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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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ihn am Kiefer.
    »Gib – sie – mir – zurück!« Das erste Mal hörte ich River brüllen. Es war ein Laut, der aus den Tiefen seiner Kehle zu kommen schien, beinahe wie ein Knurren.
    Er drückte so fest zu, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
    Mandy schrie erstickt auf.
    »Großer Gott, lass ihn los, du bringst ihn noch um!« Sie rannte auf River zu, versuchte, ihn von Tyler herunterzuzerren, aber er schüttelte sie ab wie eine lästige Fliege.
    Als würde er sie noch nicht einmal richtig bemerken.
    Dann endlich öffneten sich die Finger aus ihrer verkrampften Haltung – und gaben die Kette frei.
    River ergriff sie, sprang dann so hastig zurück, als ob er sich über seine eigene Handlung erschrecken würde.
    Er hielt die Kette sicher in seiner Hand, so, als ob er sie nie wieder loslassen würde – man spürte, dass daran wohl sein Herz hing – und starrte auf den blutverschmierten Tyler zu seinen Füßen, der sich nun stöhnend unter dem Schmerz seines Kiefers zu krümmen begann. Ich starrte River an, unfähig, etwas zu sagen, unfähig, zu Tyler zu stürzen, wie es die anderen taten.
    In seinen Augen spiegelten sich Wut und Hass, die gleiche Verachtung, die er immer an den Tag legte – aber auch noch etwas ganz anderes. Angst. Angst vor Tyler? Wohl kaum. Angst um die Kette? Möglich. Angst vor sich selbst?
    Ich brauchte mir keine Antwort geben, als er sich für den Bruchteil einer Sekunde zu mir umwandte und mich anblickte. Wenn ich behaupten würde, ich hätte Tränen in seinen Augen stehen sehen, würde ich lügen – aber etwas in seinem Blick war berührt und rein, voller sehnsüchtiger Kraft und Energie. Eine ungewohnte Verletzlichkeit stand darin geschrieben. Unwillkürlich fühlte ich mich an den Schein des Mondes erinnert, der ebenso von Melancholie wie auch von verwegener Stärke sprach. Der Mond war Symbol der Einsamkeit, der Schönheit, der Vagabunden, der Rast- und Ruhelosigkeit – und genau das konnte River ganz allein durch seine Augen ausdrücken.
    Auch wenn es Tyler war, der Hilfe brauchte, wandte sich mein Herz in diesem Moment River zu.
    »River, ich …« Ich trat auf ihn zu, streckte die Hände nach ihm aus, aber er wich vor mir zurück, als hätte ich eine ansteckende Krankheit oder würde ihn bei einer Berührung vergiften.
    »Ich will doch nur …«, setzte ich erneut an.
    »Nein!«, fauchte er. »Komm mir nicht zu nah, Aames! Halt dich endlich von mir fern!« Mit diesen Worten drehte er sich um und begann zu rennen, die geschmeidigste Art von Bewegung, die man sich nur vorstellen konnte. Innerhalb von wenigen Augenblicken war er verschwunden, und nun erinnerte ich mich auch wieder, dass ich schockiert sein musste, weil Tyler blutete. Tyler gehörte zu meinen Freunden, River nicht.
    Eine halbe Stunde später saßen wir im Krankenflügel der Schule; Eric war ebenfalls gekommen, und Tyler konnte bereits wieder tapfer lächeln und heldenhafte Witze reißen. Er saß auf einer Liege, drückte sich einen Eisbeutel gegen das Kinn und ließ es zu, dass Mandy ihm ab und zu durch das dunkle Haar fuhr.
    »Jetzt noch mal zum Mitschreiben«, fragte Eric und nahm neben mir Platz. »River hat dich ins Gesicht geschlagen? Wie kam es denn dazu?«
    Tyler zuckte mit den Schultern. »Ist voll ausgerastet, das Arschloch.«
    »Vielleicht«, sagte ich mürrisch, »vielleicht hättest du ihm einfach nicht die Kette wegnehmen sollen.«
    »Welche Kette?«, fragte Eric, aber seine Frage blieb unbeantwortet.
    Tyler hatte sich nämlich leicht zu mir umgedreht und sah mich ungläubig an. »Verteidigst du diesen Spinner etwa?«
    Sein Ton ließ keinen Zweifel zu – wenn meine Antwort nun nicht angemessen war, konnte ich mich genauso gut gleich an einen anderen Tisch in der Cafeteria setzen. Und daran konnte wohl auch der Name meines Stiefvaters nichts ändern.
    »Das habe ich nicht gesagt«, verteidigte ich mich.
    »Aber es klang so.« Bellatrix verengte die Augen zu Schlitzen.
    Abwehrend hob ich die Hände an: »So war es aber nicht gemeint, okay?Es ist einfach nur – klar, River ist durchgedreht. Aber wäre es nicht besser, wenn wir ihn einfach ignorieren?«
    Keine Antwort.
    Ich seufzte kraftlos: »Kommt schon, das ist doch unter eurem Niveau. Warum gebt ihr euch mit ihm ab?«
    Endlich regte sich Eric, stand auf und legte brüderlich einen Arm um mich: »Ich glaube, Ashlyn hat recht. Wir sollten uns von ihm nicht den Tag vermiesen lassen. Ich meine, hey, der Bootstrip steht doch noch, oder?«
    Es war, wie es

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