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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Augen missgönnte.
    »Was wirst du mit mir machen?«, flüsterte sie.
    Eine gute Frage. Eine faire Frage. »Das weiß ich nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß und starrte über das dunkle Meer zum Horizont, wo sich die Wolken langsam ballten. »Das hängt von dir ab.«
    »Was heißt das?«, fauchte sie.
    Frustriert wollte er seufzen. Stattdessen ging er ein paar Schritte davon. Ihr Zorn kehrte zurück. Bald würde sie ihre telekinetischen Fähigkeiten nutzen und Felsbrocken nach ihm werfen.
    Nach fünf Schritten blieb er stehen, drehte sich um und betrachtete ihre rechte Hand, die neben ihr lag. Der schwarze Stern war verblasst, aber nicht verschwunden. Noch immer übte Gregori einen zu großen Einfluss auf Azraels Sternenengel aus.
    »Schau in dich hinein, Sophie. Das bist nicht du. « Nach einem tiefen Atemzug fuhr Az fort: »Du hast allen Grund, dich zu ärgern. Aber dieser Zorn tobt wie ein gefährliches Gift in dir und breitet sich aus. Zu dir gehört er nicht. Jemand anders hat ihn dir eingepflanzt.«
    Sie starrte ihn an, und wie ihm ihre Miene bekundete, schwankte sie zwischen der wachsenden Wut und einer beginnenden Erkenntnis. Nur sekundenlang biss sie sich auf die Lippe, und Azrael ballte eine Hand. Schließlich schüttelte Sophie den Kopf. »Was weißt du denn schon?«
    »Über dieses Gift?«, fragte er beiläufig. »In deinen Adern brennt etwas Böses, frisst sich in deine Seele, bohrt Löcher in deinen Geist, die sich fast nicht mehr füllen lassen.« Während einer kurzen Pause rang er zum x-ten Mal um Fassung. »Und es ist schlimmer, als du es dir vorstellen kannst.«
    Zu spät merkte er, dass er die falschen Worte gewählt hatte. Er spürte die Wolkenmasse, die über den Ozean raste wie ein Heer aus schwarzen Schatten.
    »Was zum Teufel weißt du über mich, Azrael? Du kennst mich nicht. Und du hast keine Ahnung, wer ich bin.«
    »Ich kenne dich besser, als du dich selbst kennst«, konterte er kampfbereit.
    Bedrohlich verengten sich ihre Augen, und Az spürte die ersten Vorboten des Sturms.
    »O ja«, zischte Sophie, »weil du meine Gedanken liest!«
    »Komisch«, bemerkte er und lächelte boshaft. »Nach allem, was ich dabei erfahre, scheint dir das zu gefallen. « Keine hundert Schritte entfernt schlug ein Blitz in den Sand ein. Unbarmherzig fügte Az hinzu: »Wann immer ich mich in deinem Gehirn umschaue, stelle ich fest, wie sehr du es genießt, wenn der große, ruchlose Vampir deine Gedanken erforscht.« Plötzlich rannte er zu ihr. Erschrocken sprang sie auf und schnappte nach Luft. Mit seinem starken Arm umschlang er ihre Taille. »Weil er dann genau weiß, was er mit dir machen soll, nicht wahr, Sonnenschein? Er weiß, wie er’s machen muss. Und wann. « Mit jedem Wort drückte er sie fester an sich.
    Sophie stemmte sich automatisch gegen seine Brust. Doch er wusste, was sie dachte. Jetzt konnte sie nichts mehr vor ihm verbergen. Ihr Versuch, ihn abzuwehren, war nicht nur sinnlos, sondern eine Lüge.
    In ihrem Innern hatte er gesehen, dass sie den Hass, der ihre Seele versengte, nicht willkommen hieß. Sie war eine Sklavin dieses Gifts, so hilflos, als würde es sie auspeitschen, um ihren Gehorsam zu erzwingen. Von der bösen Macht wollte sie sich genauso verzweifelt befreien, wie Azrael sich das wünschte.
    Aus ihren Augen schienen Dolche zu schnellen. Aber ein Teil von ihr fühlte sich sehr wohl in seinen Armen. Selbst wenn er ihr Verlangen nicht in ihren Gedanken gelesen hätte – er roch es. Und einen süßeren Duft gab es nicht.
    Er war sehr geduldig. Tausende von Jahren hatten ihn gelehrt, sein Temperament zu zügeln. Aber Sophie erregte ihn so maßlos, dass er seine Leidenschaft kaum kontrollieren konnte.
    Während ihr Zorn den Himmel aufwühlte, unterwarf er sich dem Monster in seinem Innern und sandte einen mentalen Ruf in die Nacht. Ein Vampirbiss hatte das finstere Mal auf ihrer Handfläche verblassen lassen. Was mochten zwei Bisse bewirken? Über so etwas hatte sie oft fantasiert. Er schaute zu den Wolken ihres Unwetters hinauf. Dann sah er aus dem Schatten eines Felsvorsprungs etwas Großes, Dunkles auftauchen und lächelte tückisch.
     
    So wütend wollte Sophie gar nicht sein. Azrael und seine Brüder weckten ihr Mitgefühl. Immerhin war es nicht die Schuld der Erzengel, dass sie auf der Erde etwas suchen mussten, was der Alte Mann für sie erschaffen und ihnen dann vorenthalten hatte.
    Jemand zog an Azraels Fäden, jemand anderer an ihren. Und so konnte sie nichts gegen

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