Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
von zweihundertfünfzig Autos“, antwortete der Arbeiter.
Diese Worte verschlugen John die Sprache. Unglaublich , ging es ihm durch den Kopf. Derartige Dimensionen hatte er bisher noch nicht kennengerlernt.
Während John die Metallpresse bestaunte, schaltete sich schlagartig sein Bewusstsein aus. Die Menschen, die neben ihm standen, bemerkten jedoch nichts davon.
John war plötzlich fürchterlich neugierig. Eine Stahlpresse, die mit einer gewaltigen Kraft aus einem Blech ein Teil eines Autos formte, konnte aus einem Menschen sicherlich ein ähnliches Wunder erzeugen. Nun gut, es war sicher nicht der schönste Anblick, wenn aus einem menschlichen Körper ein Kotflügel geformt wurde, doch John wollte wissen, ob es möglich war.
Er loggte sich in das Gehirn des Arbeiters ein, der ihn soeben vor der Gefahr gewarnt hatte, die von der Presse ausgeht. Wenn diese verfluchte Sicherheitstür sich schon nicht freiwillig öffnen ließ, gab es bestimmt einen Sicherheitscode, der sie öffnen würde. Und dieser Code war vermutlich im Gehirn dieses Arbeiters abgelegt. Der Mann würde nicht mit der Gefahr drohen, wenn er nicht wüsste, wie man die Tür öffnen kann. Besonders geschickt hatte er den Code nicht versteckt. Sein Gehirn war sehr einfach gestrickt. John benötigte lediglich ein paar Sekunden, um den Sicherheitscode zu finden.
„Du kleiner Mistkerl , du glaubst wohl, ich könnte nicht herausfinden, wie der Code lautet. Da hast du dich aber mächtig getäuscht“, dachte John und grub im Unterbewusstsein des Arbeiters nach weiteren, interessanten Informationen. „Siehst du, ich habe den Code. Du kannst dich nicht dagegen wehren. Ich bin dir überlegen. Vielen Dank für deine Zusammenarbeit.“
Nachdem John den Code ausgelesen hatte, gab er dem Arbeiter den Befehl, sich umzudrehen. Anschließend öffnete der Mann das Sicherheitsschloss und anschließend die schwere Metalltür. Doch John wollte gar nicht selbst in den Sicherheitsbereich eindringen. Der Arbeiter wollte es. Zumindest hatte John dies für ihn beschlossen. Er sollte den jetzt nicht mehr versperrten Gefahrenbereich betreten, um die laufende Presse zu kontrollieren.
„Hey, sehen Sie, da läuft doch was falsch“, sagte John zu dem Arbeiter.
Dieser drehte sich sofort um und blickte verwundert auf die Sicherheitstür. „Warum ist die Tür offen? So ein Mist, das Ding scheint zu spinnen. Gut, dass Sie aufgepasst haben, ich will mal eben nachsehen.“ Er betrat den Sicherheitsbereich und beobachtete, wie der Stempel nach oben wanderte. Das fertige Metallteil wurde von einem Roboter herausgenommen und gegen ein noch nicht verformtes Blech ausgetauscht. Die Presse hatte soeben ihre obere Position erreicht. Diese Gelegenheit nutzte der Arbeiter, um von unten in die Presse zu blicken. Er bestaunte den tonnenschweren Metallstempel und blickte wie paralysiert auf das glänzende Metall. Einen Fehler konnte er nicht feststellen, aber er konnte einen folgenschweren Fehler begehen: Er zog seinen Kopf nicht zurück, als die Presse wieder heruntergedrückt wurde. Fauchend und zischend rammte der Stempel den Kopf des Arbeiters auf die rohe Metallfläche und zermalmte ihn. Es gab ein widerliches Geräusch, als der rote Brei, bestehend aus Blut, Hirn und Knochenmehl, gegen die Wände und die Presse klatschte. Sein Körper fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Fußboden. Schmerzen wird er nicht verspürt haben, dafür ging es zu schnell. Es hatte noch nicht einmal ausgereicht, um einen Schrei loszulassen.
John stand in sicherem Abstand, um von Blut- und Gehirnspritzern nichts abzubekommen. Zudem hatte er sich hinter eine Acrylglasscheibe gestellt, die umherfliegende Tropfen abfing. Diese rutschten jetzt langsam die Scheibe herunter und fielen auf den Fußboden.
Sensoren in der Presse hatten eine Fehlfunktion ermittelt und sofort einen Alarm ausgelöst. Die Presse wurde angehalten und stoppte dadurch die gesamte Produktionskette. Ein Arbeiter, der nachsehen wollte, was mit der Presse passiert war, musste sich fast übergeben, als er die Blutspritzer und den Körper seines Kollegen entdeckte. Sofort schlug er auf den Not-Aus-Knopf und rief um Hilfe.
Vermutlich wurde John durch den Lärm, den die Sirene erzeugte, aus seinem Zustand gerissen. Sein Bewusstsein schaltete sich plötzlich wieder ein. Entsetzt und schockiert blickte er durch die blutverschmierte Acrylglasscheibe in den Pressenraum. Dort entdeckte er den Körper des Arbeiters, unter dem sich mittlerweile eine
Weitere Kostenlose Bücher