deutete mit säuerlichem Gesichtsausdruck über die Schulter zurück zum Empfang. »Sie hat behauptet, hier gäbe es keine Schwester Beate.«
    »Ach ja, Schwester Rabiata«, sagte Beate lächelnd.
    »Wie bitte?«
    »Eigentlich heißt sie Ingeborg, aber alle nennen sie nur Schwester Rabiata«, erklärte Beate. »Sie kann mich nicht ausstehen. Außerdem ist sie völlig paranoid. Sie sieht in jedem weiblichen Wesen, das jünger ist als sie und besser aussieht, eine Mitgiftjägerin. Und du kennst ja die Vorschriften hier.«
    Mark warf einen raschen Blick zum Empfang hinüber. Bremer war in eine heftige und offenbar nicht besonders erfreuliche Diskussion mit dem Arzt verwickelt, während Schwester Ingeborg Beate und ihn mit unverhohlenem Mißtrauen ansah. »Ich hoffe, du bekommst jetzt keine Schwierigkeiten«, sagte er.
    Beate schüttelte heftig den Kopf. »Ach wo«, sagte sie. »Außerdem - hast du nicht selbst gesagt, daß du den Laden kaufst und jeden rauswirfst, der mir Ärger macht?«
    Mark lachte zwar, aber eigentlich war ihm nicht danach zumute. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich ganz plötzlich wieder ebenso befangen, verunsichert und zugleich auf eine fast unerklärliche Weise zu Beate hingezogen wie am frühen Morgen. Es war ein sehr angenehmes Gefühl, aber es verwirrte ihn auch. Und ein bißchen erschreckte es ihn. Er war fast

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