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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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Erdgeschoss erreichte und mich daran machte, an den anderen Menschen vorbeizukommen, um nach Hause zu gehen – doch dann versperrte er mir den Weg.
    Sein Haar umgab hinreißend zerzaust sein Gesicht.
    Er rang mit sich selbst, dann trat er auf mich zu. »Es tut mir leid«, raunte er mit seiner melodiösen, rauchigen Stimme, die, so leise sie auch war, es ohne Probleme mit der dröhnenden Musik aufnehmen konnte.
    »Was du gesagt hast, ist richtig. Ich – ich habe einen Fehler gemacht.«
    Zweifelnd blickte ich ihn an. »Und das ist kein neuer Trick, um mich loszuwerden?«
    Er schüttelte den Kopf: »Ich schätze, ich muss mit dir reinen Tisch machen.« River lächelte beinahe. »Sonst wird es wohl ewig so weitergehen.«
    Ich nickte ihm beipflichtend zu: »Glaub mir, so schnell wirst du mich nicht los.«
    »Dann lass uns morgen in der Schule reden.«
    »Keine Ausflüchte?«
    »Keine Ausflüchte.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. »Das ist schön«, murmelte ich leise. »Denn mir liegt nichts daran, dir das Leben schwer zu machen, River.«
    Ich verlieh seinem Namen einen besonderen, weichen Klang, was River zu bemerken schien, da ich seine Augen kurz aufleuchten sah. Tatsächlichzeigte sich nun auch so etwas wie ein Lächeln auf seinen geschwungenen Lippen: »Scheint so, als hätte ich mich in dir getäuscht.«
    »Es ist noch nicht zu spät, den ersten Eindruck zu verändern«, antwortete ich und griff für den Bruchteil einer Sekunde nach seiner Hand.
    Wenn man sich unser Gespräch ansah, dann musste es wohl sehr eigenartig ausgesehen haben: Eben noch stritten wir, jetzt vertrugen wir uns so perfekt. Und der Übergang war beinahe nahtlos gewesen …
    »Warte morgen am Anfang der Mittagspause vor dem Klassenzimmer. Ich hole dich ab«, versprach er mir.
    »Okay«, nickte ich. »Und jetzt?«
    »Du solltest echt nach Hause fahren. Ich hab hier noch ein, zwei Stunden zu tun, aber dann geh ich auch. Ribbon ist zwar kein Sklaventreiber, aber ich denke, er wird es nicht gerne sehen, wenn ich noch länger herumtrödle. Ich hab heute sowieso schon früher Pause gemacht, um was zu trinken«, erklärte er mir den Ablauf seiner weiteren Nacht.
    »Dann – gute Nacht, River.«
    Einen Moment schien er zu überlegen, ob er mir das Gleiche wünschen sollte, entschied sich aber dagegen und nickte mir nur zum Abschied zu: »Bis dann.«
    River drehte sich weg und verschwand in der Menschenmenge, ich nahm den anderen Weg und fuhr nach Hause.

5. Kapitel
R OTE B OTSCHAFTEN
    O bwohl ich wusste, dass ich den Schlaf brauchte, tat ich die restlichen Stunden kein Auge zu. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere, deckte mich zu und strampelte dann die Decke wieder weg, öffnete das Fenster und schloss es wieder, aber nichts konnte mich auch nur im Geringsten beruhigen. Selbst nachdem ich noch mal was getrunken hatte, fühlte ich mich nicht ruhig genug, um einzuschlafen.
    Die Gedanken rasten in meinem Kopf umher; ich hatte keine Ahnung, wie ich sie ordnen sollte. River hatte zugestimmt, mir alles zu erklären. Und ich hatte weder Zynismus noch bitteren Sarkasmus in seinen Augen gesehen. Er meinte es diesmal ernst. Und das stellte mich vor eine Situation, die mir von River gänzlich unbekannt war.
    Er hatte seinen harten Panzer, der ihn umgab, ein Stückchen geöffnet und zugelassen, dass ich einen Blick auf den charakterlich schönen, freundlichen River warf, der sich darunter verbarg. Nicht, dass der arrogante, unnahbare River nicht zumindest äußerlich auch sehr schön gewesen wäre …
    Jedenfalls beherrschten River und alles, was er an diesem Abend zu mir gesagt hatte, meine Gedanken und ließen mich einfach nicht einschlafen.
    Auch als ich versuchte, noch ein bisschen was zu lesen, konnte ich mich nicht auf die Buchstaben vor meinen Augen konzentrieren: Sie verschwammen vor meinen Augen, ergaben keinen Sinn, und ich musste jeden Absatz dreimal lesen, bevor ich ihn auch nur annähernd verstanden hatte.
    Schließlich lag ich wach, bis am Morgen mein Wecker klingelte, und sprang dann so schnell wie möglich aus dem Bett.
    Ich nahm mir kaum Zeit für das Frühstück und drängelte so lange, bis Eric mit mir zur Schule fuhr.
    Die ersten Stunden durchlebte ich wie in Trance, mein Blick klebte an dem tickenden Zeiger der Uhr, der mir zeigte, wie lange es noch dauerte, bis ich River über alles ausfragen konnte. Wir hatten in den ersten Stundendes Vormittags getrennt Unterricht – und

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