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Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Titel: Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Schaberick
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verloren.“
    Mittlerweile stand auch die Ehefrau des Nachbarn in der Tür und bestaunte fassungslos den plötzlich wieder gesund vor ihr stehenden Carlos. „Wie hast du das geschafft?“, fragte sie ihn mit Tränen in den Augen. Gleich musste sie ihn anfassen, ihn drücken, befühlen, als wäre es nur ein Geist, der vor ihr stand.
    „Ich weiß es nicht, aber ich kann Euch sagen, dass ich unendlich dankbar und glücklich bin.“
     
    Der nächste Tag sollte eine Wende in Carlos‘ Leben bringen. Er frühstückte ausgiebig und machte sich anschließend ein paar Brote für die Arbeit fertig. Liebevoll schmierte er die Brote, packte sie in Pergamentpapier und danach in Plastikbeutel. Eigentlich sollte er heute seine privaten Dinge aus seinem Büro heraus räumen. Zumindest hatte sein Noch-Chef das so für ihn geplant. Doch er plante eigenmächtig eine grundlegende Änderung dieses ihm nicht willkommenen Tagesablaufs. Nachdem er in der Küche aufgeräumt hatte, schnappte er sich seine Tasche, die mit ein paar Utensilien für das Büro und natürlich mit seinen Broten gefüllt war und seine Schlüssel, verließ die Wohnung, ging zu seinem Auto und fuhr zu seinem Arbeitsplatz – so wie er es immer getan hatte. Seine Kolleginnen und Kollegen betrachteten ihn mitleidig, trauten sich aber nicht, etwas ihrer Meinung nach Passendes zu sagen. In ihren Augen gab es vermutlich gar nichts Passendes, also bevorzugten sie es zu schweigen.
    „Hey, Kollegen, was seht Ihr mich so seltsam an? Ist Euch eine Laus über die Leber gelaufen?“
    Erst jetzt erwachten sie aus ihrer Starre und bemerkten, dass er gar nicht mehr humpelte. Er zog seine Beine nicht mehr hinter sich her, sondern lief völlig normal, so, wie jeder andere, gesunde Mensch.
    „Carlos, du kannst wieder normal laufen? Was ist pa ssiert?“, fragte ein Kollege völlig überrascht.
    „Das weiß ich nicht. Frag den lieben Gott dort oben, er hat es getan. Ich weiß nicht, wie ich es verdient habe, aber er hat mich tatsächlich vollständig geheilt. Meine Krankheit ist völlig verschwunden. Heute geht es mir sogar noch besser, als gestern. Und gestern ging es mir schon verdammt gut.“
    Immer mehr Kolleginnen und Kollegen standen von ihren Stühlen auf oder drehten sich um, als sie die Unterhaltung mitbekamen. Sie waren allesamt neugierig und höchst erfreut, dass ihr lieber Kollege plötzlich wieder kerngesund vor ihnen stand. „Dann kannst du bei uns bleiben?“, fragte ein blondes, sehr attraktives Mädchen von ungefähr dreißig Jahren und lächelte ihn verträumt an.
    „Ja, Sammy, ich werde dir hoffentlich noch weiter auf die Nerven gehen können. Ich habe es bloß noch nicht unserem Chef erzählt. Er weiß noch nichts von meinem Glück.“
    „Dann aber nichts wie los, geh direkt hin zu ihm. Heute hat er besonders gute Laune. Er freut sich bestimmt unheimlich, dass es dir wieder so klasse geht.“
    Motiviert und voller Schwung ging Carlos direkt in Richtung Büro seines Chefs. Er klopfte, als wollte er ihm die Tür einschlagen, gegen das Holz.
    „Herein“, hörte er von drinnen. Dann öffnete er die schwere, massive Holztür, die vermutlich mit Metallstreben durchsetzt war.
    „Guten Morgen, Chef.“
    Jetzt begann der schwierige Part. Er musste seinen Chef davon überzeugen, dass er nicht mehr krank war. Doch dieser würde ihm sicher nicht glauben. Eine Krankheit wie MS verschwindet nicht von heute auf morgen, und schon gar nicht von allein. Ganz im Gegenteil: Die Krankheit wird in der Regel von Jahr zu Jahr schlimmer, bis der oder die Betroffene schwere Einbußen im täglichen Leben über sich ergehen lassen muss. Doch Carlos schaffte es, ihn davon zu überzeugen, dass er sich wieder uneingeschränkt bewegen kann. Er tanzte, sprang, zeigte komplizierte Bewegungsabläufe, fädelte in aller Ruhe einen Faden in eine Nadel ein und führte das gleiche noch einmal hinter seinem Rücken durch. Sein Chef staunte nicht schlecht, vor allem, als er die letzte Vorführung begutachtete. Er selbst konnte keinen Faden in eine Nadel einführen, ohne hinzublicken, geschweige denn, hinter dem Rücken. Also ließ er sich erweichen und gab ihm einen Vertrag unter Vorbehalt. Sie sprachen ab und hielten schriftlich fest, dass der Vertrag sofort hinfällig sei, wenn die Krankheit wieder ausbrechen würde. Carlos ließ sich darauf ein. Damit konnte er leben. Besser einen Knebelvertrag, als gar keinen, dachte er sich.
    Sein Chef machte ihn noch einmal darauf aufmerksam, dass er

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