B00G7SVP3K EBOK
Schluss! Aus! Sense! Für immer und ewig!
Ich musste schleunigst mein Bündel schnüren und verschwinden. Das tat ich auch. Doch als ich meine Habeseligkeiten im Auto verstaut hatte, ging ich nochmals ins Haus zurück, um Abschied zu nehmen. Ich schenkte mir einen Wodka ein und ließ meinen Blick durchs Wohnzimmer streifen. Dabei blieb ich an dem Perlmutspiegel hängen, hinter dem sich der Tresor befand. Ich kannte den Code.
Sollte ich meine Schmuckschatulle einfach mitnehmen? Aber das wäre Diebstahl, überlegte ich und widerstand der Versuchung. Ich hing noch meinen Gedanken nach, als plötzlich die Wohnzimmertür aufgestoßen wurde und Melchior hereingestürmt kam und mir meinen Schuh an den Kopf warf.
„ Ja, ja, im Märchen war das ganz anders“, dachte ich und streifte ihn mir selbst über meinen Fuß.
„ Pack deine Klamotten!“, schnauzte er mich an.
„ Das habe ich schon getan“, murmelte ich niedergeschlagen.
„ Hätte ich nur auf meine Mutter gehört!“, schrie er zornig.
„ Komisch“, dachte ich. Normalerweise sagen das Frauen zu ihren Männern. „Das ist schon sehr bedenklich, vielleicht hängt das doch alles mit meinen Ohrläppchen zusammen“, sinnierte ich andächtig und lächelte gequält.
„ Findest du das zum Lachen?“, brauste er mich an.
„ Nein … nein, ganz sicher nicht“, besänftigte ich.
„ Sie hatte Recht. Ich bin flatterhaft, genau wie meine Tante Kunigunde. Das lag dir doch auf der Zunge, oder?“
Ich blickte ihn schweigend an und sah wie seine Augen alarmierend blitzten, gar so , als säße ihm der Teufel im Nacken. In diesem Moment war er wieder der alte Melchior, vor dem ich mich in diesem Moment gern auf die Knie geworfen und um Gnade gebettelt hätte. Ich konnte es genau spüren, wie meine Beine schwach wurden und dieses Verlangen in mir rebellierte. Und wenn mir jemand hätte garantieren können, dass ich ihn mit dieser unterwürfigen Geste hätte gütlich stimmen können, ich hätte es getan. Aber Melchior kam auf mich zu und riss mir das Glas aus der Hand.
„ RAUS!“, schrie er und wies mit ausgestrecktem Arm zu Tür, ohne mich dabei anzusehen.
Er wirkte sehr wütend, aber dennoch so unglaublich anziehend auf mich , wie er dastand. Das Hemd halb aufgerissen, die dunklen Haare strähnig im Gesicht hängend. Mit dieser unduldsamen Entschlossenheit, auf die ich, ohne dass er es wahrnahm, mit einem sehnsüchtig, aber verbitterten Lächeln reagierte. Er sah aus wie ein unbezähmbarer Rebell, der es nicht gewohnt war, um Almosen zu betteln, sondern Lektionen erteilte.
Ich für meinen Teil , hatte meine Lektion erhalten und fügte mich, weil er mir keine Chance auf Bewährung gab. Dabei wünschte ich mir in diesem Augenblick, die Zeit um nur eine lächerliche Stunde zurückdrehen zu können. Aber die Uhr tickte unbeirrbar weiter, als wäre nichts geschehen. Also fügte ich mich meinem Schicksal, das ich selbst zu verantworten hatte. Obwohl ich mich um einen möglichst würdevollen Abgang bemühte, gelang es mir nicht, meinen Kopf zu heben und meinen Gang eine aufrechte Haltung zu verleihen. Mir fehlte einfach die Kraft. Wie eine geprügelte Hündin schlich ich mit eingezogenem Kopf zur Tür. Dabei spielten mir meine gebeutelten Sinne auch noch einen üblen Streich.
Komm zurück! Ich verzeih dir, Luisa ! glaubte ich verstanden zu haben und drehte mich noch einmal verunsichert zu ihm um.
„ Was hast du gesagt?“, fragte ich zögerlich.
„ NICHTS!“, bekam ich eiskalt erwidert.
„ Gut, dann gehe ich jetzt. Es war eine schöne Zeit mit dir. Ich werde sie in guter Erinnerung behalten. Ich wünsche dir alles Gute, und vor allem eine Frau, die nicht so anstrengend ist, nein, war ... wie ich“, sagte ich mit erstickter Stimme und wandte mich ab.
Natürlich war das mit der Frau nicht ernst gemeint . Aber wie hieß es doch so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Es half nichts, Melchior ließ mich ziehen.
Aber wohin? Ich fühlte mich verloren wie ein herrenloser Hund. So kurvte ich ziellos durch die Straßen, bis ich vor einem imposanten schmiedeeisernen Tor stoppte. Ich stieg aus und starrte enttäuscht auf die dicke Absperrkette, die das Tor fest verschlossen hielt. Ganz so, als wäre ich unbefugt, dieses Terrain zu betreten. Aber ich musste unbedingt mit jemandem reden. Jemanden, den ich vertrauen konnte und der nichts weitererzählte. Der schweigen konnte wie ein Grab. Vorsichtig kletterte ich über das Tor und gab höllisch Acht, dass ich nicht
Weitere Kostenlose Bücher