Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
Vom Netzwerk:
dreißig Meter tief unten schäumte das Wasser weiß, echote seine innere Stimme, reflektierte seine aufgewühlten Emotionen.
    Im Grunde war es überflüssig gewesen, in Pittsburgh den neuen Sternenengel zu inspizieren. So wie seine Männer hatte er Sophies Pläne sofort eruiert. Am Wochenende würde sie in San Francisco eintreffen, wo die Adarianer auf sie warteten.
    Aber in letzter Zeit fühlte Kevin sich nicht mehr wie er selbst, sondern nervös und rastlos. Er war allein nach Pittsburgh gereist, um seine Männer nicht aus einer Laune heraus zu gefährden. Schon gar nicht wegen einer so belanglosen Angelegenheit. Dieses Verhalten passte nicht zu ihm. Normalerweise war er sehr vorsichtig. Gewiss, das Vampirdasein brachte viele unerwartete »Nebenwirkungen« mit sich. An die musste er sich erst einmal gewöhnen. Allein schon der Hunger machte ihn fast verrückt und zwang ihn ebenso wie seine drei Erwählten mehrmals pro Nacht zur Nahrungssuche. Hoffentlich wurde das mit der Zeit erträglicher, so wie für Azrael.
    Kevin hatte sich mit dem rätselhaften Vampir und einstigen Todesengel eingehend befasst. Einem Gerücht zufolge, das in paranormalen Kreisen kursierte, war Azraels Verwandlung einst überaus schmerzhaft gewesen.
    So furchtbar mussten Kevin, seine Männer und, so viel er wusste, auch andere Vampire nicht leiden. Irgendetwas Besonderes musste Azraels Qualen verursacht haben. Nach Kevins Theorie hing es mit den früheren Aktivitäten des Todesengels zusammen. Die hatten ihn vermutlich mit negativer Energie erfüllt und sein Martyrium bewirkt. Doch er hatte es längst überstanden und sein Leben als Untoter unter Kontrolle, besser als jeder andere Vampir.
    Frustriert strich Kevin sich durch das dichte schwarze Haar und biss die Zähne zusammen, von neuem Heißhunger erfasst. Bald würde er sich stärken müssen. Bevor die Sonne aufging.
    Beim Gedanken an die Sonne brach kalter Schweiß aus allen seinen Poren. Vielleicht war das der schlimmste Nachteil seiner neuen Existenz. Niemals hatte er gedacht, er würde etwas so Natürliches, Selbstverständliches dermaßen schmerzlich vermissen, nachdem es für immer aus seinem Leben verschwunden war. Ely, Luke und Mitchell hatte er vor ihrer Verwandlung gewarnt. Eine Zeit lang hatten sie darüber nachgedacht. Aber Mitchell war nie ein Sonnenfan, sondern lieber nachts unterwegs gewesen. Luke fand am Tag und in der Nacht alles schön. Und Ely hatte sich nur für seine zusätzliche Macht interessiert. Lediglich Kevin trauerte der Sonne nach.
    Aber es gab möglicherweise eine Chance, den tödlichen Sonnenstrahlen wenigstens kurzfristig standzuhalten. Einer seiner Männer – Astaeroth, jetzt Adam genannt – konnte Feuer entfachen und kontrollieren. Wochenlang hatte Kevin das Blut anderer Adarianer getrunken, um ihre diversen Talente zu absorbieren und zu kombinieren. Diese neuen Gaben besaß er nur vorübergehend, allerdings in starkem Ausmaß. Wenn er sich auf Adams Fähigkeit konzentrierte, würde er die schädliche Wirkung des Feuers für eine Weile aushalten. Und war die Sonne nicht nur ein riesiger Feuerball?
    Noch wusste er zu wenig, um vorauszusehen, ob sein Plan zum Erfolg führen würde. Aber ein Versuch würde sich lohnen.
    In Pittsburgh hatte er eine Lektion gelernt. Azrael und seine Vampire hatten prompt auf Kevins Nähe reagiert und den Schutz der jungen Miss Bryce unglaublich schnell sichergestellt. Einen Gegner wie Azrael musste man ernst nehmen.
    Also würde Sophie nicht allein nach San Francisco ziehen. Azrael würde sie begleiten, wahrscheinlich mit der Hälfte aller Vampire, die er jemals erschaffen hatte. Für Kevin gab es nur eine einzige Chance. Er musste blitzschnell zuschlagen, ohne Vorwarnung. Am besten tagsüber. Deshalb hoffte er, sein kleines Experiment würde klappen.

11
    Michael schob den Sessel von seinem Schreibtisch zurück. Müde strich er sich durch das üppige blonde Haar. Erzengel ermüdeten eigentlich nicht. Aber er arbeitete zu hart. Zu viel lastete auf seiner Seele. Und der Anruf, den er soeben bekommen hatte, erschien ihm seltsam. Wie der Fall des Serienvergewaltigers. Ein Teenager wurde vermisst. Schätzungsweise eine Entführung, womöglich ein Mord. Der Tatort war voller Blut. Zumindest hatten das die Eltern des Mädchens demjenigen, der den Notruf angenommen hatte, erzählt.
    Am Tatort würde er die Männer von der Spurensicherung treffen. »Pool, ich mache mich gleich auf den Weg, suchen Sie mir bitte die Akte Alexandra

Weitere Kostenlose Bücher