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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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aufgewachsen.«
    »Was macht sein Vater denn beruflich?«, erkundigte ich mich.
    »Früher hat er in einem Meereslabor in der Nähe gearbeitet, aber mittlerweile hat er einen Job im Diner’s. Das ist ein ziemlich gut laufender Laden, manchmal essen wir da auch eine Pizza«, erzählte mir Scott.
    »Hey, Ashlyn, willst du einen Trick sehen?« Tyler grinste mich breit an.
    »Nur zu«, murmelte ich, leicht lächelnd. Was auch immer jetzt kommen würde, besonders beeindruckt würde ich von seinen »Tricks« wohl nicht sein.
    Er griff nach einem Stück Verpackungspapier, zerknüllte es zu einer etwa faustgroßen Kugel und raunte mir verschwörerisch zu: »Das haben Eric und ich bei den Außenseitern seit der zweiten Klasse gemacht.«
    Er schob seine Zunge in seinen Mundwinkel, blickte mich noch kurz an, um sicherzugehen, dass er meine ungeteilte Aufmerksamkeit genoss, visierte dann plötzlich River an – und warf mit einer unglaublich schnellen, professionellen Bewegung mit der Kugel auf ihn.
    Man sah ihm dabei an, dass er geschult war, zielsicher und pfeilgerade zu werfen, wahrscheinlich, weil er Unmengen von Sport trieb.
    Doch anstatt einem dumpfen Geräusch, das die Kugel gemacht hätte, wenn sie auf Rivers Kopf gelandet wäre, hörte ich nur den scharfen Luftzug – denn River hatte urplötzlich die Augen geöffnet, die Hand angehoben – und die Kugel direkt vor seinem Gesicht aufgefangen.
    Nun krampften sich seine Finger so fest darum, als ob er sie zerquetschen wollte. Weiß stachen seine Knöchel unter der honigfarbenen Haut hervor.
    Das Lachen blieb meinen Freunden in den Kehlen stecken.
    »Wie … wie hat er das gemacht?«, fragte Tyler und schüttelte seine dunklen Haare.
    Scott lachte und schlug ihm auf die Schulter: »Tja, Tyler, du bist eben doch nicht mehr so gut wie früher.«
    »Red keinen Scheiß«, knurrte Tyler und stürzte sich vorläufig auf seinen Freund.
    Sofort hatten alle anderen die Situation vergessen wieder. Und ich versuchte, das Gleiche zu tun, aber es fiel mir schwer. Wie hatte er das nurangestellt? Das war doch verrückt. Gut, vielleicht hatte River einfach Glück gehabt. Aber, verdammt noch mal, er hatte die Augen geschlossen. Und er hatte es auch nicht gesehen, wie Tyler die Kugel geknüllt hatte, da war ich mir sicher.
    Er blickte zu uns herüber.
    Sein Blick sagte:
Ich weiß, was ihr getan habt.
    Mir wurde kalt. Noch nie hatte mich jemand so angesehen, so – wissend und
entseelt
. Was war mit diesem Jungen nur los? Woher kamen seine unglaublichen Reflexe, diese Schnelligkeit? Und vor allem – woher kam seine Abneigung gegen alles und jeden?
    Langsam setzte sich River auf und betrachtete das braune Papier in seiner beinahe geschlossenen Faust. Einen kurzen Moment lang schien er zu zögern, dann erhob er sich, presste das Papier noch einmal zusammen, holte dann aus und schleuderte sie zu Tyler zurück – der an der Wange getroffen wurde.
    »Autsch! Scheiße, was war das denn?«
    Empört drehte er sich herum – doch wir alle sahen nur noch den stolzen, geraden Rücken Rivers, der aufrecht die Cafeteria verließ.
    Als die Schule endlich zu Ende und ich nach Hause gefahren war, musste ich feststellen, dass sich meine Laune an einer schmalen Grenze zwischen Wut und Nachdenklichkeit bewegte.
    Wut, weil ich das Gefühl hatte, River wisse etwas über mich, was er nicht wissen durfte. Und Nachdenklichkeit, weil ich mir selbst ebenfalls sicher war, dass er irgendetwas zu verbergen hatte.
    Nun, vielleicht war er auch einfach ein bisschen angeschlagen. Leichte Macke oder so. Schließlich hatte er keine Mutter mehr …
    Als ich merkte, dass sich ein leises Gefühl von Mitleid in mir meldete, schüttelte ich die Gedanken ärgerlich ab. Soweit kam es noch, dass ich Mitleid mit diesem Typen hatte! Nein, danke!
    Außerdem wollte ich mir zu Hause nichts anmerken lassen, besonders, weil wir nicht alleine waren.
    Skelter, der ständige Begleiter Gregorys, war ebenfalls mit von der Partie. Ich traf die beiden im Wohnzimmer an, wo Gregory Unterlagen studierte und Resultate zog, daraufhin erwiderte Skelter, was er als Nächstes zu tun gedachte.
    Skelter war ein merkwürdiger Mann, und ich muss gestehen, als ich ihn das erste Mal gesehen habe, hatte ich wirklich ein bisschen Angst vor ihm. Das lag wahrscheinlich vor allem an seiner hochgewachsenen, bedrohlichen Gestalt (er ist deutlich größer als River, und das will schon etwas heißen!), an seinen kleinen schwarzen Augen, die direkt aus dem

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