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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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des nächsten Armzuges, den ich instinktiv machte, der faszinierende Blick. Ich sah alles so klar wie an Land auch; die Dichte des Wassers veränderte daran nichts mehr. Das Salzwasser brannte noch nicht einmal mehr in meinen Augen! Ich blinzelte aus Sorge, dieser Eindruck würde sich sogleich wieder verflüchtigen, aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen verschärfte sich mein Blick nur noch ein wenig stärker.
    Ich nahm River neben mir wahr, der einen eleganten Beinschlag machte, bis er wieder vollkommen zu mir aufgeschlossen hatte. Seine Hand ergriff die meine.
    »Alles okay?«, fragte er leise, und seine Stimme klang mir bronzen in den Ohren.
    »Ja«, brachte ich zögerlich heraus – und ich klang ebenso wie er: gut verständlich, aber doch mit einem leichten, schwingenden Widerhall.
    In diesem Augenblick ging mir auf, dass ich atmete.
    Es war eine so skurrile Feststellung, dass ich mich beinahe verschluckt hätte: denn ich sog das Wasser wie Luft ein und stieß es automatisch wieder wie ein Fisch aus.
    Dass River ebenso atmete, konnte ich nicht sehen – stattdessen wurden seine Kiemen nun etwas stärker sichtbar: Sie hoben sich leicht von seiner Haut ab, während sein Haar von den leichten Meeresströmungen hin und her bewegt wurde.
    »Versuch nicht, so zu schwimmen, wie ihr Menschen das normalerweise tut«, wies mich River an. »Lass deinen Körper einfach durch das Wasser gleiten. Es ist bestimmt ungewohnt für dich, aber das Wasser trägt dich, wohin du willst … Schau her …«
    Er schoss durch eine einzige, minimale Bewegung nach vorne, zog mich sofort mit sich. Nun bewegte er seine Beine auf und ab wie beim Kraulen auch, nur dass er sie parallel zueinander und geschlossen bewegte, so ähnlich, als wären sie zusammengewachsen.
    Als Kind hatte ich das auch mal versucht, war aber kläglich ohne Flossen gescheitert. Menschen
konnten
sich so einfach nicht richtig fortbewegen …
    Oder doch?
    Ich sammelte meine Kräfte und versuchte, Rivers Bewegung nachzuahmen. Und tatsächlich funktionierte es! Es lag anscheinend nur an Viorev, der sicher an der Kette um meinen Hals hing, dass ich mich so leicht und beweglich fühlte – aber es funktionierte wirklich … Zögerlich machte ich einen Armzug, der aber eher angedeutet als ausgeführt wurde, und holte auf, bis ich wieder direkt neben River war.
    »Nicht schlecht«, lobte er mich.
    »Lass meine Hand nicht los«, bat ich ihn.
    »Wieso? Du kannst es doch!«
    »Lass sie bitte einfach nicht los …«, murmelte ich. Ich fühlte mich zwar frei und so losgelöst, als würde ich fliegen anstatt zu tauchen, aber diese Schwerelosigkeit machte mir zum Teil auch Angst. Ich kannte diese Emotion zu wenig, erinnerte sie mich doch an einen rauschartigen Zustand, der mich innerlich verzauberte. Ich wollte keine Kontrolle abgeben. Nicht jetzt. Nicht, wo ich doch eigentlich ertrinken müsste so wie jeder normale Mensch auch …
    »Keine Angst, Ashlyn«, flüsterte River, während er einen sanften Druck auf meine Hand ausübte, um mir zu bestätigen, dass er mich festhalten würde. »Dir kann nichts passieren. Du bist im Wasser zu Hause. Wie alle Wasserflüsterer.«
    Tief atmete ich das Wasser ein und versuchte dann zum ersten Mal, mich zu orientieren. Viele Meter über mir leuchtete die Oberfläche in einem seltsamen, grünlichen Licht, das wohl von der mittlerweile komplett aufgegangenen Sonne stammte. Ich sah nicht bis zum Himmel, dafür war das Meer viel zu unruhig, war mir aber sicher, dass ich aus dieser Tiefe Boote über uns erkannt hätte.
    Trotzdem war es unglaublich, wie weit wir uns schon von der Küste entfernt hatten und wie tief wir herabgesunken waren. Eine stille, königlicheDunkelheit umgab uns, die meine geschärften Augen aber zu durchbrechen vermochten.
    Den Meeresgrund konnte ich unter mir noch erkennen, aber er wurde kontinuierlich tiefer und rückte in eine schier unerreichbare Ferne.
    »Wo liegt Azulamar?«, fragte ich River interessiert, während wir vor uns hin glitten.
    »Ein paar Meilen weiter im offenen Meer. So nahe an der Bucht wäre es zu gefährlich«, erklärte er. »Wir sind in wenigen Minuten da.«
    »Minuten? Für ganze Meilen?«, ich war sprachlos.
    »Natürlich. Hast du eine Ahnung, wie schnell wir uns bewegen können, wenn wir das wollen?«
    »Kann ich das auch …?«, wollte ich begierig wissen. Wie schnell die Marianer wohl tatsächlich werden konnten?
    »Ich bezweifle, dass du an unsere Geschwindigkeiten wirklich ganz heranreichst.

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