Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
Vom Netzwerk:
veränderte. Manche Frauen wiesen auf seinen athletischen Körperbau hin. Deshalb glaubten mehrere Ermittler, er müsste ein Sportler sein. Künstleragenturen und Sportverbände waren ergebnislos befragt worden.
    Michael hatte eine ganz andere Theorie. Was den Aussagen der Opfer zufolge in den Schlafzimmern geschehen war, erinnerte ihn an etwas, was er vor langer Zeit erlebt hatte.
    Vor vielen Jahrhunderten war er schon einmal einem Incubus begegnet. Diese übernatürlichen Kreaturen benutzten Menschenfrauen, um sich fortzupflanzen. Auf diese Weise bevölkerten die Incubi den Planeten. Aber sie waren nicht zwangsläufig böse. Michaels Erfahrungen nach verhielten sie sich niemals übermäßig egoistisch oder gar grausam.
    Meistens schwängerte ein Incubus nur Frauen, die sich ohnehin Kinder wünschten und liebevolle Mütter sein würden. Nachdem er mit einer Frau geschlafen hatte, löschte er ihre Erinnerung an seinen Besuch. Für ihr Glück war es wichtig, dass sie sich nicht entsann, wie sie ihr Baby empfangen hatte. Auf magische Weise erhielt das Kind dann gewisse Züge des Partners der Mutter, damit niemand Verdacht schöpfte.
    Die kleinen Jungen – es war stets ein Junge – kamen kerngesund zur Welt. Zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre später fanden sie heraus, welcher Art sie angehörten. Sie entdeckten ihre Macht, lernten die Incubi und ihre Gesetze zu verstehen, und alles begann von vorn.
    Michael hätte alles Gold, das er an einem Tag erzeugen konnte, darauf gewettet, dass der gesuchte Vergewaltiger ein Incubus war. Doch da gab es zwei Probleme. Erstens waren die Incubi schon vor langer Zeit wegen der Übermacht anderer paranormaler Wesen von der Erde verschwunden. Seit über tausend Jahren hatte man nichts mehr von ihnen gehört. Tauchten sie jetzt wieder aus ihrem Versteck auf? Und warum?
    Zweitens kannte Mike den König der Incubi persönlich. Niemals würde Hesperos einem seiner Untertanen erlauben, sich wie der New Yorker Serientäter zu benehmen und die Frauen mit Erinnerungen zurückzulassen.
    »Soll ich am Tatort rumschnüffeln und feststellen, ob ein Incubus hier war?«, fragte Randall.
    »Ja.« Michael bedeutete dem Vampir, vor ihm die Treppe zum ersten Stock des Hauses hinaufzusteigen. »Und ob du Blut von dem vermissten Mädchen witterst.«
    »Nein«, erwiderte Randall, ohne zu zögern, und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Doch was die Incubi angeht, hast du recht. Guter Instinkt. Allerdings denkst du zu vordergründig, mein Freund.«
    Mit gerunzelter Stirn folgte Michael ihm durch einen Flur zum Schlafzimmer des Mädchens. Die Taschenlampen der Spurensicherung erhellten die düstere Atmosphäre. »Wieso?«, flüsterte er. In dieser ruhigen Umgebung musste er seine Stimme senken, was im Lärm vor dem Haus überflüssig gewesen war.
    Im Flur standen mehrere Cops, die ihn vielsagend anstarrten. Mit solchen Blicken pflegten Polizisten einander zu warnen. Mach dich auf was gefasst. Sieh zu, dass du dich nicht übergibst.
    »Eindeutig mehrere Incubi«, konstatierte Randy gedehnt, als sie ins Schlafzimmer des Teenagers spähten. »Aber da haben sich noch andere Überirdische rumgetrieben.«
    Blut besudelte die Wände und den Teppich und ließ die Vorhänge an den Fensterscheiben haften.
    »Was zum Teufel …« Michael verstummte. Das Blut störte ihn nicht. Als einstiger Krieger war er, was seine Kollegen natürlich nicht wussten, an die Konsequenzen von Schlachten gewöhnt. Aber es bedrückte ihn, dass ein junges Menschenmädchen in dieses Blutbad geraten war. »Das hat kein Sterblicher getan«, flüsterte er.
    »Nein«, bestätigte Randall.
    »Auch kein Incubus.« So gewalttätig waren diese Kreaturen nicht. Kein einziges Mal hatte der Serientäter das Blut eines Opfers vergossen.
    »Nein«, wiederholte Randy, und Mike blickte ihn an.
    »Wer zum Henker war das?«
    Randall holte tief Luft. »Nun habe ich gute und schlechte Neuigkeiten für dich. Welche willst du zuerst hören?«
    »Spuck’s einfach aus, Randy.«
    »Okay.« Die klugen blauen Augen des Vampirs fesselten Michaels Blick. »Also, die gute Neuigkeit: Das Blut stammt von Incubi, aber sie leben noch. Wie du sicher weißt, muss ein Incubus viel mehr Blut verlieren, bevor er stirbt.«
    Mike nickte. Wahrscheinlich waren die Incubi verschwunden, sobald sie zu schwer verletzt waren, um sich noch länger gegen ihre Feinde zu wehren. »Und die schlechte Neuigkeit?«
    »Die ist am interessantesten. Wann hast du zum letzten Mal einen

Weitere Kostenlose Bücher