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Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Titel: Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Schaberick
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musste.
    Als sie sich nach einer gefühlten Minute wieder vone inander lösten, verspürte Carlos eine seltsame Wärme in seinem Körper aufsteigen. Ein wunderschöner Gedanke schoss ihm plötzlich durch seinen Kopf: Hatte er sich womöglich verliebt? Das war doch absurd. Gerade in seiner Situation sollte er jetzt nicht an Liebe denken, sondern an seine finanzielle Situation und vor allem an seine körperliche Verfassung. Carlos wollte sich von diesem Gedanken lösen, konnte es aber nicht. Der Gedanke an Liebe war wie ein Grashalm für ihn, an den er sich klammern konnte. Hatte die zufällige Namensähnlichkeit vielleicht etwas damit zu tun, dass er so fühlte? Empfand sie denn auch etwas für ihn?
    Als es Carlos wieder ein wenig besser ging, verabschiedeten sie sich liebevoll voneinander. Carla ging betrübt zurück zu ihrem Arbeitsplatz, und Carlos drehte sich ebenfalls um, um anschließend ebenfalls zu seinem Platz zu gehen. Als Carla sich an ihren Computer setzte, stellte sie fest, dass sie vergessen hatte, sich den Kaffee zu ziehen, den sie sich eigentlich hatte holen wollen. Carlos ging ebenfalls zu seinem Arbeitsplatz und bemerkte, dass die Wärme, die Carla in ihm ausgelöst hatte, noch immer ein wohliges Gefühl in ihm verbreitete. Es war wunderschön, von jemandem gemocht zu werden. Und wenn sie ihn auch nicht liebte, so zeigte sie aber, dass sie doch ein paar Gefühle für ihn übrig hatte. Vielleicht war es nur Sympathie unter Kollegen, vielleicht war es aber auch mehr als das.
     
    Als Carlos sich hinstellte und überlegte, an was er sich am besten festhalten sollte, damit er nicht umfiel, stellte er fest, dass sein Schwindelgefühl völlig verschwunden war. Lag es am guten Kaffee aus dem Automaten? Nein, das konnte nicht sein, er war nicht besser geworden. Lag es vielleicht am Wetter? Oder ging es ihm heute einfach nur gut? Ein Lächeln ging ihm über sein Gesicht, als er feststellte, dass er auch beim Gehen keinerlei Probleme verspürte. Doch er sollte nichts überstürzen und sich zu früh freuen, denn dann wäre die Enttäuschung umso größer, falls er sich geirrt haben sollte und der alte, schlechte Zustand wieder einkehrte. Erst einmal wollte er abwarten, bis er zu Hause war. Zu Hause konnte er in Ruhe beurteilen, ob es ihm wirklich besser ging.
     
    Eine Stunde später befand er sich schließlich in seiner Wohnung. Es war sehr mühsam gewesen, sich dorthin zu bewegen, denn das Gehen fiel ihm immer schwerer. Doch auch zu Hause änderte sich sein plötzliches, unerwartetes Wohlbefinden nicht zum Negativen. Noch immer war das Schwindelgefühl nicht wieder aufgetaucht. Er hatte die völlige Kontrolle über seine Muskulatur wieder zurückerlangt. Er stolperte nicht mehr über seine eigenen Füße, sogar seine behäbigen Bewegungen waren vollends verschwunden. Es war ein Gefühl, als wäre er überhaupt gar nicht krank. Träumte er? War er überhaupt wach? Vielleicht bildete er es sich nur ein, und das ganze Wohlgefühl war bloß ein Produkt seiner Fantasie. Also kniff er sich in die Wangen, stellte aber fest, dass er Schmerz verspürte. Es konnte somit kein Traum sein, denn in der Regel verspürt man in Träumen keine oder nur geringe Schmerzen.
    Völlig aus dem Häuschen rief er Carla an, die schon seit Jahren seine absolute Lieblingskollegin war. Sie hatte immer ein offenes Ohr für seine Probleme und hatte ihn mittlerweile mehr als tausend gute Ratschläge gegeben. Sicher würde sie sich freuen, wenn er ihr berichten würde, dass es ihm plötzlich unglaublich gut ging. Also stolzierte er – ohne Krückstock – zum Telefon, hüpfte über die Teppichkante, die ihm jeden Tag als zuverlässige Stolperfalle diente, ergriff den Hörer und wählte hastig ihre Nummer. Erst jetzt wurde ihm gewahr, dass er ihre Telefonnummer auswendig eintippen konnte. Seit Wochen hatte er jedes Mal vor dem Anrufen ins Telefonbuch blicken müssen, um sie anzurufen, obwohl er die Nummer eigentlich auswendig können musste. Seine Gedanken folgten plötzlich wieder geregelten Wegen. Es war ein Traum, ein Tagtraum, den er bei völligem Bewusstsein erlebte.
    Als er Carlas Stimme hörte, konnte er plötzlich nicht mehr reden. Ein riesengroßer Kloß hing ihm im Hals und nahm ihm die Fähigkeit, geradeaus zu reden. Mit heller, gequetschter Stimme brachte er gerade mal das Wort Carla hervor.
    „Hey, Carlos, wie geht es dir heute?“, fragte sie b esorgt, denn sie befürchtete das Schlimmste. Sie glaubte, sein Zustand hätte sich

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