Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
Paar?«
»Nein«, erwiderte ich und senkte für diesen Moment den Blick, bevor ich ihr wieder direkt in die Augen sah. »Aber er ist in meinem Herzen. Und das wird er bleiben.«
Nun war es an mir, mich umzudrehen und in mein Zimmer zu gehen, wo ich mich kraftlos auf mein Bett fallen ließ.
Ich schloss die Augen und sah tiefes, undurchdringliches Blau vor mir. Gott, River – wie sehr ich ihn mochte. Selbst seine Überheblichkeit, seine Bitterkeit, seinen unüberwindlichen Stolz musste ich einfach mögen. Er war ein Wesen zwischen Realität und Fiktion, er sorgte dafür, dass ich an meinem Verstand zweifelte. Bei ihm fühlte ich mich sicher und doch waren meine Sinne so geschärft wie sonst nie. Als könnte er sich jederzeit verwandeln, in etwas, das mir Angst machte.
Er erinnerte mich an einen dieser Träume – die wunderschön begannen, aber sofort zum Albtraum werden konnten. Ich liebte diesen Nervenkitzel einfach, mich auf einem schmalen Grad zu bewegen. Was war es, was mich an ihm fesselte? Warum verlor ich den Boden unter den Füßen, wenn ich ihm begegnete? Und warum musste ich mich nach seiner Berührung sehnen? Er war gefährlich. Eric und Tyler hatten recht. Aber ich glaubte nicht, dass River mir je etwas antun könnte. Ein dunkler Held, das war er. Wie das Meer. Scheinbar ruhig und glatt, eine spiegelnde Oberfläche, die man nicht durchschauen konnte, doch gleichzeitig auch so unberechenbar – im nächsten Moment wild und leidenschaftlich und zornig.
»Oh River …«, murmelte ich und verdeckte meine Augen mit meinen Händen. »Was machst du mit mir?«
Ich hatte keinen Wagen, um zu River zu fahren, also ging ich zeitig los, um rechtzeitig da zu sein. Eigentlich hatte ich es nicht so gerne, noch so spät im Dunkeln unterwegs zu sein, aber an diesem Abend war mir das egal. Ich hatte sowieso das Gefühl, dass ich auch durch die Hölle gegangen wäre, wenn ich mich so mit River hätte treffen können.
Ich hatte mich informiert, wo genau er wohnte, steckte aber vorsichtshalber mein Handy ein und marschierte einfach los.
Es war dunkel geworden, aber trotzdem war es noch recht warm. Kalifornien schien die Sonne nicht zu brauchen, um so warm zu sein, wie es eben war. Die Bäume wiegten sich im Wind, und ich glaubte, noch eine Spur des letzten Abendrots im Westen sehen zu können. Ich sagte der Nacht »Hallo«, als sich die filigrane Mondsichel langsam erhob.
Nachdem ich einige Straßen und Viertel hinter mir gelassen hatte, kam ich endlich in die Nähe des Strandes und begann, mich umzusehen. Es gab drei oder vier Strandhäuser, und ich suchte das, das die Nummer siebzehn trug – warum auch immer.
Und endlich sah ich es.
Es war ein kleiner Strandbungalow, der ein karmesinrotes Dach besaß – genau konnte ich die Farbe aber nicht einschätzen, weil die Dunkelheit der Nacht sie veränderte. Die Holzfenster waren von innen hell erleuchtet, und genauso verhielt es sich auch mit der offenen Tür, in deren Rahmen jemand lehnte.
Ich musste ihn nicht lange ansehen, um zu wissen, dass es River war.
Schweigend, und sicherlich lächelnd – ich hatte es mir angewöhnt, in Rivers Gegenwart zu lächeln –, trat ich näher heran. Das Licht von hinten sorgte dafür, dass er kaum mehr als eine schwarze Silhouette war, aber beim Nähertreten ließen sich schlussendlich die markanten und doch feinen Züge seines Gesichts ausmachen.
»Du bist gekommen«, stellte er ohne Spott und Härte fest.
»Hattest du daran Zweifel?«
»Vielleicht ein wenig, ja.«
»Warum sollte ich nicht kommen?«
»Ich sollte jetzt sicherlich etwas so Romantisches sagen wie ›Engel verlassen den Himmel doch selten‹, aber selbst das würde der Situation nicht gerecht werden«, antwortete er und ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
Er beendete die Situation, als er einen Schritt zur Seite machte, um mich hereinzulassen. »Willkommen bei mir zu Hause. Klein, ziemlich schlicht, aber mit der schönsten Aussicht weit und breit.« River zwinkerte mir zu. »Und, nebenbei erwähnt, ich brauche Meerzugang. Mindestens einmal injeder Mondperiode muss ich ins Meer, sonst werden aus mir bestenfalls Fischstäbchen.«
Er grinste zufrieden, weil er wusste, dass er mich damit auf seinen geheimnisvollen Hintergrund neugierig machte, griff kurzum nach meiner Hand und fragte dann: »Was darf’s zum Essen sein? Ich hab Pizza gemacht.«
»Du kannst kochen?«, fragte ich spöttisch.
»Nein. Nur Pizza backen.« Er lief voraus, ich ging ihm hinterher,
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