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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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rechten Schulter spürte er eine sengende Brandwunde, die ihm ein roter Drache zugefügt hatte, bevor Az zum Vampir geworden war.
    Taumelnd vor Schmerzen, presste er eine Hand auf die Wunde an seinem Schenkel. Er war nicht nur ein Erzengel, sondern auch ein Vampir, und die Wunde würde genauso wie die tiefen Kratzer auf seinem Rücken heilen. Aber die letzte Wunde erschreckte ihn, denn sie war durch Feuer verursacht worden, und deshalb konnte sein Vampirblut sie nicht heilen wie die anderen. Das Feuer würde sich ausbreiten und seine Haut verbrennen, bevor es von magischer Kraft gestoppt wurde. Für den Erzengel Azrael war das kein Problem gewesen, sein Blut hatte alle Wunden rechtzeitig geheilt.
    Jetzt war es anders.
    Az knirschte mit den Zähnen, seine Fänge schmerzten im Kiefer. Wütend und angsterfüllt fuhr er zu dem Gespenst herum, das seinen Fehler erkannte. Eine Sekunde zu lang war es in der Nähe seines Opfers geblieben. Azrael packte den dünnen, wächsernen Hals der Kreatur, drehte ihn ihr um, und das Biest fiel mit einem schwachen würgenden Laut zu Boden.
    Doch es wurde sofort ersetzt. Ein anderes Phantom schlug seine mörderischen Eiskrallen in Azraels ohnehin schon verletzte Schulter, als er einem zweiten Gespenst die Kehle zudrückte. Das Feuer des roten Drachen bedrohte seinen ganzen Körper, während die übrigen Wunden bereits verheilten, und er erreichte den Schatten nicht, in dem Abraxos mit Sophie verschwunden war. Zum ersten Mal fragte er sich, ob er an diesem Strand sterben würde.
    Wenigstens liebt sie mich.
    Und das ist Grund genug, um weiterzuleben, mein König, erklang Uros Stimme in Azraels Gehirn.
    Az drehte sich um, spähte über die Schulter zweier Phantome hinweg, die ihn attackierten, und sah Vampire aus den Schatten treten. Nur Uro konnte sich in der dunklen Dimension bewegen. Aber er hatte seine Kameraden mitgebracht und sich zweifellos schmerzhaft konzentrieren müssen, um so viele durch das finstere Labyrinth zu führen.
    Noch nie war Az so glücklich über den Anblick seiner Geschöpfe gewesen. Während er einem Gespenst auswich, riss Uro ein Phantom an den Haaren zurück und schleuderte es in die Luft.
    Azraels Aufmerksamkeit war geteilt. Einerseits bekämpfte er die Ungeheuer ringsum, andererseits wurde er sehr schnell ein Sklave der Verbrennungen.
    So dringend brauchte er die Hilfe Michaels oder eines Sternenengels. Sophie könnte ihn retten. Aber um sie zu erreichen, musste er Abraxos überwältigen. Dieser Herausforderung war er in seinem gegenwärtigen Zustand nicht gewachsen.
    Viel zu schnell durchströmten die Flammen des roten Drachen Azraels Körper und näherten sich den Arterien seines Herzens. Bald würde es brennen. Und dann …
    Energisch verbannte er den Gedanken an dieses drohende Schicksal und konzentrierte sich auf eine andere Gefahr. Ein Phantom hieb seine Faust in Azraels Schulter, und er riss sie heraus, brach den weißen Arm und warf den Feind quer über den Strand.
    Entweder musste er durch die Schatten ins Herrenhaus gelangen, zu Michael, Ellie und Jules, oder Uro müsste Michael hierherholen. Ersteres würde Az schneller retten als Letzteres.
    Und so konzentrierte er sich darauf. Nur noch drei Phantome und ein Gespenst musste er erledigen, bevor sein Herz Feuer fangen konnte, und die Schattenwege stünden ihm offen.

33
    Sophie verschloss die Augen vor dem Gefühl, das die Reise durch das Dunkel in ihr weckte. Denn sie war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, der Entführer würde sie loslassen, und dem Bedürfnis, sich an ihn zu klammern, damit sie nicht allein in diesem schwarzen Labyrinth zurückblieb.
    Schließlich betraten sie einen hellen weißen Marmorraum, und sie weinte beinahe vor Erleichterung. Unter ihr knickten die wackeligen Beine ein, und sie sank auf die Knie, ehe sie sich umschauen konnte. Zitternd schöpfte sie Atem, hob den Kopf und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
    Da waren Leute. Aber auf die konzentrierte sie sich vorerst nicht, weil der sonderbare achteckige Raum ihre Aufmerksamkeit erregte. Mehrere hohe weiße Marmorsäulen unterteilten ihn. Durch den glatten Stein zogen sich Goldadern und solche, die wie zerstoßene Diamanten aussahen. In jeder Wand schimmerte ein hohes Bogenfenster in vergoldetem Rahmen.
    Wer immer sie entführt hatte, konnte kein Adarianer sein. Nach allem, was Juliette und die Erzengel ihr erzählt hatten, würden die Adarianer sich niemals mit Gold umgeben.
    Jenseits aller acht Fenster erstreckte

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