Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
dermaßen viel Verantwortung auf seine m Posten hätte, der er mit einer vorhandenen Krankheit wie MS nicht mehr ausreichend nachkommen könnte. Da er ihm aber bewiesen hatte, dass er sich momentan uneingeschränkt bewegen kann, drückte er ein Auge zu und unterschrieb. Erst zögerte er ein wenig, doch dann schlug er mit einem Lächeln und voller Elan den Firmenstempel unter seine Unterschrift auf das Dokument.
Carla und Carlos waren beide sehr gute Mathematikstudenten gewesen, die jetzt einer Tätigkeit in der Forschung nachgingen. Sie fertigten unter anderem Präzisionsteile für miniaturisierte Maschinen und Roboter, bei denen es auf hundertstel, wenn nicht sogar tausendstel Zoll ankam. Diese Teile waren beizeiten dermaßen klein, dass man sie nur noch unter dem Mikroskop betrachten konnte. Ruhe, Ausdauer, Ausgeglichenheit sowie Konzentrationsfähigkeit standen auf ihrem Posten an erster Stelle. Carlos konnte in letzter Zeit dieser Tätigkeit nicht mehr nachkommen. Er musste in Zusammenarbeit mit Carla die Arbeit am Computer übernehmen. Immer öfter stieß er unabsichtlich Dinge vom Tisch, da seine Hände plötzlich zuckten. Zu häufig waren frisch gefertigte Teile heruntergefallen, die nach ihrer völligen Zerstörung einen erheblichen, finanziellen Schaden verursachten. Eines Tages hatte er sogar ein Mikroskop heruntergeworfen, das erst nach einer sehr aufwändigen Reparatur wieder genutzt werden konnte. Diese Belastung war für die Firma nicht mehr tragbar gewesen.
Doch jetzt wuchs in Carlos wieder die Hoffnung, seine ehemalige Tätigkeit wieder ausführen zu können. Mit Gottes Hilfe würde er es schaffen. Ja, das würde er! Eine Erklärung für sein Glück hatte er bis heute nicht gefunden, also dankte er jeden Morgen und Abend mit einem Gebet dem lieben Gott.
Carla hingegen beschlich eine gewisse Ahnung über den Vorfall. Sie glaubte, dass wieder einmal eine dieser seltsamen Fähigkeiten bei ihr aufgetreten war. Sie konnte sie nicht steuern, und sie konnte sie nicht bewusst ein- und ausschalten. Sie kam plötzlich, und sie konnte auch nicht fühlen, wann sie darüber verfügte. Somit wusste sie auch nicht, welche Art von Fähigkeit sie heimgesucht hatte. Vermutlich musste sie jetzt damit leben, Dinge bewirken zu können, zu denen andere Menschen niemals in der Lage sein würden. Eigentlich war es nichts Schlechtes, jemandem helfen zu können, doch wäre es schön, steuern zu können, wann man wem bei welchem Malheur helfen kann. Allerdings stellte sich ihr nun wirklich die Frage, ob es tatsächlich sie war, die ihm geholfen hatte oder ob es durch puren Zufall geschehen war. Wie sollte sie das nur herausfinden? Sie stand vor einem scheinbar unlösbaren Rätsel.
Das gemeinsame Abendessen mit ihren Freunden genoss Carla jedes Mal aufs Neue. Sie lachten, erzählten ihre Tageserlebnisse oder alberten einfach nur herum. Doch dieser Abend sollte nicht mit Albernheiten versüßt werden. Carla hatte etwas Wichtiges zu berichten.
„Hört mir alle gut zu“, begann sie ihre Geschichte. Sofort stoppte das allgemeine Gemurmel, und alle richteten ihren Blick und ihre Ohren auf Carla.
„Was gibt es?“, „Schieß los.“ „Was ist geschehen?“ bekam sie zu hören.
„Gestern hatte mich ein Kollege angerufen, der seit langer Zeit unter MS leidet. Er sollte entlassen werden, da er den Anforderungen seiner Arbeit nicht mehr gerecht werden kann. Man konnte ihn mittlerweile auch nicht mehr für leichtere Tätigkeiten einsetzen, da die Krankheit zu weit fortgeschritten war.“
„Was meinst du mit fortgeschritten war ? Hat sich die Krankheit in Wohlgefallen aufgelöst?“, fragte Franklyn, riss die Augen auf, zog die Augenbrauen nach oben und zog die Stirn kraus, um seiner Frage mehr Ausdruck zu verleihen.
„Es scheint so, ja“, antwortete Carla trocken.
„Du willst uns einen Bären aufbinden, MS verschwindet nicht von heute auf morgen“, stellte er sachlich fest und damit Carlas Äußerung in Frage.
„Wenn ich es dir doch sage. Die Krankheit scheint ta tsächlich ohne ersichtlichen Grund verschwunden zu sein. Und das spurlos. Der Kollege heißt Carlos. Sicher habe ich von ihm schon einmal erzählt.“
„Ja, das hast du“, sagte John neugierig. „ Und er ist jetzt wieder völlig gesund?“
„Er rief mich an und erzählte, dass der liebe Gott ihm die Gesundheit zurückgebracht hat te. Anschließend kam er ins Büro und musste nicht mehr hinken. Er konnte sich bewegen, als wäre er nie krank
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