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Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Titel: Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Schaberick
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seinen Hund einredete, als wäre es ein sturer Esel. Der Hund wollte nicht mehr laufen, vermutlich war er müde. Es war ein kleiner Hund, vielleicht fünfzehn Zoll hoch. Sally erkannte ihn als einen Rauhaardackel. Ganz sicher war er müde, denn seine Zunge hing heraus, und er hielt den Kopf gesenkt. Seine Ohren hingen wie nasse Lappen herunter. Es zeigte sich keinerlei Spannung in seinem Körper. Sally gefiel das Verhalten des Mannes absolut nicht. Er war ungerecht und böse zu dem armen, kleinen Kerl. Daran musste sie sofort etwas ändern. Was sie allerdings nicht bemerkte war die Tatsache, dass ihr Bewusstsein soeben abschaltete. Sie stellte ihr Auto am Straßenrand ab, verschloss es und ging zu dem schimpfenden Mann mit dem Hund. Sie stellte sich mit verschränkten Armen vor ihn und richtete einen bösen Blick auf ihn. Ihre Augen verengte sie zu Schlitzen. „Geht es Ihnen nicht gut? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Sie haben an der Leine einen kleinen Hund, der müde ist und deshalb nicht mehr laufen will. Trotzdem wollen Sie ihn zwingen weiterzulaufen. Er ist nicht zu bequem zu laufen. Er ist erschöpft. Nehmen Sie ihn gefälligst auf den Arm und tragen ihn“, brüllte sie und stemmte ihre Arme in die Hüften. Dies sollte ihrer Wut noch mehr Ausdruck verleiten.
    „Was geht dich das an? Sieh zu, dass du weiterkommst. Der blöde Köter ist bloß zu faul. Er hat keine Lust zu laufen“, antwortete der Mann verärgert. Er wedelte mit seiner Hand und gab ihr ein eindeutiges Zeichen, weiterzugehen. „Verschwinde und kümmere dich um deinen Kram. Was ich mache, geht dich nichts an.“
    Was er nicht wusste war die Tatsache, dass er bei Sally bereits die Hemmschwelle überschritten hatte. Das Böse in ihr wurde nun erst richtig aktiv. Wutentbrannt loggte sie sich in sein Hirn ein und befahl ihm, einige Schritte nach rechts zu tun. Bloß ein paar Schritte – Schritte in Richtung Tod. Für eine Sekunde stand er mitten auf der dicht befahrenen Straße.
    Der Lastwagenfahrer hatte sein vierzig Tonnen schweres Gefährt gerade auf geschätzte fünfunddreißig Meilen hochbeschleunigt. Das Fahrzeug jetzt wieder bis zum Stillstand abzubremsen war für ihn nicht in der notwendigen Zeit möglich. Da er den Mann erst zu spät wahrnahm, reichte seine eingeleitete Vollbremsung erst recht nicht aus, um den folgeschweren Unfall abzuwenden.
    Dort, wo gerade noch der Hundebesitzer stand, befanden sich nun ein paar Blutspritzer auf der Straße. Sein toter Körper hatte sich am Kühler des Lastwagens verfangen und fiel, nachdem das Fahrzeug endlich stoppte, wie ein nasser Waschlappen auf den Asphalt. Er hatte keine Schmerzen erlitten. Er war sofort tot.
    Sally hingegen zeigte keinerlei Gefühlsregungen und stieg wieder in ihr Auto. Wie ein Roboter kontrollierte sie die Bremse, Kupplung, Gangschaltung und den nachfolgenden Verkehr und fuhr anschließend weiter nach Hause. Während der Rückfahrt wurde ihr Bewusstsein wieder eingeschaltet. Sie konnte sich an kein Detail ihrer Tat erinnern.

Die Stahlpresse
     
    John fürchtete den Anblick von Blut, denn sein Kreislauf erlitt einen Zusammenbruch, sobald er größere Mengen davon sah. Eine größere Menge konnte ein Teelöffel voll sein. Deshalb arbeitete er in einem Berufsfeld, in dem er mit Blut nichts zu tun hatte.
    Heute stand die Besichtigung einer Fertigungsstraße für Kraftfahrzeuge auf seinem Tagesplan. Es ging um die Programmierung der Schweißroboter und um die Optimierung der Fertigungsabläufe. Bei dieser Gelegenheit wollte er unbedingt die Blechpresse besichtigen, die mit zweihundertfünfzig Tonnen Gewicht aus einem Stahlblech ein Teil eines Autos formte. Die Presse benötigte hierfür nur ein paar Sekunden. Sie war sehr gut abgeschirmt, damit kein Mensch in den Gefahrenbereich eindringen konnte. Nur über spezielle Sicherheitstüren konnte man überhaupt in diesen Bereich gelangen.
     
    „Sie dürfen hier auf keinen Fall hineingehen. Es ist extrem gefährlich. Stellen Sie sich vor, Sie würden unter die Presse gelangen. Von Ihnen wären nur noch ein paar Spritzer an den Wänden übrig“, erklärte ihm ein Arbeiter und zeigte auf den massiven Stempel, der rhythmisch auf und ab donnerte.
    John wagte einen kritischen Blick auf die gewaltige Hydraulik, die die Pressenhälften aufeinander bewegte. Als er sah, wie mühelos die Presse aus einem Metallblech ein Chassisteil formte, staunte er nicht schlecht. „Mit wie viel Tonnen Gewicht arbeitet sie?“
    „Das Gewicht

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