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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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aus. Ich konnte förmlich spüren, wie irgendetwas – war es ein Gift? – aus den Schriftzeichen des Reifes direkt in meine Blutbahnen floss und sie weitete. Ein Keuchen entwich meiner Kehle.
    »Was habt Ihr getan?«, presste ich undeutlich hervor. Dann schloss sich eine eiserne Zange um meine Lunge, presste sie zusammen und schien mir den Atem zu entreißen.
    Grünes Feuer ergoss sich über mich, als Alastair sich an meinem Anblick weidete.
    »Die Wasserflüsterer konnten in den alten Zeiten nur mit ganz bestimmten Waffen bekämpft oder gar bezwungen werden«, erklärte er zufrieden. »Diese Waffen mussten aus einem seltenen Metall, das direkt aus dem Schoß der Erde – von Demeter – stammte, geschmiedet sein. Sie hatten die besondere Wirkung, dass sie die Fähigkeiten eines Wasserflüsterers aufhoben, sobald man sie mit magischen Zaubern berührte. Ich habe diesen Armreif geschaffen, als ich dich zum ersten Mal sah. Ich habe nicht geglaubt, dass du ihn jemals tragen würdest, aber doch – er steht dir, meinst du nicht?« Er lachte überheblich.
    Mittlerweile krümmte ich mich bereits vor Schmerzen auf dem Boden.
    Der Raum verschwamm um mich herum, die scharfen Konturen verblassten im mondartigen Licht der Azulamar-Wände. Stück für Stück wurde mir die Kontrolle über meinen Körper entzogen. Meine Lider wurden schwer, als wäre ich kurz davor, einzuschlafen, doch in meinem Inneren tobte ein ruheloser Kampf.
    Ich fühlte mich zu schwach, um zu sprechen.
    Ich hob den Blick, verankerte ihn in Alastairs Augen.
    Ihr mögt meinen Körper gebrochen haben, meinen Willen jedoch niemals.
    Ich dachte es, weil ich wusste, dass er es in meinen Augen lesen konnte.
    Die nächste Welle des Schmerzes kam über mich, schüttelte mich einige Sekunden lang, und ich glaubte schon, ich wäre nur noch eine leere Hülle. Der Tod war mir nahe. Oder ich ihm. Jedenfalls klangen mir noch die Worte Rivers in den Ohren – ohne meine Kräfte als Wasserflüsterer war ich verloren. Ich würde ertrinken. Alastair tötete mich …!
    Diese Erkenntnis war nicht mehr stark genug, um mich in Panik zu versetzen.
    Denn nichts geschah. Ich blieb weiterhin auf dem Boden liegen, zitterte immer noch. Und dann – dann ersetzte der Zauber Alastairs meine Kontrolle durch die seine.
    Ich stand auf, wusste, dass ich nur von seinen Kräften gespeist handeln konnte.
    »Keine Angst«, sagte er. »Ich habe den Zauber so konzipiert, dass er nur deine Kraft, das Wasser zu beherrschen, unterbindet. Du kannst atmen, und du wirst dich wieder normal bewegen können – wenn ich es wünsche.«
    Stumm blickte ich ihn an.
    Ein Schauer rann mir den Rücken herab. Das Gefühl, ihm hilflos ausgeliefert zu sein, flüsterte mir Worte ins Ohr.
    Er kann tun und lassen, was er will.
    Und du wirst nie wieder fliehen können. Er wird dich verfolgen, denner regiert deine Träume. Er sitzt in deiner Seele, Ashlyn. Versuch nicht zu kämpfen. Es ist zu spät.
    Alastair legte seine Hand auf meinen Hals, beugte sich zu mir herab.
    Seine Augen schienen in den meinen nach irgendetwas zu suchen. Er zögerte, ich wusste, was er tun würde, doch mir fehlte die Kraft, ihn zurückzustoßen.
    Langsam senkte er seine Lippen auf meinen Mund, wie kalte Seide schmeckte diese Berührung. Sie war nicht so grob wie sein erster Kuss, und weder Abscheu noch Ekel ergriffen mich. Dafür etwas ganz anderes.
    Ich fühlte, wie bittersüße Traurigkeit und Melancholie von Alastair ausgingen. Ich schloss die Augen und die Zeit blieb stehen.
    Wir verharrten bewegungslos, während sich unsere Seelen begegneten.
    Durch den Kuss – eine intime, innige Geste – öffneten sich Bereiche unseres Bewusstseins, die dem anderen trotz der engen Verbindung bisher verschlossen geblieben waren.
    Ich sah Alastair, einen trotzigen, rebellischen Alastair, viel jünger als jetzt, kaum mehr als ein Knabe. Ich sah ihn so deutlich vor mir, als wäre er wirklich hier. Er schob das energische, markante Kinn nach vorne. Schmollte er? Nein, er versuchte, sich zu beherrschen. Eine Träne glitzerte in seinem Augenwinkel.
    War das wirklich Alastair? Dieses Monster? Der Mörder, den ich verabscheute? Was war vorgefallen, um ihn so zu verändern?
    Es war Alastair, der den Kuss abbrach.
    Seine Hand fiel schlaff herunter, sein Blick war gesenkt.
    »Du siehst nur River«, raunte er.
    Erst jetzt blickten wir einander an.
    »Er ist immer da. In jedem Winkel deiner Seele ist nur – River«, stellte er fest. War es Enttäuschung? Er hatte

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