Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
doch gewusst, dass ich immer nur River lieben würde.
Ich hatte es ihm gesagt. Warum musste er es mit eigenen Augen sehen, um mir zu glauben? Alastair nahm die magische Kontrolle des Armreifs ein wenig zurück. Nun konnte ich mich zumindest wieder richtig bewegen und auch das Sprechen fiel mir wieder leicht.
»Bitte, Alastair – seht doch endlich ein, dass von mir keine Gefahr ausgeht. Lasst River und mich ziehen – Azulamar gehört Euch doch bereits«, beschwor ich ihn.
Wenn er jetzt erkannte, dass ich River niemals aufgeben würde … Wenn er nun verstand, dass ich die Macht, die er mir an seiner Seite anbot, nicht wollte …
Vielleicht konnte doch noch alles ein unkompliziertes, gutes Ende finden …
Ich glaubte, in Alastairs Augen Zweifel zu sehen.
Flehend machte ich einen Schritt auf ihn zu.
Er musste es doch einsehen! Er konnte mich doch nicht länger festhalten!
In seinem Blick zerbrach etwas; ich weiß nicht, was es war, doch als er verlosch, gewann der harte, unnachgiebige Ausdruck auf seinem Gesicht wieder die Oberhand.
Schon so oft hatte ich den Wechsel der Kräfte in seinen Augen beobachten können, doch immer wieder verblüffte mich die Authentizität, mit der Alastair jede Emotion ausdrücken konnte.
»Auch du wirst mir gehören. Ich gebe mich mit Azulamar nicht mehr zufrieden … Ich will – mehr«, antwortete er mir leise.
»Dann werden wir bis zum Tod kämpfen, denn ich werde auf River nicht verzichten«, versprach ich ihm.
Wir fixierten einander, maßen einander mit Blicken. Wer würde dieses Duell gewinnen? Wie würde unsere Geschichte enden, jetzt, wo sie schon so verwoben war?
Irgendetwas passierte – es veränderte die Atmosphäre der Situation. Es kam mir so vor, als wären wir an einem Wendepunkt angekommen. Ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen, der Augenblick spitzte sich zu.
»Ich will dir etwas zeigen«, sagte Alastair tonlos.
Er drehte sich um und verließ den Raum. Als ich keine Anstalten machte, ihm zu folgen, löste sich der zuvor wie versteinerte Aries von seinem Platz, schob mich ungerührt vorwärts, bis wir in den Thronsaal kamen.
Das violette Schimmern, das von dem Dreizack herrührte, war nicht erloschen. Alastair stand vor dem Thron, seine Hände wirkten verkrampft.
»Dieser Dreizack ist das Symbol der uneingeschränkten Macht des Herrschers von Azulamar.« Alastair machte einen Schritt vorwärts. »Er gehörte einst Poseidon selbst und war in den Ewigen Quellen aus Wasserstürmen geschmiedet worden. Jahrhunderte später diente er als Fassung für den größten Viorev-Stein, der je gefunden wurde. Der Stein verschmolz unlösbar mit dem Dreizack und verleiht seit diesem Zeitpunkt dem Träger der Waffe eine unermessliche Kraft.«
Ich konnte sein Gesicht zwar nicht sehen, weil er mit dem Rücken zu mir stand, aber ich war mir sicher, dass sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln gehoben hatten.
»Die Kraft – eines Gottes.«
In diesem Moment begriff ich, was er tun wollte – er wollte mir seine eigene Macht beweisen. Als hätte er das nach allem noch nötig!
Gebannt beobachtete ich ihn, wie er seine Hand auf den langen, speerartigen Griff des Dreizacks legte. Ein Herzschlag verging, dann schlossen sich Alastairs Finger um die ungewöhnliche Waffe. Er lehnte sich nach hinten und versuchte, sie mit einem Ruck aus dem Gestein des Thrones und der Wand herauszuziehen.
Atemlos sah ich ihm zu.
Ein Zittern und Beben ging durch den Dreizack, durch den Thron und fraß sich die Stufen hinunter.
Intuitiv beugte ich mich herab, berührte mit der Hand den Boden und spürte, dass sich die Erschütterung bis hin zu mir ihren Weg gebahnt hatte.
Mit einem Aufschrei stolperte Alastair rückwärts. Ich erhaschte einen Blick auf seine feuerroten Handflächen, die er abwehrend vor sich hin hielt, während er von dem Thron zurückwich wie vor einer giftigen Schlange.
Das Beben ließ nicht nach.
Großer Gott, was passierte hier?
»Was geht hier vor?«, zischte er.
Er konnte es sich anscheinend ebenso wenig erklären wie ich. Panik stieg in mir auf. Was, wenn der ganze Palast über unseren Köpfen zusammenfiel wie ein Kartenhaus?
Fluchtartig sprang ich auf und suchte nach einem Ausweg. Ich würde nicht seelenruhig darauf warten, von den Trümmern des Thronsaales begraben zu werden.
Doch dann hielt ich inne.
Es war eine Stimme. In mir? Nein. Aber ganz nah um mich herum.
Sie war leise wie das Flüstern des Abendwindes und wurde immer lauter und durchdringender. Waren die
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