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Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Titel: Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Schaberick
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mich in einer Fußgängerzone. Ich hätte weiterfressen können, bis ich platzen würde. Doch glücklicherweise wachte ich schließlich auf. Es war nicht schön, dermaßen brutal zu sein. Aber es erfüllte mich mit Genugtuung. Endlich konnte ich mich an den Menschen rächen, die ständig die Natur zerstörten. Ich hatte ihnen gezeigt, wie es sich anfühlt, wenn die Natur zurückschlägt.“
    Sarah lauschte den Erzählungen der Erwachsenen und bekam große Angst. Sie versetzte sich jeweils in die Erzählerin oder den Erzähler und durchlebte gedanklich den jeweiligen Albtraum. Eine Sechsjährige war noch nicht in der Lage, die Geschichten mit einer gewissen Distanz zu betrachten. Für sie war die Geschichte im Moment des Erzählens Realität. Doch es kam noch schlimmer, denn plötzlich setzte auch ihre Erinnerung an die vergangene Nacht und an ihren Traum wieder ein. Die Erwachsenen hatten sie bewusst in ihre Mitte genommen, denn sie waren davon überzeugt, dass auch sie von Albträumen heimgesucht wurde.
    „Mami, ich habe auch so einen bösen Traum gehabt. Meine Freunde hatten mir einmal von einem Gruselfilm erzählt. Da gab es einen Mann, der Freddy Krüger hieß. Er war hässlich, ganz fürchterlich hässlich. Er trug einen rot-grau gestreiften Pullover und hatte ein verbranntes Gesicht.“
    „Ja, mein Schatz, den kenne ich. Das ist ein Film, der nicht für Kinder geeignet ist. Ich hoffe nicht, dass du ihn gesehen hast“, antwortete Sally.
    „Nein, den habe ich noch nicht gesehen. Ich glaube aber, dass das, was ich geträumt habe, schlimmer ist, als dieser doofe Film. Ich war so etwas Ähnliches wie dieser Freddy Krüger. Als die Menschen schliefen, ging ich zu ihnen und tötete sie in ihren Träumen. Ich hatte einen Handschuh an der rechten Hand. Aus dem Handschuh kamen Messer heraus. Mit diesen Messern habe ich die Menschen ganz böse verletzt. Sie haben danach ganz schlimm geblutet. Die meisten sind danach nicht mehr aufgestanden. Ich glaube, sie waren tot. Sie waren aber nicht nur in ihrem Traum tot, die waren richtig tot. Also auch, als sie wieder aufgewacht waren. Ich konnte den Menschen Albträume machen. Und sobald sie dann träumten, konnte ich loslegen.“
    „Oh Gott, wie fürchterlich!“, sagte Sally und tröstete ihre Tochter. „Hoffentlich träumst du so etwas Schlimmes nicht noch einmal. Du weißt aber, dass ein Traum keine Wirklichkeit ist. Du wirst niemals so ein böser Mensch sein, wie dieser Freddy Krüger. Dieser Mann ist auch nur in der Fantasie entstanden. Ein Mann mit besonders gruseliger Fantasie hat ihn erfunden. Du darfst nicht glauben, dass es so etwas wirklich gibt. Man kann nicht in Träume anderer Menschen eindringen. Das ist wirklich nur Fantasie. Weißt du das?“
    „Ja, Mami, das weiß ich. Und doch war es so echt. Ich habe richtig gefühlt, wie die Messer an meinen Fingern heraus klappten und ich damit… oh nein, ich möchte nicht mehr daran denken!“ Sarah begann zu weinen, als sie sich bildlich vorstellte, wie sie mit den Messern an den Fingern die Haut ihrer Opfer aufschlitzte.
     
    Nachdem sich alle ihrer bösen Träume entledigt hatten, begannen sie die Suche nach dem Grund für ihre ungewöhnliche Fantasie. Woher kamen diese Albträume, was führte dazu, dass sie böseste Fantasien entwickelten und Gewalt entweder anderen Menschen antaten oder sie selbst erfuhren?
    „Warum müssen wir diesen Unsinn träumen?“, fragte Franklyn. „Können wir nicht morgens aufstehen und uns nette, schöne Träume erzählen? Wir könnten von einem herrlichen Urlaubsparadies träumen. Palmen, weiße Strände, Kokosnüsse. Eiskrem. Stattdessen träumen wir von Mord und Totschlag, Folter und Qual. Schön ist etwas Anderes.“
    „Ich befürchte, es war der Alkohol in Verbindung mit der Wärme“, antwortete John , glaubte aber selbst nicht an seine Theorie.
    „Und wie erklärst du dir, dass Sarah auch Albträume hatte? Sie hat te keinen Alkohol getrunken, dafür ist sie noch viel zu jung. Sie hatte auch nicht die gleichen Erlebnisse wie wir. Sie spielt mit Kindern oder mit Don Camillo im Garten, sie planscht im Wasser und hat ein sorgenfreies Leben. Sie muss vor nichts Angst haben. Sie hat niemandem etwas getan.“
    „Oh ja, damit ist meine Theorie wohl hinfällig. Also scheidet der Alkohol aus. Es muss also einen anderen Auslöser geben. Etwas, das wir alle gemeinsam haben. Es ist nur die Frage, was es sein könnte. Wir haben gestern alle gemeinsam gefeiert. Lassen wir den Alkohol

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