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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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knurrte Tyler. »Du blamierst dich.«
    Er griff nach meiner Hand, um mich auf den Stuhl zurückzuziehen,doch ich trat ihm wutentbrannt gegen das Schienbein. Schmerzerfüllt zuckte er zurück.
    »Fass mich nicht an!«, fauchte ich.
    »Na schön. Dann eben nicht!«, schrie er zurück und verlor das letzte bisschen von Haltung, das bisher noch übrig gewesen war. »Ja, verdammt! Ich hab’s getan! Und zwar, um dir endlich zu zeigen, dass er weit unter dir steht! Er ist ein Nichts, ein Niemand! Hör endlich auf, ihn so – so zu vergöttern! Das ist doch kein Umgang für dich!«
    Ich blickte ihn an, Tyler, dem ich eben beinahe geglaubt hätte.
    Was war er nur für ein widerlicher, hinterhältiger, arroganter Mistkerl …!
    Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt, aber ich konnte mich gerade noch beherrschen. Ich zitterte am ganzen Körper.
    »Weißt du was, Tyler?
Du
bist nicht so viel wert, wie River es ist. Du wirst nie so sein können, wie er es jeden Tag für mich ist«, schleuderte ich ihm mit eisiger Kälte entgegen, dann packte ich meine Tasche, griff nach Rivers Sachen, warf sie mir über den Arm und lief mit schnellen, zielstrebigen Schritten aus der Schule.

6. Kapitel
V IOREV
    D ie Sonne war schon fast wieder dabei unterzugehen, als ich endlich das Gefühl hatte, ich würde an dem Tag noch einmal aus dem stickigen Büro herauskommen.
    Durch die Jalousien fiel rötlich-goldenes Licht, das aus dem Westen kam. Die Sonne stand schon ziemlich tief, und ich hatte das dringende Bedürfnis, die Fenster aufzureißen und zu lüften. Es war viel zu warm auf der Polizeistation von Melbour, außerdem stank es nach dreierlei Rasierwasser und kaltem Kaffee. In Gedanken schüttelte ich mich. Es wurde Zeit, hier wieder wegzukommen.
    Endlich legte der etwas beleibte Polizist den Hörer auf die Gabel, faltete die Hände – eine Geste, die Vertrauen signalisieren sollte – und fasste mich erneut ins Auge.
    »Und?«, fragte ich erwartungsvoll.
    »Ich habe soeben erneut mit Mr. Wood telefoniert.«
    Innerlich stöhnte ich auf: Wollte dieser Kerl es unnötig spannend machen, oder war ich einfach nur an jemanden geraten, der eben etwas langsamer war?
    »Und?«, wiederholte ich mich und begann zu nicken, um ihn aufzufordern, fortzufahren.
    Ein Lächeln erhellte die wenig charismatischen Züge des Polizisten. »Er hat sich diesen Tyler Collins einmal vorgeknöpft, und anscheinend hatten Sie vollkommen recht, Miss Gibbs. Außerdem haben weitere Schüler ausgesagt, er hätte im Klassenzimmer alles gestanden, wie Sie es bereits gesagt haben. Das heißt im Klartext, dass es keinen Grund mehr gibt, River Sullivan weiterhin hier festzuhalten.« Er strahlte mich an. »Der Tatvorwurf gegen ihn hat sich also gerade in Luft aufgelöst. Und das hat er Ihnen zu verdanken, Miss.«
    Erleichterung strömte durch mich hindurch.
    Ich hatte es geschafft. River würde wieder freikommen, er würde sich nicht vor dem Jugendgericht verantworten müssen, ihm drohte kein Schulausschluss mehr, und auch die Kosten der Renovierung würden nicht ihm zur Last fallen. Ich sandte ein knappes Stoßgebet gen Himmel und sprang gleichzeitig auf. »Kann er dann jetzt mit mir mitkommen?«
    »Natürlich.« Der Polizist erhob sich schwerfällig und zog einen Schlüsselbund heraus. Wahrscheinlich kam er sich unglaublich wichtig vor, als er begann, die Schlüssel zu sortieren.
    »Mhm, welcher war noch gleich der richtige? Der? Oh nein, der ist ja für den Lagerraum. Oder der hier? Ach nein. Der nicht. Der ist der Autoschlüssel vom Chef …«
    Ich blendete sein Gerede aus, setzte ein liebenswürdiges Lächeln auf und versuchte so, meine Ungeduld ein wenig zu verbergen.
    Wir gingen in den Keller hinab, wo die Zellen waren. Das war kein richtiges Gefängnis, sondern nur eine Art Arrestzellen für Leute, die verhört werden sollten und sich gewehrt hatten, ausnüchterten oder bei denen akute Verdunkelungsgefahr bestand. Ansonsten wurde alles andere eigentlich über Santa Monica oder Los Angeles abgewickelt, aber River war hier gelandet.
    Je tiefer wir hinunterstiegen, desto mehr bemühte ich mich, nicht mehr durch die Nase zu atmen. Der Gestank da unten war noch viel schlimmer als oben.
    Die Zellen waren bis auf einen total betrunkenen Mann und River leer.
    Mein Herz zog sich zusammen, als ich ihn sah.
    Man hatte es nicht für nötig gehalten, ihm die Handschellen abzunehmen, und das, obwohl er gar nichts verbrochen hatte.
    Er saß auf einem Bettgestell, auf dem ein

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