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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Beschützer gecheckt und unerwünschte Emotionen oder Tücke gesucht. Alles in bester Ordnung.
    Wie ein riesiges Spinnennetz umspannte das Netzwerk der menschlichen Assistenten, die den Vampiren loyal dienten, den ganzen Globus. Notwendigerweise wurden diese Leute sehr sorgfältig ausgewählt, und viele Vampire verdankten ihnen, dass sie immer noch untot durch die Nächte wanderten.
    Randall, Monte und Terry beaufsichtigten das Netzwerk der Leute, die tagsüber für die Vampire arbeiteten. Dank seiner Klugheit und Erfahrungen war Randy der ideale Leiter des Systems. Um die Einzelheiten kümmerte sich Monte, sorgte für absolute Geheimhaltung und passte auf, dass kein Assistent auf falsche Gedanken kam. Und Terrys umgängliches Wesen erleichterte die Kommunikation mit den Menschen.
    Glücklicherweise wohnten die drei gerade, so wie der dritte Sternenengel, in San Francisco. Wieder einmal dachte Azrael, in letzter Zeit hätte da wohl etwas Größeres als er selbst eingegriffen. So viele günstige Zufälle wiesen darauf hin.
    Nun folgte Sophie der Uferpromenade und nahm den Rest eines Sandwiches, in eine Boudin-Bakery-Papiertüte gehüllt, aus ihrer Tasche. Der Geruch stieg Azrael in die Nase, der auf einem Garagendach auf der anderen Straßenseite stand. Wie erwartet, warf sie die Krümel den Vögeln zu. Die Wächter, die tagsüber Dienst taten, hatten berichtet, sie würde immer teilen, was sie besaß, mit Obdachlosen oder Tauben.
    »So, Jungs, da ist euer Dinner«, murmelte sie. Inzwischen hatten die letzten Nachzügler die Piers verlassen, und sie war ganz allein. »Eigentlich darf man euch nicht füttern, das ist also unser kleines Geheimnis.« Auch den Möwen warf sie Krumen hin. Mit heftigen Flügelschlägen gesellten sich andere Vögel hinzu, und es entbrannte ein lebhafter Kampf um die Brotstücke. Lachend verteilte Sophie den letzten Rest von ihrem Lunch.
    »Glaubst du, sie redet mit dir?«, brach Randall das Schweigen. Azrael warf ihm einen finsteren Blick zu, den Randy grinsend und sichtlich selbstgefällig ignorierte.
    Az sah wieder zu Sophie, die sich gerade von den Vögeln entfernte, damit sie ungestört ihr Futter genießen konnten. Die Hände in den Taschen ihrer Vintage-Jacke im Military-Stil starrte sie vor sich hin. Woran mochte sie denken? Indiskret drang er in ihr Gehirn ein.
    Wie üblich war es schwieriger zu erforschen als die Gedankenwelt gewöhnlicher Menschen. Trotzdem überwand er die Barrieren, ohne dass sie Verdacht schöpfte, während sie über die Uferpromenade zum Pier 41 schlenderte.
    Sie dachte an Alcatraz. Immer wieder schaute sie über das Wasser zur Insel hinüber. Viel war im Schwarzgrau der Nebelnacht nicht zu sehen. Nur das Licht des Leuchtturms flammte rhythmisch auf. Sophie überlegte, wie es sein musste, durch die Nebelschwaden aufs Meer hinauszusegeln, und stellte sich vor, sie wäre in einem Boot irgendwo zwischen Alcatraz und der Golden Gate Bridge. Träumerisch lauschte sie dem leisen Plätschern der Wellen, die gegen den Bug ihres imaginären Bootes schlugen. Dabei wurde sie von friedlichen Gefühlen erfüllt, die sich auf Az übertrugen.
    So etwas hatte er nie zuvor erlebt – in einem anderen Gehirn zu sein und dessen Fantasiebilder so intensiv zu teilen. In diesem Moment glaubte er, weit draußen auf dem Meer in einem schwankenden Boot zu sitzen. Verwundert musterte er seinen Sternenengel. Wann immer er glaubte, alles über Sophie zu wissen, zeigte sie ihm eine neue Seite ihres Wesens.
    Er verliebte sich in sie.
    Bei diesem Gedanken schloss er die Augen. Aber er blieb in der angenehmen Wärme ihres Geistes. Jetzt malte sie sich aus, sie würde wie Superman über die Bucht fliegen und auf der dunklen, stillen Insel Alcatraz landen. Wenn sie Flügel hätte, wie so oft in ihren Träumen, würde sie am Rand des Piers warten, bis alle Leute fortgegangen wären, und emporspringen. Und dann … stellte sie sich vor, der Erzengel Azrael würde sie in der Luft einfangen und küssen.
    Az hob die Lider und öffnete die Lippen. Neben ihm richtete Randall sich auf. Zweifellos spürten seine Instinkte die Veränderung, die in seinem Schöpfer vorging. Azraels Herz schlug schneller, und er konnte kaum fassen, welche Bilder er in Sophies Fantasie sah: Er flog mit ihr nach Alcatraz. Dort warteten seine Musiker, die sie als Vampire erkannte.
    Brennend erhitzte sich sein Blick, sein Blut begann zu kochen. Sein Kiefer schmerzte. Beängstigend wuchsen seine Reißzähne. Sophie stellte sich

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