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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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von uns allen, unter deine flüchtige Schwärmerei zu einem Menschen stellen?«
    Paradise sah sogar noch schön aus, wenn sie wütend war. Ihre Haare waren mittlerweile trocken und sahen nun noch viel heller aus. Als ob Mond und Sonne gleichzeitig ihre Strahlen auf Paradise Haupt schicken würden.
    Doch etwas anderes lag in ihrem Blick. Nicht mehr der sorglose, naive Ausdruck einer Prinzessin, die mit allen Annehmlichkeiten aufgewachsen war, die man sich nur denken konnte, sondern ein trotziger Funke von Starrsinnigkeit. Sie sah aus wie unsere Großmutter. Und genau das machte mich wütend.
    Hippolyta hatte Ashlyn nie leiden können, hatte überlegen und allwissend getan. Und doch war sie im Kampf gegen Alastair unterlegen gewesen.
    Alle Personen, die die Aufgabe hatten, stärker zu sein als ich, versagten.
    Natürlich waren diese Gedanken unfair – aber das war die ganze Situation auch. »Azulamar bedeutet mir nichts«, flüsterte ich. Meine Stimme war kalt und gefühllos. »Gar nichts. Ich fühle mich dem Meer verbunden, meine Wurzeln liegen dort. Doch alles, was mir Azulamar gebracht hat, war nur schlecht.«
    Ich spürte, wie meine Wut immer stärker wurde, sie kochte in mir, brodelte, bereit, irgendwann zu explodieren.
    Unwirsch strich ich mir das wirre Haar aus dem Gesicht.
    »Siehst du die Kiemen? Weißt du, wie die Menschen mich ansehen, wenn sie diese
schrecklichen Narben
sehen? Wie viel Mühe es macht, sie zu verbergen? Wie ich mich beherrschen muss, um ihnen nicht die Knochen zu brechen, wenn wir in der Schule Sport treiben?« Er lachte verächtlich auf. »Ich wollte immer nur ein normaler Mensch sein. Mit normalen Sorgen. Doch mein Schicksal machte mich zu einem Rebellen, trotzig und zum Außenseiter verdammt.
    Ich bin wie das Meer, Paradise, egal, wie viel Leben um mich herum ist, ich bleibe doch …
leer.
Nur durch mich ist Ashlyn überhaupt erst zu Schaden gekommen. Ich wollte sie hassen, ich habe mir eingeredet, dass sie schlecht für mich ist. Doch in Wahrheit bin ich es, der schlecht für sie ist.
    Ich trage die Schuld an dem ganzen Chaos, und ich werde es beheben. Jeden Preis, ganz gleich, wie hoch er sein mag, werde ich bezahlen. Und wenn der Preis die Herrschaft über Azulamar ist, dann soll Alastair sie bekommen.«
    »Du bist der Kronprinz, River! Und jeder treue Anhänger sieht dich jetzt schon als König! Du kannst deine Bestimmung nicht einfach verwerfen, nur weil ein sterbliches Menschenmädchen dir den Kopf verdreht!«, protestierte Paradise.
    »Sei still. Sei still, hörst du? Ich will deine Worte nicht hören. Sie fressen sich in mein Herz und verleiten mich dazu, die Schuld woanders zu suchen als bei mir. Und das will ich nicht! Ich kann es nicht, verstehst du? Ich liebe Ashlyn. Mehr als alles andere.« Meine Stimme überschlug sich fast. Länger hielt ich diese Anspannung zwischen meiner Cousine und mir nicht mehr aus. Ohne noch einen Blick an sie zu verschwenden, schob ich mich an ihr vorbei, trat nach draußen und blinzelte in den Himmel.
    Es war kalt geworden, sehr, sehr kalt, und außerdem sah es nach Regen aus.
    Dracion und Elomir waren nicht weit entfernt. Sie hielten Ausschau, ob uns nicht doch jemand gefolgt war.
    Paradise tat nun genau das – sie folgte mir, bis sie neben mir stand. Ich spürte ihren Blick; sie sah mich von der Seite an.
    »Das Schicksal macht dich zum König von Azulamar. Wirf diese Bestimmung nicht weg«, sagte Paradise leise.
    »Schicksal … Ich habe in der letzten Zeit zu oft etwas von Schicksal gehört«, murmelte ich düster, »Ich glaube nicht mehr daran.«
    Ein feiner Streifen, wie Raureif, kroch über mein Haar, ließ es silbrig glänzen und den goldenen Schimmer verlöschen.
    »Alastair hat einen Fehler gemacht«, redete Paradise weiterhin von der Seite auf mich ein.
    »Tatsächlich? Mir erscheint es eher so, als hätte er alles richtig gemacht. Wenn man betrachtet, in welcher Lage wir alle uns befinden, sitzt er eindeutig am längeren Hebel«, knurrte ich zurück.
    Ich hasste es, wenn sie mir ihren Optimismus für Realismus verkaufen wollte. Doch Paradise blieb ruhig und gelassen.
    »Ja, er hat einen Fehler begangen – er hat lange Zeit auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, und doch einen falschen Moment gewählt. Du magstjung und unerfahren sein, River, gezeichnet von deiner Vergangenheit, aber du bist trotzdem stärker denn je. Auch wenn du nicht für Azulamar kämpfen willst – kämpfe für mich. Und für Hippolyta. Mein Gott, River, kämpfe

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