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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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seinem Quartier unter den magischen Grundfesten des Herrenhauses hinabführte. Drei Etagen tiefer spendeten nur Fackeln, die spontan an den Wänden aufflammten, gedämpftes Licht. Mike und Gabe halfen Az zum Altar, zu seiner Ruhestätte, und ließen ihn los. Nachdem er sich daraufgelegt hatte, schloss er die Augen. »Irgendwie hat Abraxos mindestens drei Adarianer in Vampire verwandelt«, begann er alles zu erklären, was er wusste. »Und sie haben neue Kräfte entwickelt.«
     
    Fasziniert von den schwarzen Blütenblättern, die wie Rabenfedern glänzten, betrachtete Sophie den Löwenzahn und griff unwillkürlich danach. Doch dann hielt sie inne. Was bot Gregori ihr an? »Was ist das?«
    »Ein Geschenk, ein Souvenir«, erwiderte er lächelnd, »ein Weg nach draußen.« Mit seiner freien Hand ergriff er ihre und legte die Blume hinein.
    Da spürte Sophie wieder die sonderbaren Vibrationen, die ihren Arm durchströmten, betörend und schmerzhaft. Sobald sie den Löwenzahn umfasste, ließ Gregori ihre Hand los. Sie schaute die schwarze Blume an und glaubte, etwas sehr Kostbares festzuhalten. Etwas Einzigartiges. »Wie schön.«
    »Die Freiheit ist immer schön.« Nun erhob er sich geschmeidig, und seine eiskalten Augen erinnerten sie an den Teenager, den er fast getötet und den sie gerettet hatte.
    Als sie sich zu der Stelle wandte, wo das Mädchen gelegen hatte, war es verschwunden.
    »Die junge Frau war eine Lektion, Sophie«, verkündete er in strengem Ton, und sie schaute ihn wieder an.
    Die schwarze Blume in der Hand stand sie auf.
    »Manche Lektionen sind besonders hart.« Mit diesen Worten trat er zurück.
    Plötzlich spürte sie, wie der Boden unter ihren Füßen schwankte. Während sie ihr Gleichgewicht zu halten versuchte, durchzuckte ein Blitz den Himmel. Ringsum sah sie alles verzerrt.
    Sophie wankte, stürzte und riss die Decke von ihrem Bett. Unter ihren Kniescheiben spürte sie hartes Holz, und sie starrte die Maserung an, die Ritzen, Staubflusen, die sie übersehen haben musste, als sie das letzte Mal den Boden gefegt hatte. Blinzelnd sah sie sich im Schlafzimmer ihres Apartments an der Hemlock Street um.
    Sophie schluckte mühsam. War alles, was sie in den letzten zwölf Stunden erlebt hatte, nur ein verrückter Traum gewesen? Vielleicht stand sie unter zu starkem Stress. In ihrem Alter ein Studium zu beginnen, zusammen mit viel jüngeren Leuten, würde nicht einfach sein. Vielleicht hatte sie vergessen, wie man lernte, würde versagen und ihr Stipendium verlieren? Oder es bedrückte sie, in San Francisco zu leben, der Lieblingsstadt ihrer Mutter. Oder spukt Juliettes Erzengelbande in meinem Hirn herum? Wahrscheinlich wurde ihr Unterbewusstsein von einer Mischung all dieser Möglichkeiten zu spektakulären Träumen angeregt. Schon immer war ihre Fantasie sehr lebhaft gewesen.
    Aber dann glitten Bilder von einer Waffe, einem ihrer Pflegeväter und dem Friedhof an ihrem geistigen Auge vorbei, und sie biss die Zähne zusammen. Wie viel von alldem hatte sie nur geträumt?
    Das nicht. Es ist wirklich geschehen. In der Tiefe ihres Herzens wusste sie’s. Damals war sie vierzehn Jahre alt gewesen. Am Grab ihrer Eltern hatte ihr Pflegevater sie zu vergewaltigen und ermorden versucht. Und sie hatte ihn mit seinem Revolver erschossen.
    Stöhnend senkte sie den Kopf. Da fiel ihr Blick auf rote Flecken an ihrem Ärmel. Das Blut des Mädchens, das ich gerettet habe.
    Kein Traum. Alles real.
    Auch ihr eigenes Blut. Von ihrer Handfläche flossen zwei dünne Rinnsale zur Manschette des Ärmels hinab. Verwirrt öffnete sie ihre geballte Hand. Über die Lebenslinie zogen sich zwei rote Halbmonde, von ihren Fingernägeln in die Haut geritzt. Hatte sie den Löwenzahn zerquetscht? Doch er war verschwunden.
    Inmitten des Blutes entdeckte sie ein winziges Tattoo. Auf den ersten Blick sah es wie ein kunstvoll gemalter schwarzer Löwenzahn mit gleichmäßigen Blütenblättern aus. Nein, eher wie ein Stern mit vielen Zacken … Pechschwarz und unergründlich wie Gregoris Pupillen.
     
    Zu welcher Stelle im Labyrinth des Gefängnisses von Alcatraz das Herrenhausportal sie alle fuhren würde, wussten sie nicht. Hoffentlich zu einer Tür, die sie öffnen konnten, ohne in einen Hinterhalt zu geraten.
    Während das Portal flimmerte und wartete, warf Michael einen Blick über seine Schulter, schaute seine Brüder und die Sternenengel an. Nie zuvor waren ihm Eleanores indigoblaue Augen so ernst erschienen. Sie trug ihre übliche

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