Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
lösten uns nur zögerlich voneinander, dann maßen Alastair und ich einander wieder mit Blicken.
»Wir geben niemals auf«, antwortete ich mit fester Stimme. Parallel zu meinen Worten materialisierten zwei Schwerter in meinen Händen und River erreichte die Sense, um sie aufzuheben. Ihr Glanz verstärkte sich. Wir achteten nicht mehr auf Paradise – sie hatte uns jede Hoffnung durch ihr unüberlegtes Handeln genommen, jetzt konnten wir nicht mehr gut auf ihren Schutz achten.
»Dann sterbt!«, fuhr Alastair uns an. Doch er schoss nicht auf uns herab, sondern vollführte einen gewaltigen Schlag mit dem Dreizack. Die Druckwelle war gigantisch und ihr war nicht zu widerstehen. Sie fegte mich und alle anderen von den Füßen, schleuderte uns gegen die Wand des Thronsaales und ließ den ganzen Raum erzittern.
Alastair riss den Dreizack nach oben, bis er pfeilgerade in Richtung Wasseroberfläche zeigte. Das Meer schäumte auf. Über den Spitzen des Dreizacks bildeten sich in der Decke feine Adern, die nach außen hin zu immer größeren Rissen wurden.
»Großer Gott …!« Ich hielt den Atem an.
Alastair stieß sich ab und zerteilte mit dem Dreizack und dessen Kraft die Decke, die in große und kleine Steinbrocken zerfiel und einstürzte.
»Dracion, Vorsicht!«, schrie ich, doch es war zu spät – Dracion wurde unter den herabstürzenden Trümmern begraben. »Nein!« Den ganze Palast war nun nach oben hin offen und bereits in jedem Gebäudeteil zerstört, dessen war ich mir sicher – denn alles um uns herum bebte und zitterte.
Es war der Untergang Azulamars. Alastair stieg immer höher und höher.
»Wir müssen ihm folgen!«, hörte ich River, der bereits nach oben schwamm.
Ich beeilte mich, seinem Beispiel nachzukommen.
Ich wusste, was Alastair vorhatte: seinen wahnsinnigen Plan, die gesamte Welt zu überschwemmen, wahr machen.
»Alastair!«, rief ich und tatsächlich stockte er für einen Moment in der Bewegung und sah zu mir herab.
Im gleichen Augenblick holte ich weit aus und schleuderte meine erste Eiswaffe, die ich nur mittels Gedankenkraft zusammenhielt.
Die Augenbrauen Alastairs zogen sich vor Wut zusammen. Mit einem einzigen Schwenk seines Handgelenkes ließ er meine Waffe in tausend Teile zersplittern. Mit dem Dreizack war er mir weit überlegen.
Alcatraz heftete sich an unsere Fersen. Er riss beide Arme in die Höhe, und jetzt sah ich, was er plante: Der Sand des Meeresbodens wirbelte auf und legte sich als nebliger Ring um Alastair, um ihm die Sicht zu versperren. Doch der ließ sich nicht davon beeindrucken.
Er machte eine gleitende Armbewegung und aus dem Nichts regneten urplötzlich Hunderte von Eissplittern auf uns herab. Ich hob meinen Arm an, um mein Gesicht zu schützen – zu spät! Eine Scherbe nach der anderen zerschnitt meine Wangen. Ich fiel immer weiter zurück. River griff nach meinem Handgelenk und zog mich wortlos zur Wasseroberfläche hinauf, ohne Alastair direkt zu folgen.
Ein kurzer Blick nach unten verriet mir, dass ich recht gehabt hatte. Der halbe Palast lag in Schutt und Asche, unten tummelten sich die letzten überlebenden Kämpfer. Wolken aus Staub stiegen im Wasser zu uns auf. In diesem Moment tauchten wir auf, doch mir blieb keine Zeit, auszuruhen oder Kräfte zu sammeln.
Das Blut in meinen Adern gefror bei dem Anblick, der sich mir nun darbot.
Es war die Erfüllung eines Albtraums, des schlimmsten Albtraums, den ich je gehabt hatte. Kälte kroch an mir hoch und lähmte meine Muskeln, während die salzigen Wellen um meine Schultern schlugen.
Alastair hatte sich mithilfe des Dreizacks beinahe komplett aus dem Wasser erhoben. Ich konnte seinen Körper bis zu den Oberschenkeln über Wasser sehen, der Rest wurde vom schäumenden Meer umgeben und nach oben gehoben. In einem tornadoartigen Kreis fluteten die Wellen um ihn herum, wogten schwarz und grau um seinen Körper, mit dem Dreizack als Zentrum. Immer höher baute sich der Turm aus Wasser auf – bis ich bemerkte, dass River und ich immer näher heranglitten, ohne etwas tun zu können.
»River, er wird einen Strudel erzeugen!«, schrie ich gegen den Sturm an, der aufkam. Ein furchtbarer Wind zerrte an meinen Haaren und peitschte mir das Wasser ins Gesicht. Es roch übel, nach altem Meer und viel, viel Tod. Der Himmel über uns wurde schiefergrau.
Ein Platzregen setzte ein, donnernde Tropfen, jeder Einzelne wie ein Steinschlag schwer, doch Alastair schien das nicht zu behindern.
Er starrte direkt in den
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