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Gestalten, die Sträflingskleidung trugen und mit Schubkarren und Spaten ausgerüstet, ihre Arbeit verrichteten. Während Frau von Stein, mit einer langen Reitgerte bewaffnet, ihre Anweisungen erteilte, und zwar so laut, dass man sie bestimmt bis in die Stadt hinaus hören konnte. Sie trug schenkelhohe Lederstiefel, die durch ihren langen schwarzen Ledermantel hervorlugten. In einer der Schubkarren, saß ein seltsames Tier, das offensichtlich viel Spaß daran hatte, den Geknechteten die Arbeit zu erschweren. Das Tier ließ sich wie ein kleiner Pascha durch den Garten kutschieren und sprang aufgekratzt wie ein Affe auf seinem fahrbaren Untersatz herum.
„ Eukalyptus!“, schrie ich und rannte los, dass sich beinahe meine Beine überschlugen.
Er erkannte mich sofort und sprang mir entgegen. Eukalyptus war gut genährt und trug jetzt ein Lederhalsband mit Nieten.
„Kennen Sie sich?“, fragte Frau von Stein.
Ihre Frage klang fast so, als ginge sie davon aus, dass ich außer Affen, keine weiteren Bekannten hätte … wie Recht sie doch hatte.
„ Ja, und ob wir uns kennen. Eukalyptus ist mein Affe, er ist mir entlaufen“, erklärte ich freudestrahlend.
„ Jetzt heißt er jedenfalls Purzel“, behauptete sie barsch und rief als Beweis seinen Namen. Uns siehe da, Eukalyptus hörte sofort auf ihr Kommando und sprang zu ihr zurück. Kein Wunder, denn sie drückte ihn für seinen Gehorsam einen Müsliriegel in die Hand.
„ Wo haben Sie ihn denn gefunden?“, fragte ich ernüchtert.
„ In der Abfalltonne! Er kramte darin herum und sah ziemlich verwahrlost aus. Aber er war sehr zutraulich. Deswegen habe ich ihn behalten und beabsichtige ihn auch keinesfalls wieder herzugeben“, erklärte sie entschlossen.
„ Sie können ihn behalten. Er ist bei ihnen besser aufgehoben. Ich freue mich, dass es Eukalyptus ... äh, ich meine natürlich Purzel, so gut geht.“
Frau von Stein wirkte erleichtert und lud mich zu einer Tasse Kaffee in IHR, wie sie sagte, Haus ein. Ich trottete bedrückt hinter ihr her und beneidete sie darum, dass sie sich leisten konnte , in meinem Haus zu wohnen. Sie führte mich in mein ehemaliges Kinderzimmer, das nun allem Anschein nach, als Empfangsraum für ihre devote Kundschaft diente. An den schwarz getünchten Wänden, hingen große verglaste Photografien, auf denen Frau von Stein mit medusenhaften Blick auf den Betrachter herabblickte und unmissverständlich ausdrückte, dass man sich hier in der Höhle der Löwin befand. Etwas bedrückt schaute ich mich um und musste feststellen, dass sich mein ehemaliges Zimmer in eine sakrale Begegnungsstätte verwandelt hatte. Wie magisch angezogen, streichelte ich gedankenverloren über die phallusförmigen Bronzeskulpturen, die überall herumstanden und sich mir wollüstig entgegenstreckten. Dabei überlegte ich, ob sich diese anzüglichen Kunstwerke auch als Gebrauchsgegenstände eigneten. Ich zog jedoch meine Hand wie ertappt zurück, als eine junge Frau in einem Zofenkostüm den Raum betrat und uns Kaffee und Plätzchen servierte. Frau von Stein saß in einem Nieten verzierten Sessel und streifte sich lasziv ihre schwarzen Lederhandschuhe ab, die sie ihrer Bediensteten auf das Tablett warf. Während ich mich wie festgefroren an meiner Kaffeetasse klammerte und erstarrte. Es waren nicht die befremdlichen Gepflogenheiten, die mir einen Gefrierschock versetzten. Nein. Es war der Ring an ihrem Finger, der mich wie ein Sakrileg anblitzte. Es war mein Ring! Mein grüner Smaragdring, den mir Melchior an seiner beschissenen Betriebsfeier an den Finger stecken wollte.
„ Was hatte das zu bedeuten?“, überlegte ich verstört und stierte fiebrig auf ihre Hand. Bizarre Bilder begannen sich in meinem Kopf zu verselbständigen. Ich sah Melchior gefesselt und geknebelt an einem Flaschenzug hängen, und diese Frau mit der Bullenpeitsche auf ihn einschlagen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass diese Phantasien mit der Realität übereinstimmten. Dann wäre ich rehabilitiert. Es wäre kein Fehler gewesen, mich von ihm zu trennen. Denn einen Mann zu haben, der sich von anderen Frauen auspeitschen ließ, wohlmöglich noch Pfötchen gab, und auch noch dafür bezahlte, war nicht unbedingt das, worüber es sich zu trauern lohnte.
„ Schöner Ring, den Sie da tragen“, würgte ich bewundernd aus mir heraus und hoffte, dass sie mich nun über die Herkunft informierte. Aber sie ging nicht darauf ein, sondern versprach mir stattdessen, dass sie in
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