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Titel: B00DJ0I366 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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haben ihr Gepäck im Hotel zur Verwahrung gegeben. Sie haben Zeit, nach der Finissage essen zu gehen und anschließend mit dem Bus vom Piazzale Roma zum Flughafen zu fahren. Sam ist guter Dinge, als sie nach dem Frühstück im Hotel mit Roman das nächstbeste Vaporetto besteigt, um einmal den Canal Grande hinaufzufahren. Am Bahnhof steigen sie aus und fahren mit dem nächsten Boot die gleiche Strecke zurück. Sam fühlt sich stark und schön in Lunas Kleid, mit den schicken Schuhen und Romans Arm um ihren Schultern. Die Ausstellung, um derentwillen sie gekommen sind, schrumpft in ihrer Empfindung zu einem unwichtigen Detail, das sie auf dieser Reise mitnehmen, weil es sich anbietet. Lebenslust erfüllt Sam, ein Gefühl, das sie lange nicht gespürt hat. Sie lehnt ihren Kopf kurz an Romans Schulter. Über den Palazzi wölbt sich der blaue Himmel.
    Das Vaporetto schaukelt unter seiner Last, immer mehr Touristen, beladen mit Rucksäcken und Kameras, drängen an Bord. Froh, dem Gedränge zu entkommen, steigen Sam und Roman an der Accademia aus und schlendern Arm in Arm zum Museum. Roman trägt einen grauen Anzug mit dezent violetter Krawatte, ein Outfit, das sie ihm nicht zugetraut hat. Es ist ein eigenartiges Gefühl, so nebeneinander her durch die Gässchen zu spazieren. Im Fenster eines Restaurants zwinkert Sam ihrem Spiegelbild zu. Alles passt, nur das Haar ist nach wie vor langweilig. Sie hat die dicken Strähnen hinter den Ohren festgesteckt. Besser als der Pferdeschwanz.
    »Schau!« Roman weist auf die Menschentraube vor dem Museum. Da wird gelacht und geschwatzt, Fotografen tummeln sich, Presseleute. Roman angelt seinen Presseausweis aus der Jacketttasche.
    »Willst du darüber schreiben?«, fragt Sam verblüfft. »Über die Finissage?«
    »Kunst war nie mein Metier«, antwortet er.
    Sie fragt ihn nicht, was eigentlich sein Metier war, bevor es mit seiner Karriere bergab ging, sie weiß nicht, was den Absturz ausgelöst hat. Viel zu beschäftigt war sie mit ihren eigenen Problemen, um bei Roman genauer nachzufragen. Das ist eigentlich nicht Sams Stil, und ein hämisches Schuldgefühl macht sich in ihr breit. Sie ist in der Überzeugung erzogen worden, dass die Schwierigkeiten und Belange anderer mindestens ebenso wichtig sind wie die eigenen, wenn nicht wichtiger. Zumindest, wenn es um die Bedürfnisse ihrer Mutter geht.
    Plötzlich fragt sich Sam, wie sie geworden wäre, wenn sie in einer anderen, unkomplizierten Familie aufgewachsen wäre, wo man sich fröhlich durch den Kakao zieht und freche Witze reißt, die Frotzelei indes nur bedeutet, dass man sich einander nah weiß.
    Roman nimmt die Tickets aus der Tasche und reicht sie der Dame, die in einem weißen Kleid und schwarzem Hut an der Tür steht und die Gäste begrüßt.
    »Benvenuti, Signori, welcome.«
    Sam nickt ihr freundlich zu. Der Vorraum, in dem Menschentrauben zusammenstehen und plaudern, ist festlich geschmückt. Frische Gladiolen stehen in hohen weißen Vasen. Helle Vorhänge, zart wie der Frühlingswind, bauschen sich vor den geöffneten Fenstern. Das Gefühl, beobachtet zu werden, ist weg. Sam ist einfach nur eine Besucherin auf einer Ausstellung. Eine Frau, die für ihr Interesse an den Gemälden einer berühmten Künstlerin nach Venedig geflogen ist. Wie wahrscheinlich alle Gäste der Finissage, die nicht für die Medien arbeiten. Da sind keine Touristen und Venezianer, sondern gestylte Typen, Menschen aus der Szene, Cracks, Kunsthungrige. Eine Frau mit superkurz geschorenem Haar steht mit einem Glas Prosecco da und mustert die Neuankömmlinge, sie trägt ein enges weißes Top und eine weiße Pluderhose, dazu rosafarbene Flipflops. Ein Fotograf lichtet sie ab, doch sie sieht demonstrativ in eine andere Richtung, die Miene unbewegt.
    »Das ist Mimi Stington, die Bildhauerin«, flüstert Roman Sam ins Ohr.
    »Du kennst dich gut aus dafür, dass die Kunst nicht dein Ressort ist.«
    »Boulevard.«
    »Was?«
    »Ich war im Boulevard.«
    Sam wird ein wenig flau im Magen. »Und Mimi Stington?«
    »Die Geliebte eines Staatssekretärs im Bundesfinanzministerium.«
    »Ach nee.« Sam lacht. Sie nimmt sich fest vor, auf dem Rückflug mit Roman über seinen Beruf zu sprechen, über seine Interessen, seine Angelegenheiten.
    Direkt neben ihr explodiert ein Blitzlicht. Sie fährt herum. Wenige Schritte entfernt hält ein Fotograf seine Kamera im Anschlag. Er drückt auf den Auslöser. Hat auf Serienaufnahme gestellt. Snsnsn macht die Kamera.
    Sam ist zu gut

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