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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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hätte ich mein ganzes Leben lang nichts anderes gemacht. Der Schuss hallte mir laut in den Ohren, und danach steckte mir die Stille nach dem Knall tief in den Knochen.
    Ich wagte es kaum, mich zu bewegen.
    Erst einige Atemzüge später ließ ich meine Waffe sinken, zitternd, und begutachtete das leicht ausgefranste, kreisrunde Loch im Metall unter der Tapete.
    Die Tür ging lautlos unter meiner Berührung auf und gab den Blick auf einen langen, fensterlosen Gang frei, der von einigen roten Wandlampen erhellt wurde.
    Das Material der Wände war einfacher Stein, rau und ungeschliffen, nichts Besonderes. Schließlich schlüpfte ich durch die Türöffnung, lehnte sie hinter mir nur leicht an und durchquerte dann den vor mir liegenden Korridor – die Waffe steckte ich allerdings nicht mehr weg.
    Ein Gefühl von leichter Angst stieg in mir auf, es zerrte an meinen Nerven und verstärkte sich, als der Gang einen scharfen Knick nach rechts machte.
    Vorsichtig spähte ich um die Ecke … und sah mich mit einer weiteren Tür konfrontiert, die wohl ursprünglich weiß oder hellgrau gewesen war, aber durch das rötliche Licht auch eine derartige Färbung angenommen hatte. Ich sammelte mich und drückte sie schließlich auf. Wenigstens musste ich nicht noch einmal schießen …
    Auf diese Tür folgte ein weiterer Raum, der wieder mit weißen, grau umrandeten Fliesen ausgelegt war. Das Licht brannte, es war kalt und grell und schmerzte furchtbar in meinen Augen.
    An der linken Wand ging eine schlichte Tür zur Seite ab, rechts führte der Raum noch einmal um die Ecke. Einen Moment zögerte ich, dann wandte ich mich nach links, um die Tür langsam zu öffnen – es war ein einfacher Raum, der wie ein ganz normales Büro aussah, doch dann erstarrte ich. Auf dem Schreibtisch lag ein geöffneter silberner Koffer und darin waren zwei von den Betäubungsgewehren, die Gregory benutzte. Ich hielt den Atem an – denn ich war hier unten genau richtig.
    Mein Herz sagte mir, dass River irgendwo ganz in der Nähe sein musste …
    Rasch zog ich die Tür wieder zu und wählte nun den Weg, der sich wieder in zwei Korridore aufspaltete. Langsam musste ich aufpassen, dass ich mir den Weg auch ja merkte – denn mir schien es, als wäre ich in einer unterirdischen, komplexen Stadt gelandet.
    Dieses Mal ging ich intuitiv nach rechts, zog die Tür auf.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen, mir blieb buchstäblich der Atem weg.
    Mir gegenüber sah ich River.
    Oder das, was noch von ihm übrig geblieben war.
    Er war mir schweren Eisenketten, die leicht verrostet waren, an die gegenüberliegende Wand gekettet, an den Armen nach oben gezogen, sodass er, wenn er sitzen wollte, in dieser furchtbaren Haltung verweilen musste.
    Nur eine Glaswand trennte mich noch von ihm. Einen Moment lang zweifelte ich daran, ob er überhaupt noch lebte. Sein Gesicht bleich wieSchnee, schwarzes, verkrustetes Blut klebte an seinen Augenbrauen, seinen Mundwinkeln und auch an einem furchtbaren tiefen Schnitt an seiner Wange.
    »River!«, hauchte ich, doch er hob seinen Kopf nicht an.
    Er behielt seine violetten Lider über seine Augen gesenkt, doch schwach hob und senkte sich seine Brust, die nur von dem weißen, ärmellosen Shirt, das mit Asche bedeckt zu sein schien, geschützt worden war … Geschützt vor all den Grausamkeiten, die er hier hatte erleiden müssen …
    Länger konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich stürzte vorwärts und suchte nach einer Möglichkeit, um River aus seinem furchtbaren, gläsernen Gefängnis zu befreien. Doch die Glaswand hatte keine Klinken oder Schlösser, nur eine in die Wand eingearbeitete Öffnung. Ein grauenvoller Gedanke keimte in mir – was, wenn man ihn gar nicht mehr herausholen, sondern qualvoll in seiner Zelle sterben lassen wollte? Was, wenn Gregorys Unbarmherzigkeit so groß war, dass er ihn dort leiden lassen wollte, bis er vor Hunger und Schmerz zu schwach zum Flehen und Schreien war?
    Mit einer kalten Angst, die meine Entschlossenheit nur noch anstachelte, sah ich mich erneut nach einer Lösung um. Nichts wollte ich mehr, als River endlich in meine Arme schließen zu können.
    Mein Blick fiel auf einen kleinen Kasten an der Wand, die noch aus Stein gebaut war. Der Kasten war weiß und hatte einen Schlitz, geradezu passend für eine Karte – und genau eine solche Karte baumelte an einer kleinen Metallkette daneben.
    Gregory war sich seiner Macht so sicher gewesen, dass er den Schlüssel beim Schloss behielt …
    Er

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