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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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den Freundinnen. Solange man solo ist, sind sie ein guter Zeitvertreib. Aber sobald man fest liiert ist, erweist sie sich meist als überflüssig, oder gar als gefährlich. Schließlich bestünde die Gefahr, dass sie einem den Mann ausspannt. Melchior wäre so ein Fall gewesen. Nach dem hätte sich jede die Finger abgeleckt. Jedenfalls hätte ich es so gemacht, wenn ich die Freundin von Melchiors Freundin gewesen wäre. Nun, das war vorbei.
    Auf dem Friedhof war es auch schön. Hier widmete ich mich liebevoll der dekorativen Grabgestaltung. Das Graben, Pflanzen und Unkraut jäten, im Schutze der Grabsteine , war eine willkommene Abwechslung für mich. Hier lernte ich auch Leute kennen. Wie zum Beispiel Holger, den Totengräber, oder Jens, den Heizer. Die gesellten sich eines schönen Tages auf meine Bank. Und als mir der Holger ein leckeres Butterbrot aus seiner Brotbüchse anbot, und der Jens mir einen Becher Kaffee aus seiner Thermoskanne reichte, und mir sogar schützend seinen Arm um meine Schulter legte, da fühlte ich mich geborgen. Ich klagte den beiden natürlich mein Leid. Sie trösteten mich und waren einstimmig der Meinung, dass ich wohl den größten Fehler meines Lebens begangen hatte.
    Aber in der Regel , saß ich allein auf meiner Bank. Zu meiner Rechten die Gießkanne, zu meiner Linken, meine Grabwerkzeuge, und in meiner Hand ein Grablicht, an dem ich mir die Hände wärmte und dabei stumm vor mich hindöste.
    Manchmal hatte ich den Eindruck, dass ich mich mit meiner asketischen Lebensweise nur selbst betrafen wollte. So wie man eine Krankheit ausschwitzt e, hoffte ich, dass mir die bittere Reue endlich aus den Poren kroch. Aber meine Poren öffneten sich nur widerwillig.
    So verbrachte ich auch den Heiligabend auf dem Friedhof. Ich saß auf meiner Bank und bewunderte mein selbst gebundenes Tannengesteck, das nun so schön auf dem Grab lag. Ich fühlte mich in diesem Moment rundum zufrieden. Vielleicht weil ich nicht mehr viel vom Leben erwartete. Vielleicht lag es auch an dem Glühwein, den ich mir aus meiner Thermosflasche genehmigte, oder an dem Ort der Vergänglichkeit, der mir wieder Lust aufs Leben machte. Ich weiß es nicht, jedenfalls überfiel mich eine unvermittelte Glücksseligkeit, als ich da so mutterseelenallein auf meiner Bank saß, vor mich hinträumte und die dicken Schneeflocken betrachtete, die wie Federn vom Himmel fielen und vergebens versuchten, das flackernde Licht der Kerze zu löschen. Ja, da fühlte ich mich plötzlich genau so unverwüstlich wie die Kerze. Stark genug, um einen Neuanfang zu starten.
     
    Einen Monat später war ich überzeugt davon, mein Opfer erbracht zu haben. Ich fühlte mich wieder in der Lage, dem Leben ein paar optimistische Grundzüge abzugewinnen. Allerdings noch nicht sattelfest genug, um an der Verlobungsfeier meiner Schwester teilzunehmen. Der Gedanke, mich am Liebesglück anderer zu quälen, erfüllte mich mit Unbehagen. Das hätte mir einen erheblichen Rückschlag versetzt und meinen Genesungsprozess gefährdet. Auch wenn meine Mutter völlig aus dem Häuschen war, als sie mir erzählte, dass sich meine Schwester Rosalie mit ihren Chef verloben wollte.
    „ Er ist Frauenarzt“, sagte sie ehrfürchtig.
    Als wäre meine Schwester jetzt gebenedeit unter den Weibern, einen Mann zu haben, der den ganzen Tag damit beschäftigt war, seine Hände in die Geschlechtsteile wildfremder Frauen zu stopfen.
    „ Die Ärmste“, habe ich geantwortet und es auch so gemeint.
    Meine Neugierde hielt sich in Grenzen. Die Chance von einem Buch erschlagen zu werden, war meines Erachtens größer, als dass ich beim Anblick meines zukünftigen Schwagers vor Neid einem akuten Kreislaufkollaps erl ag. Meiner Erfahrung nach, hatten Frauenärzte die Ausstrahlung einer defekten Glühbirne. Aus diesem Grund hatten sie diesen Beruf ergriffen, damit sie das, was ihnen in der freien Wildbahn entgangen war, unter dem medizinischen Deckmantel nachholen konnten. Ich für meinen Teil, hatte jedenfalls Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel: Frau von Stein einen Besuch abzustatten. Nicht nur, um mich an ihrem großzügigen Wohnkomfort zu erfreuen, sondern um sie freundlicherweise davon in Kenntnis zu setzen, dass sie mit ihren letzten beiden Mieten im Rückstand lag.
    Ich parkte mein Auto vor dem kleinen Wäldchen und lief den Rest des Weges zu Fuß. Durch das Dickicht der Bäume, konnte ich erkennen, dass im Garten des Hauses rege Betriebsamkeit herrschte. Ich sah zwei männliche

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