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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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es kaum auf meiner Haut spürte. Wie hatten sie es geschafft, etwas herzustellen, was mir so gut passte? Man hatte niemals an mir Maß genommen, und trotzdem passte das Kleid wie angegossen.
    Man hieß mich, meinen Kopf nach vorne zu beugen. Ich tat es und strich mir die langen, beinahe schwarzen Haare aus dem Nacken, während der Nackenteil geschnürt wurde. Das Gleiche wurde nun auch an meiner Hüfte getan.
    Jetzt erkannte ich auch, dass das Kleid rückenfrei war.
    Ich brauchte nichts tun, außer dazustehen und zu warten. Man nahm mir meinen Verband ab, den ich am linken Handgelenk trug, und jetzt wagte ich es wieder, einen Blick darauf zu werfen. Die Heilkünste der Marianer hatten Wunder bewirkt, und vielleicht war es auch irgendeine göttliche Hilfe gewesen. Jedenfalls hatte sich bereits neue Haut über meiner Wunde gebildet, die zwar noch nicht sehr stark war, aber trotzdem mit dem geeigneten Schutz keine große Belastung darstellen würde.
    Man flocht mir Strähnen mit Perlen ins Haar und bedeckte meine Augen mit dem gleichen rußigen Kohlestrich, den auch Alcatraz trug.
    Ohne mich selbst zu sehen, wusste ich, dass ich gerade eine optische Verwandlung in eine Kriegerin vollzog. Früher hatte ich immer darüber gelächelt, wenn ganz normale Menschen in Büchern zu schwer bewaffneten Helden wurden, jetzt jedoch begriff ich endlich, was es damit auf sich hatte: der Spruch, dass Kleider Leute machten, stimmte. Und zwar nicht nur für andere, sondern auch für mich selbst.
    Ich verstand, dass es einen unglaublichen Einfluss auf das persönliche Gefühl haben konnte, eine derartige Kleidung zu tragen – man fühlte sich stärker, man fühlte sich unbesiegbar. Und mit diesem Selbstvertrauen wuchs der ureigene Mut ins Unermessliche. Man gab mir zwei Ketten: eine mit einem Viorev-Stein, die andere mit dem Stein der Demeter, dessen Namen ich nicht kannte.
    Langsam und bedächtigen Schrittes trat ich aus meinem Zelt – und ganz Nin’Atur wartete bereits auf mich.
    Die Instrumente bliesen zum Krieg, und einhundert Paar Füße setzten sich zugleich die wenigen Schritte bis zu mir in Bewegung.
    Alcatraz lächelte grimmig, doch sein Grinsen erreichte dieses Mal seine Augen nicht. Und der Baum sang.
    Wir bewegten uns lautlos voran, lautlos und schnell, ohne an Eleganz zu verlieren.
    Mir war aufgefallen, dass die Kiemen auf den Wangen der Skalven nicht ganz so groß waren wie die auf denen der Marianer aus Azulamar, was wohl daran liegen mochte, dass sie weniger im Wasser waren und deswegen evolutionsbedingt nicht so große Kiemen benötigten.
    »Vergesst bitte nicht, wer Ihr seid«, erinnerte mich Alcatraz.
    »Das werde ich nicht«, antwortete ich leise, während ich zwischen ihm und dem anderen Ältesten schwamm.
    Mit meinen geschärften Augen erkannte ich in der Ferne ein paar Gestalten auf dem Grund des Meeres.
    »Das sind sie«, bemerkte ich und sank instinktiv tiefer.
    River. Er war dort unten. Ich würde ihn wiedersehen. Meine Hände wurden heiß und die Kälte um mich herum verschwand gänzlich. Augenblicklich begann mein Herz, wie wild zu schlagen.
    »Sie haben uns gesehen«, kommentierte der Älteste und wies auf Dracion, der, wie ich nun sehen konnte, seinen Arm in unsere Richtung ausgestreckt hatte und etwas mit dem zweiten, fast genauso großen Marianer zu besprechen schien.
    Mein Herz krampfte sich zusammen.
    Ich musste nüchtern bleiben, durfte nicht vergessen, wie furchtbar es gewesen war, als River mich verlassen hatte. Ich durfte nicht daran denken, wie sehr ich ihn liebte – und immer lieben würde.
    Doch als wir unsere Füße auf den weichen Meeresboden aufsetzten und die letzten Schritte gingen, und als ich ihn wirklich sah, wusste ich, dass ich nicht anders konnte, als ihn zu lieben.
    Er hatte die Arme vor dem Körper verschränkt, neben ihm standen Elomir, Paradise und etwas weiter an der Seite auch Dracion, der die Lage überblickte.
    Um Rivers unsagbar schönes, aber hartes Gesicht spielten die goldfarbenen Strähnen seines mittlerweile schulterlangen Haares. Der Blick aus seinen nahezu schwarzen Augen war undurchdringlich, während er Alcatraz und den Ältesten musterte. Dann jedoch blickte er mich an, und sein Ausdruck wurde ganz anders.
    Erbarmungslos. Schonungslos.
    Eiskalt.
    Ich sah keinen Funken Schmerz in ihm aufblitzen, keine Trauer, wie alles gekommen war, nur noch die felsenfeste Entschlossenheit, diesen Krieg zu gewinnen, egal, wie viele Verluste er machen musste. Die Worte, die ich an

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