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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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stramm und freut sich auf das Lamm.
    Kannst du dir das merken?“, fragte er leise und ließ seinen Blick achtsam durch die Konditorei schweifen.
    „ Na klar!“, posaunte ich und machte mich wieder auf den Heimweg.
    Kaum war ich wieder auf mich allein gestellt, sprang ich übermütig mit meinen Lackschuhen von einer Regenpfütze in die nächste und verinnerlichte mir dabei meinen Text:
    “Die Wurst ist rund und stramm - Platsch, Platsch - und freut sich auf das Lamm - Platsch, Platsch!“
    Das wiederholte ich mehrmals hintereinander . Nicht nur um den Reim nicht zu vergessen, sondern auch, um die Blutspuren von meinen Lackschuhen aufzulösen. Meine befremdliche Taktik, Lernen und Sauberkeit auf spielerische Weise in Einklang zu bringen, fand jedoch ein zähes Ende, als ich tollkühn in eine Riesenpfütze vor einer Bushaltestelle sprang und damit eine Revolte anzettelte.
    Man beschimpfte mich als Rotzgöre , und ein älterer Mann rannte mir sogar hinterher, um mir mit seinem Regenschirm nach dem Leben zu trachten. Als hätte ich mit meinen roten Mantel einen tollwütigen Stier zu einer Treibjagd animiert, fegte ich im Jagdgalopp über den Fahrstreifen, obwohl die Ampel mir bereits Orange anzeigte.
    Es kümmerte mich auch wenig, als ich die Tüte Plätzchen aus meinem Korb verlor, und erst recht nicht, als hinter mir Autoreifen quietschten, es einen dumpfen Schlag gab und Leute entsetzt aufschrie en. Nichts konnte mich aufhalten.
    Erst als ich aufgrund meiner überhöhten Geschwindigkeit, beim Einbiegen in die Rosshalde aus der Kurve flog und eine alte Mauer rammte, drosselte ich mein Tempo auf Schrittgeschwindigkeit.
    Trotzdem stand ich Kunigunde völlig außer Atem gegenüber, als sie mir erwartungsvoll die Tür öffnete und mich mit ungeduldiger Miene zum Reden herausfordern wollte. Obwohl ich hechelnd nach Luft schnappte, meine Wangen wie Herdplatten glühten und aus meinen aufgeweichten Schuhen das Schmutzwasser quoll, interessierte sie sich lediglich, ob Herr Hugo etwas für sie ausgerichtet hatte.
    „ Tante ich bin ganz kaputt - ein Mann wollte mich mit seinem Schirm erschla ... “
    „ Was hat Hugo gesagt?“, unterbrach sie mich barsch.
    „ Also ... äh, er hat gesagt. Hm, wenn ich es dir sage, darf ich dann heute mit deiner Schmuckschatulle spielen?“
    „ Ja, ja du darfst“, versprach sie und verdrehte ungeduldig ihre Augen.
    „ Also, er hat gesagt: Das Lamm ist rund und stramm und wartet auf ... “
    Kunigunde verzog ihr Gesicht . Zwischen ihren fein gezupften Augenbrauen bildete sich eine zornige Falte. Dabei nahm sie mich mit blitzenden Augen ins Visier. In diesem Moment fiel mir der Reim schlagartig wieder ein.
    Ich muss mich selbst übertroffen haben, denn Kunigunde machte einen Luftsprung und klatschte freudestrahlend in ihre Hände. Dann nahm sie mir endlich den schweren Korb aus der Hand . Entledigte mich meines durchnässten Mantels und hopste beschwingt auf ihren hohen Hacken ins Badezimmer, um sich Badewasser einzulassen.
    „ Ich habe heute keine Zeit für dich, weil ich Besuch bekomme! Du kommst doch allein zu recht Kleines, oder?“, hörte ich kurze Zeit später ihre Stimme aus dem Bad hallen.
    „ Na klar, Tantchen. Mach dir keine Sorgen. Darf ich mir jetzt die Schatulle holen?“, nervte ich Kunigunde, die inzwischen inmitten riesiger Schaumberge saß und ausgelassen vor sich hinträllerte.
    „ Wenn du mir versprichst, dass du den heutigen Abend artig in deinem Zimmer verbringst … und die Katzen fütterst. Vielleicht die Wäsche noch bügelst, den Kamin im Schlafzimmer reinigst, die Asche hinausschaffst. Ach ja, und neues Holz von draußen hereinholst, falls noch welches da ist. Ansonsten musst du neues Holz hacken. Kannst du das überhaupt Schätzchen? Oder bist du dir zu fein dazu?“, sinnierte sie laut und schaute mich skeptisch an.
    „ Überhaupt kein Problem!“, tat ich mich wichtig. Als würde ich mich auf das Roden ganzer Wälder verstehen.
    „ Aber dann gibst du mir die Schatulle, versprochen?“
    Ich bekam keine Antwort, da Kunigunde kurz abgetaucht war und ich warten musste, bis sie mit zugehaltener Nase und einer lustigen Schaumkreation auf dem Kopf wieder auftauchte.
    „Steh doch nicht so dumm herum, mach dich an die Arbeit!“
    Ich war heilfroh, dass sie mich nicht noch damit beauftragt hatte, Erbsen und Linsen zu zählen . Deswegen fackelte ich nicht lange und stürzte mich wie eine gehorsame Leibeigene in die Arbeit. Gedanklich zumindest. Denn als ich das

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