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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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akzeptieren. Als hätte sie ihr ganzes bisheriges Leben auf die Offenbarung dieses Geheimnisses gewartet. Diesem Teil von ihr ging es gut. Aber sie fand ihn zu klein.
    »Natürlich verstehen Sie es nicht«, sagte Gregori. »Wie sollten Sie auch? Der höheren Macht ist es egal, ob Sie irgendetwas begreifen, ob Sie verwirrt sind oder was Sie erlitten haben.«
    Sophie drehte sich um und schaute zu ihm auf. In seinen hypnotisierenden blauen Eisaugen lockten die schwarzen Sterne. Er schüttelte den Kopf, kniete anmutig neben ihr nieder, und sie fürchtete, er würde seinen schönen weißen Anzug beschmutzen. Doch da wehte der Duft seines Eau de Cologne zu ihr, sein Körper war wenige Zentimeter von ihrem entfernt, und sie konnte ihn nur noch hingerissen anstarren, die Lippen leicht geöffnet.
    Beinahe hätte er das unschuldige Mädchen getötet. Trotzdem hasste sie ihn nicht. Stattdessen empfand sie Respekt und Ehrfurcht. Aber im Hintergrund ihres Bewusstseins lauerte wachsender Zorn.
    »Deshalb kam ich hierher, Sophie. Um Ihnen die Entscheidungsfreiheit zu schenken, die Ihr Schöpfer Ihnen vor zweitausend Jahren nahm.« Charmant und freundlich lächelte er sie an, als hätte er einen Insiderwitz gemacht, und das raubte ihr den Atem. Dann hob er seine Hand, und sie sah eine Blume zwischen seinen Fingern, einen Löwenzahn, ein Unkraut, ein Ärgernis aller Gärtner und Platzwarte rund um den Globus.
    Aber perfekt, mit langen, glatten, gleichmäßigen Blütenblättern.
    Und schwarz.

24
    »Ruh dich aus. Wir folgen ihr.«
    Azraels Haut schmerzte, sein Kopf schmerzte, sein Herz schmerzte. Sogar sein Blut schmerzte. Die Sonne war aufgegangen. Und er schlief nicht unter der Erde. Mit jeder Millisekunde wurde die Qual schlimmer. Kein Sterblicher konnte sie ermessen.
    »Sag uns einfach nur, wo sie ist.« Michaels saphirblaue Augen schimmerten verständnisvoll. Wen sein Bruder um Hilfe ersucht hatte, wusste er.
    Noch immer sah Michael müde aus. Der Unfall auf der Brücke und Uros Rettung hatten ihren Tribut gefordert. Aber er hatte in Max’ Obhut ein oder zwei Stunden geschlafen, gegessen und getrunken und fühlte sich besser. Doch mochte sein geistesgegenwärtiges Polizistenhirn auch herausgefunden haben, wo Az gewesen war – er wusste nicht, was Sam verlangt hatte.
    Nun stand Mike bei der Tür des Foyers, und sein Blick duldete keinen Widerspruch. In dominanter Stimmung, der unangefochtene Anführer der Erzengel, erteilte er Az Befehle. Und er war nicht allein.
    Zu beiden Seiten, schräg hinter ihm, standen Uriel und Gabriel. Uriels Augen funkelten wie geschliffene Smaragde, Gabes Augen wie kaltes Metall, und keiner der beiden war verhandlungsbereit.
    »Wo sie ist, hat er dir erzählt, Az, das wissen wir.« Gabriels schottischer Akzent war ausgeprägter nach seinem langen Aufenthalt im Land der Distel sowie aufgrund seines momentan sehr aufgewühlten Gemüts. »Wir wissen außerdem, dass du ihr selbst folgen willst. Das verbieten wir dir.«
    In Azraels Kopf begann es zu kochen. Aber er musste seinem Bruder recht geben. Von heller Wut getrieben, hatte er geplant, allein nach Alcatraz zu eilen und die Adarianer zu bekämpfen. Er hätte die Schatten durchquert und gehofft, einen Weg zu finden, der ihn an der Sonne vorbei und übers Meer führen würde, zu den kalten Korridoren des berüchtigten Gefängnisses. Er hatte gewusst, das Licht würde ihn töten. Oder beinahe. Selbst wenn Vampire tagsüber keinen direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt wurden, spürten sie leidvolle Konsequenzen. Der Tag war nicht ihr Terrain, nicht ihre Welt. Wenn sie sich trotzdem ins Licht wagten, bekamen sie nicht nur Sonnenbrand oder Sommersprossen.
    »Alcatraz.« Eine kaum verhohlene Verzweiflung ließ Azraels schöne Stimme heiser klingen. »Nehmt die Sternenengel mit. Alles, was ihr habt. Die Adarianer sind nicht allein …«
    Noch bevor er sein eigenes Taumeln bemerkte, lief Mike zu ihm, packte ihn am Arm, und Gabriel stützte Az auf der anderen Seite. Uriel wandte sich zu Max, der seinen Schützling nachdenklich beobachtete, die braunen Augen voller Sorge.
    »Ein paar Minuten musst du noch wach bleiben und uns genauer informieren, Az. Schaffst du das?«, fragte Max halb ärgerlich, halb resignierend, wie ein Vater, den sein Kind enttäuscht hatte.
    Um keinen Atem zu verschwenden, nickte Azrael nur.
    »Bringt ihn hinunter«, befahl Max.
    So schnell wie möglich bugsierten Michael und Gabriel ihren geschwächten Bruder durch den Korridor, der zu

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