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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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schön.
    Wenn meine Erinnerungen eben keine Lust mehr auf mich hatten – dann hatte ich eben keine Lust mehr auf sie. So einfach war das.
    Ärgerlich stampfte ich die Treppe hinunter, um mir mein Abendessen zu machen – was in meinem Fall ziemlich spartanisch ausfiel. Als meine Mutter Isabel später rief, dass sie nun Essen gehen würden, reagierte ich nicht darauf. Ich hatte mich bereits in mein Bett gelegt. Das Gefühl einer ungewohnten Einsamkeit legte sich über mich.
    Vielleicht, weil ich erwartet hatte, einen ganzen Briefkasten voller Nachrichten zu haben. Trotzig schlief ich ein, mit dem rebellischen Gedanken, dass hier in Melbour vielleicht viel mehr auf mich wartete, als ich dachte.

2. Kapitel
D ER T RAUM
    I n dieser Nacht hatte ich einen merkwürdigen Traum. Bevor ich verstand, wo ich mich befand, registrierte ich erst das Gefühl, das in mir herrschte. Es erinnerte mich sehr an Melancholie, hatte aber nichts wirklich Schwermütiges an sich. War ich in meinem Traum betäubt? Meine Bewegungen wirkten langsamer, dumpfer, und ich roch und schmeckte nichts. Falsch, es war noch mehr. Ich spürte noch nicht einmal einen Luftzug auf meiner Haut.
    Es dauerte einige Augenblicke in meinem Traum, bis ich begriff, dass ich unter Wasser war. Dann – plötzlich – hörte ich eine Stimme. Ich konnte nicht sagen, ob sie männlich oder weiblich war, und ich verstand die Worte selbst und ihren Sinn nicht. Es klang aber wie ein Gesang. Dumpfe Töne, mal hell und glockenklar, mal tiefer und dennoch sehr melodiös. Ich sank tiefer, bewegte nun langsam Arme und Beine. Mich zog die glitzernde Oberfläche über mir nicht an. Erst als das Wasser kälter wurde, je tiefer ich kam, und ich spürte, wie diese Kälte meine Glieder heraufkroch, breitete sich Unbehagen in mir aus.
    Ich gewahrte einen Schatten unter mir, zu schnell für mein menschliches Auge. Mein wild klopfendes Herz pumpte Unruhe durch mein Blut, und ich versuchte, aufzutauchen.
    Meine Lunge schien plötzlich in Flammen zu stehen. Immer hektischer schlug ich im Wasser um mich, aber das Licht der Oberfläche rückte trotzdem in unerreichbare Ferne.
    Unter Wasser stieß ich einen Schrei aus – längst war die engelhafte Stimme verstummt, längst hatte sich der Traum in einen Albtraum verwandelt – und der salzige Geschmack des Meeres verbrannte meinen Gaumen.
    Im nächsten Augenblick umschlang eine eisigkalte Hand meinen Fuß – und riss mich in die Tiefe.
    Ich schrie weiter, doch kein Laut entwich meiner wunden Kehle. Über mir verblasste der letzte Lichtschein, und die Dunkelheit verschluckte mich.
    Ich wachte von diesem Traum nur schwer auf, und als ich es endlich schaffte, meine Augen zu öffnen, hatte ich das Gefühl, dass immer noch das Gewicht des Wassers auf meine Brust drückte. Ich war nicht schreiend oder zappelnd erwacht, sondern hatte einfach nur meine Augen aufgeschlagen.
    Zum ersten Mal seit Langem war ich meinem Wecker dafür dankbar, dass er mich geweckt hatte.
    Es war noch immer unerträglich heiß – wahrscheinlich war das auch der Grund dafür, warum ich so unruhig geschlafen hatte. Aber dennoch waren meine Nackenhaare aufgestellt, als befände ich mich noch in akuter Gefahr. Der Traum stand mir noch immer klar vor Augen, trotzdem ärgerte ich mich jetzt ein wenig darüber, dass ich mir von ihm solche Angst einflößen ließ.
    Als Kind hatte ich viele Albträume gehabt, was, laut Isabel, an meiner unglaublichen Fantasie lag. Probleme hatte ich dennoch nie damit gehabt. Ich kannte wohl so ziemlich jede Art von Träumen – Klarträume, in denen ich mir voll und ganz darüber bewusst war, dass ich träumte und meine Entscheidungen selbst treffen konnte, Albträume, Träume, die mich entspannen ließen, dir mir manchmal sogar vage die Zukunft zeigten. Und auch die Träume, die man hat, aber die nur ein flüchtiges Gefühl hinterlassen, wenn man aufwacht.
    Dieser Traum war anders gewesen.
    So intensiv wie ein gewöhnlicher Albtraum, nicht so scharf gestochen wie ein Klartraum, aber doch so drängend und in mein Bewusstsein reichend, dass ich in Gedanken die merkwürdigen Worte und Klänge noch wiederholen konnte. Er hatte mir Angst gemacht – und doch hätte ich in diesem Moment nichts lieber getan, als noch einmal zurückzugehen und zu sehen, wer oder was mich nach unten zog.
    Vielleicht war die Bedrohung, die ich empfunden hatte, ja gar nicht unbedingt von diesem Wesen ausgegangen.
    Ich schüttelte den Kopf, wie man ihn schüttelt, wenn man

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