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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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komme seit Jahren hierher.«
    »Sie sind alle ein bißchen nervös heute«, sagte Beate. »Es hat einen Todesfall gegeben. Aber das geht dich nichts an.«
    »Du hast heute morgen nichts davon erzählt«, sagte Mark.
    »Warum sollte ich auch? So etwas hängt man nicht an die große Glocke. Schon gar nicht einem Fremden gegenüber.«
    Der er heute morgen noch für sie gewesen war. Beinahe hatte er vergessen, daß er dieses Mädchen erst vor ein paar Stunden kennengelernt hatte - und auch jetzt noch kaum mehr von ihr wußte als ihren Namen. Es war beinahe unheimlich, wie vertraut sie ihm schon vorkam: ein Vertrauen, das nichts mit Kennen zu tun hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte dich nicht -«
    »Ich wollte dir nicht die gute Laune verderben«, unterbrach ihn Beate. »Und jetzt vergiß Artn er und Schwester Rabiata. Heute ist dein Geburtstag, oder? Also - wie feiern wir ihn?«
    20. Kapitel
    S illmann unterbrach sich mitten im Satz und legte die Hand Sauf die Sprechmuschel des Telefons/als er die Tür hörte. Für einen ganz kurzen Moment verzerrte sich sein Gesicht vor Zorn zu einer Grimasse, vor der selbst die wenigen Menschen erschrocken wären, die ihn kannten; dann sah er, wer das Zimmer betreten hatte, und die Wut machte Betroffenheit und dem intensivsten Ausdruck von Sorge Platz, zu dem er fähig war (er war nicht sehr intensiv).
    »Marianne!« sagte er bestürzt. »Was machen Sie denn hier? Sie sollten doch im Bett bleiben!«
    »Ich weiß«, antwortete Marianne. »Aber das ist nichts für mich. Ich werde nur krank, wenn ich nutzlos im Bett herumliege. Der Doktor ist unten.«
    »Doktor Petri?« Sillmann nahm kurz die Hand vom Hörer, sagte: »Einen Moment, bitte«, und wandte sich dann wieder an Marianne. »Schon wieder? Haben Sie ihn gerufen?«
    »Er sagt, er müsse Sie dringend sprechen«, antwortete Marianne. Ihre Stimme klang ein bißchen undeutlich. Die eine Hälfte ihres Gesichts war geschwollen und dunkel angelaufen, die andere dafür um so blasser. »Das Telefon ist seit einer halben Stunde besetzt.«
    »Also gut«, seufzte Sillmann. »Schicken Sie ihn rauf. Und dann legen Sie sich wieder hin und stehen nicht vor morgen früh wieder auf - haben Sie das verstanden? Das ist kein guter Rat, sondern ein dienstlicher Befehl.«
    »Wie Sie wünschen«, antwortete Marianne - in einem Ton, der jedes weitere Wort überflüssig machte. Aber immerhin war sie klug genug, nicht direkt zu widersprechen, sondern verließ die Bibliothek wieder. Sillmann wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ehe er sein unterbrochenes Telefonat fortsetzte.
    »Möglicherweise hat es ja nichts zu bedeuten«, sagte er. »Ich... nein... nein, zum Teufel, ich versuche nicht die Sache zu verharmlosen, aber... ja...«
    Petri mußte bereits draußen vor der Tür gewartet haben, denn er trat ein, kaum daß die Haushälterin gegangen war. Diesmal sah Sillmann kaum hoch, so als hätte er den Arzt allein am Schritt erkannt. Seine Haltung versteifte sich merklich, während er zuhörte und nach immer länger werdenden Pausen in immer schärferem Ton antwortete.
    »Niemals. Nein. Hören Sie, ich sagte nein. Es ist mir gleich, was Sie denken. Sie können mich nicht unter Druck...«
    Petri hörte weiter konzentriert zu, aber er konnte plötzlich nicht mehr stillstehen. Mit kleinen, nervösen Schritten begann er im Zimmer auf und ab zu gehen und trat schließlich an die Bar. Seine Finger zitterten, als er zwei Gläser füllte und eines davon auf dem Schreibtisch neben Sillmann absetzte.
    »Er ist mein Sohn « , sagte Sillmann betont. »Was erwarten Sie von mir?« Er lauschte auf die Antwort, dann lachte er, kurz und hart, und auf eine Weise, die nichts anderes als eine Drohung aus diesem Lachen machte. »Ganz wie Sie wünschen«, sagte er. »Aber Sie wissen, was dann passiert. Beziehungsweise ganz bestimmt nie mehr passieren wird. Es ist Ihre Entscheidung.«
    Er knallte den Hörer auf, ergriff ihn im nächsten Moment noch einmal und schmetterte ihn dann mit solcher Wucht ein zweites Mal auf die Gabel, daß das Kunststoffgehäuse des Telefons riß.
    »Idioten«, murmelte er.
    Petri trank einen Schluck von seinem Cognac und begann das Glas nervös in der Hand zu drehen. »Ärger?« fragte er.
    »Nein«, raunzte Sillmann. »Wie kommen Sie darauf? Aber damit werde ich fertig.« Er folgte Petris Beispiel, aber er begnügte sich nicht mit einem Schluck, sondern leerte sein Glas mit einer einzigen Bewegung. »Und was wollen Sie,

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