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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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meinen Rucksack mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden sinken, räusperte mich und trat näher heran.
    »Entschuldigung – aber ich sitze jetzt neben dir. Ich bin seit gestern an dieser Schule, und Mrs. Fitzgerald hat mir gesagt, ich solle –«
    Ich verstummte.
    Genau in dem Moment, in dem ich zu sprechen begann, setzte der Junge, halt, nein, der junge Mann, sich auf und blickte mir ins Gesicht.
    Der Blick in seine Augen, graublau wie ein stürmisches Eismeer, ließ mich vergessen, was ich gerade sagen wollen. Er war so attraktiv, dass ich eher vermutet hätte, ihn auf einem Hochglanzcover eines Edelmagazins zu finden als in einem Klassenraum.
    Jede einzelne Strähne seines etwa schulterlangen Haares changierte in einem anderen Blondton. Die Grundfarbe war wohl ein normales, ehermattes Dunkelblond, doch honig-, gold-, platinfarbene Strähnen ließen es zu einem Kunstwerk werden, obwohl ihm alle Strähnen wirr und anscheinend ungekämmt ins Gesicht fielen.
    Sein Gesicht war maskulin und dennoch schlank geschnitten, mit seinem geraden, dominanten Kinn, der eher filigranen Nase und den auffälligen, dunklen Augenbrauen. Doch bis ich das alles bemerkte, verstrichen einige Sekunden, denn anfangs konnte ich mich gar nicht von seinem Blick losreißen.
    Noch nie hatte ich derartige Augen gesehen!
    Um die pechschwarze Pupille lag ein marinefarbener Ring, beinahe zu dunkel, um überhaupt einen direkten Unterschied zu machen. Wahrscheinlich lag es an dem weichen Sommerlicht, das durch die geöffneten Fenster strömte, dass ich sein Aussehen überhaupt so intensiv und detailliert wahrnehmen konnte.
    Er brach den Bann, der mich an seinen Blick gefesselt hatte, mit seinen Worten.
    »Ich sitze allein.«
    Eine Stimme wie Donner. Nicht laut, nicht einmal kratzig, aber doch mit einer unglaublichen Tiefe und einem imposanten Klang, der sich durch seine Silben zu ziehen schien.
    Es dauerte einige Augenblicke, bis ich den Sinn hinter seinen Worten begriff. Ich lächelte und zuckte mit den Schultern.
    »Tut mir leid – es ist leider kein anderer Platz frei. Würdest du deine Bücher bitte etwas zur Seite schieben?«
    Routiniert griff ich nach meinem Rucksack und wollte ihn auf den Tisch stellen, doch der junge Mann war aufgestanden. Genauer gesagt – er hatte sich
erhoben.
Und zwar mit einer solchen Geschmeidigkeit, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
    Diese Bewegung war lautlos vonstatten gegangen, was nur noch dazu beitrug, dass ich schon wieder verblüfft war. Was für eine Sportart trieb dieser Kerl, dass er einen derartigen Bewegungsfluss hatte? So – elegant?
    Und das trotz seiner beachtlichen Größe? Er war mindestens einen Kopf größer als ich und gewährte mir so einen guten Blick auf seine Figur. Trotz seiner Größe wirkte er keineswegs schlaksig, aber auch nicht zu muskulös, sondern eher sehnig. Beinahe schon – hager.
    »Ich sagte, ich sitze allein«, wiederholte er eisig.
    Seine Augen blitzten mich hasserfüllt an.
    Hasserfüllt? Moment mal, wie konnte er sich so schnell sein verdammtes Urteil über mich erlauben?
    Jetzt verstand ich, dass seine erste Bemerkung keinesfalls eine Feststellung, sondern eine Aufforderung für mich gewesen war zu gehen.
    »Jetzt nicht mehr«, erwiderte ich achselzuckend.
    Ich ließ meine Tasche auf den Boden sinken, ging um die Bank herum und nahm neben ihm ungerührt Platz.
    »Ich will nicht neben dir sitzen«, knurrte er mich von der Seite an. Er selbst hatte sich noch nicht gesetzt. »Falls du es nicht bemerkt hast, habe ich meine Gründe, allein zu sitzen – und falls du weiterhin in deiner Clique einen angesehenen Platz haben willst, dann solltest du mich meiden.«
    Dieser Redefluss aus seinem Mund war doch etwas überraschend nach den kurzen, feststellenden Sätzen vom Anfang, zumal es ihm problemlos gelang, diesen seltsamen, bedrohlichen, rauchigen Ton in einer minimalen Lautstärke beizubehalten.
    Bevor ich ihm antworten konnte, trat Tyler näher zu uns heran.
    »Gibt’s Probleme?«, fragte er finster, die Arme vor dem Körper verschränkt, und stellte sich neben mich. Allerdings sah er nur River an.
    »Keine, die dich interessieren dürften, Schülersprecher«, säuselte River in einem Tonfall, der seine eigene Ironie und die gewollte Lächerlichkeit der Worte preisgab.
    »Das bezweifle ich, Sullivan«, Tyler nannte River anscheinend beim Nachnamen, »Ashlyn hat das gute Recht, neben dir zu sitzen.« Sein Lächeln wurde beißend. »Auch wenn ich sie eher darum bemitleide.

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