Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
hatte. Sollte es erneut zu einem psychiatrischen Eingriff kommen, könnte es möglich sein, dass der Psychiater schwerere Geschütze auffährt und das Böse wider Erwarten entdeckt. So etwas musste verhindert werden.
Die überhaupt sicherste Methode gegen einen Eingriff war, den Psychiater ebenfalls zu deaktivieren. Das Böse entschloss sich für eine Langzeit-Deaktivierung.
Franklyn – oder zumindest sein Körper, gesteuert durch das Individuum - loggte sich in das Gehirn des Psychiaters ein und suchte sein Unterbewusstsein. Dieser Prozess dauerte nur ein paar Sekunden und war für den Psychiater weder schmerzhaft noch auf irgendeine Weise festzustellen. Im Unterbewusstsein fand es das Zentrum für die Steuerung des Herzschlags. Ein starker elektrischer Impuls führte zu einer Zerstörung desgleichen.
Es gab lediglich einen dumpfen Schlag , als der Psychiater tot auf dem Boden aufschlug. Anschließend verließ Franklyn unbemerkt das Behandlungszimmer und auch die Praxis. Er wurde dort nie wieder gesehen. Den plötzlichen Tod des Psychiaters stellten die Angestellten erst eine ganze Weile später fest. Den dumpfen Schlag, als er auf den Boden fiel, hatten sie nicht wahrgenommen. Sie waren viel zu beschäftigt mit den Folgen der vorangegangenen Explosion. Sie gingen vermutlich davon aus, dass sich Franklyn noch in seiner Praxis befand und wollten ihn deshalb nicht stören.
Als Franklyn sich in den folgenden Tagen wieder einmal beim Psychiater meldete, lief dort nur ein Band. Es wurde ihm mitgeteilt, dass die Praxis bis auf weiteres geschlossen sei. Warum die sehr gut besuchte Praxis plötzlich geschlossen war, konnte er sich absolut nicht erklären. Er mutmaßte, dass es wohl ein Notfall gewesen sein musste, der zur vorübergehenden Schließung der Praxis geführt hatte. Vielleicht war ein Familienmitglied gestorben, oder schwer erkrankt? Sicher würde die Praxis bald wieder öffnen.
Italienisches Temperament
Sally war von Natur aus eine friedliebende Person. Sie liebte die Harmonie und fühlte sich fürchterlich unwohl, wenn zwischen ihr und einem Freund oder einem Familienmitglied Disharmonie herrschte. Zudem war sie eine Damit mit italienischen Wurzeln, also trug sie in Ihrem Blut auch das dementsprechende Temperament mit sich herum. Sie konnte lieb, kuschelsüchtig und anschmiegsam sein, genauso war sie dazu in der Lage – wenn ihr Temperament mal wieder mit ihr durchging – mit Blumentöpfen zu werfen. Natürlich tat es ihr dann direkt leid, und sie entschuldigte sich für ihre Taten. Doch Temperamentsausbrüche waren bei ihr keine Seltenheit. In der Regel versuchte sie, ihre Ausbrüche in Zaum zu halten, doch wenn man sie über ihre Hemmschwelle hinaus reizte, erreichte man damit schnell einen Wutausbruch. Dann sollte man aufpassen, dass man nicht in ihren Aktionsradius geriet. Es konnte schon mal weh tun. Ihr Temperament ähnelte einem Gewitter. Es lädt sich auf, beginnt zu knistern, und wenn die Ladung ausreicht, gibt es einen mächtigen Knall. Anschließend regnet es noch ein wenig, und alles ist wieder gut.
Neuerdings reagierte sie nicht mehr auf die Weise, wie ihre Freunde es gewohnt waren. Ihre Hemmschwelle konnte beizeiten dermaßen stark herabgesetzt sein, dass ein umgekipptes, leeres Getränkeglas bereits ausreichte, um sie explodieren zu lassen. Verursacht wurde dies durch das böse Wesen, das sich in ihre Seele eingenistet hatte. Einerseits verlieh es ihr die Fähigkeit, sich in die Gedanken anderer Menschen einzuloggen, andererseits sorgte es dafür, dass sie sich an böse Taten nicht erinnern konnte. Genau wie ihre Freunde erlitt sie während dieser Taten massive Erinnerungsaussetzer. Ihr rationales Denken wurde währenddessen völlig deaktiviert und schwenkte in irrationales Handeln um. Sie wurde unberechenbar und gefährlich.
Momentan war ihr Geisteszustand normal. Sie befand sich weder in einem Erinnerungsloch noch war sie aggressiv. Sie war mit ihrem Auto unterwegs zur Arbeit und fuhr ihren gewohnten Weg. Da sie sich auf einer Routinestrecke befand, hatte sie genügend Zeit, sich die Menschen auf der Straße etwas genauer anzusehen. Die Rush Hour zwang alle Verkehrsteilnehmer dazu, entsprechend langsam zu fahren. Teilweise kam der Verkehr komplett zum Erliegen. Doch dies war normal zu dieser Uhrzeit. Die Straßen waren nicht dafür gebaut, dermaßen viele Autos aufzunehmen.
Als Sally an einer roten Ampel stand, entdeckte sie einen älteren Mann mit grauen Haaren, der auf
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