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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Drachen gesehen?«
    Sofort pochte Michaels Herz schneller. »Einen Drachen?«
    Vor Jahrhunderten, einer halben Ewigkeit.
    »Schon eine Weile her, was?«
    »Allerdings.«
    »Dann dachten sie wohl, sie müssten sich wieder mal zeigen. Offenbar haben die Drachen diesen Kampf angezettelt.« Randall zeigte auf das Blut an den Wänden und am Boden. »Aber ich rieche noch etwas, was ich nicht erkenne. Und was immer es ist – es hat das Mädchen mitgenommen.«
    In Mikes Kopf drehte sich alles. Incubi. Und Drachen. Und noch jemand. Würden alle übernatürlichen Wesen, die der Alte Mann jemals erschaffen hatte, jetzt nach und nach aus ihren Schlupfwinkeln kriechen?
    Da draußen trieben sich die Adarianer herum. Was sie planten, wussten die Erzengel nicht genau. In Chicago saß Samael in seinem Turm und heckte etwas zweifellos Unangenehmes aus. Incubi und Drachen bekämpften einander. Eine weitere übernatürliche Macht hatte sich nun eingemischt und ein Menschenmädchen gekidnappt. Und irgendwo auf der Welt mussten noch zwei Sternenengel in Sicherheit gebracht werden.
    Das war zu viel auf einmal. Von heftigen Schwindelgefühlen erfasst, starrte Michael das Blut an, das zerwühlte Bettzeug und in die Nacht jenseits der Fenster, in der plötzlich so große Gefahren lauerten.
    Er dachte an seine Brüder, besonders an Azrael. Seit Gabriels Hochzeit vor fast zwei Wochen hatte er nicht mehr mit ihm gesprochen. Jetzt bereitete Az gerade ein Konzert in San Francisco vor, das irgendwann in den nächsten Tagen stattfinden sollte.
    Aber Michael musste ständig an die Szene im Waschraum der Männertoilette während der Hochzeitsfeier denken. Azrael über das Waschbecken gebeugt, der Spiegel zerbrochen, die Luft von seiner Macht erfüllt … In Az steckte mehr, als man auf den ersten Blick sah, und das betraf nicht nur sein jetziges Leben, sondern auch seine Vergangenheit. So viel gab es, was weder Mike noch die zwei anderen Brüder verstanden.
    Auf dem Schlachtfeld waren Michaels Instinkte legendär. Und sie ließen ihn keineswegs im Stich, wenn er nicht kämpfte. In diesem Moment warnten sie ihn – irgendwas stimmte nicht mit Az.
    Um die anderen Erzengel sorgte er sich nicht. Gabriel und Juliette bauten ein neues Zuhause in der Nähe der Ruinen von Slains Castle, die jetzt unter Denkmalschutz standen. Dabei wurden sie von Uriel und Eleanore unterstützt. Die Brüder wollten relativ nahe beisammenbleiben, bis sie herausfanden, was in den überirdischen Gefilden passierte.
    Jedenfalls verdammt viel, dachte Michael angesichts des Tatorts. Viel mehr, als sie sich vorgestellt hatten. Während er darüber nachdachte, runzelte er wieder die Stirn. Randall hatte nicht erwähnt, die Adarianer seien an diesem Verbrechen beteiligt gewesen. Aber Abraxos und seine Truppe waren immer gefährlich. Bisher hatten die Brüder und die beiden Sternenengel nur auf Attacken der Adarianer hin gekämpft.
    Das gefiel Michael nicht. Keine gute Strategie. Seiner Meinung nach war Angriff die beste Verteidigung. An dieses alte Sprichwort wollte er sich halten, statt abzuwarten, bis der wahnsinnige General erneut zuschlagen würde.
    Aber die Entscheidung lag nicht bei ihm. Dass er zitternd die Hände ballte, merkte er erst, als Randall ihn anstieß. »Keine gute Idee, hier drinnen den geflügelten Krieger rauszukehren, mein Freund«, flüsterte der Vampir und zeigte auf seine eigenen Augen.
    Mike blinzelte und spürte, wie heiß sich seine Augen anfühlten. Offenbar begannen sie zu glühen. Hastig senkte er die Lider, atmete tief durch und zwang sich, seine verkrampften Muskeln zu lockern.
    In den Gefilden, aus denen er vor zweitausend Jahren auf die Erde gelangt war, hatte er ein Engelheer befehligt und in zahllose Schlachten geführt. Wenn er sich jetzt kopflos in Kämpfe stürzte, würde er seine Brüder gefährden, von deren Seelengefährtinnen ganz zu schweigen. Also beherrschte er sich. Von seiner Ungeduld durfte er sich nicht hinreißen lassen. Schon gar nicht jetzt, da es so viel gab, wofür es sich zu leben lohnte.
    »Was soll ich tun, Randy?«, fragte er den Expolizisten. Er musste das entführte Mädchen finden. Aber wo sollte er anfangen?
    »Gute Frage, doch ich glaube, du musst sie nicht beantworten.«
    Michael öffnete seine Augen, die nicht mehr brannten, und starrte den alten Vampir an.
    »Die Spur dessen, der das tat«, fuhr Randall fort, »musst du nicht großartig suchen.«
    Zustimmend nickte Michael.
    Denn der Verbrecher würde garantiert von

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