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meinem Sitzkomfort an.
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 90 Stundenkilometern zottelte ich , mit der Gemütsruhe einer alten Dame, meinem Ziel entgegen und erreichte gegen 7.30 Uhr die kleine Reihenhaussiedlung, in der meine Schwester wohnte. Während ich gemütlich die Straße entlang schlich und nach der Hausnummer suchte, pfiff ich gutgelaunt vor mich hin und begutachtete die stereotypen Einfamilienhäuser, die sich wie praktische Schnellkochtöpfe aneinander reihten. Ich blieb sogar stehen, weil ein paar Kinder auf der Straße Ball spielten, mir jedoch keinerlei Beachtung schenkten. Ich stieg aus und fragte höflich, wie lange ich denn noch warten müsste. Keine Antwort. Die ließen mich einfach dumm rum stehen und spielten weiter. „Wenn ich hier einfach durchpresche, zeigen die mich bestimmt an“, überlegte ich. Also wartete ich geduldig, bis der Ball an meinen Kopf flog. Ich reagierte, schnappte mir das Ding und stieg ins Auto.
„ Wenn ihr euren Ball wieder haben wollt, müsst ihr mich schon vorbei lassen“, schnurrte ich sie an. Und schon wurde ich von den Rotzbengels durchgelassen. Aber den Ball haben sie nicht bekommen, weil ich mein Leben retten musste.
Ein schwarz gekleideter Motorradfahrer kam plötzlich wie eine angriffslustige Hornisse aus einer Einfahrt geschossen und zwang mich zu einer Vollbremsung. Als Zeichen meiner Verachtung, zückte ich meinen ausgestreckten Mittelfinger und fügte sicherheitshalber noch die Bedeutung meiner Zeichensprache hinzu, obwohl mir der Schreck noch in den Gliedern steckte.
„Du Arschloch!“, grölte ich waghalsig, biss mir aber gleich reumütig auf meine Unterlippe, da der Motorradfahrer abrupt stoppte, seinen Kopf in meine Richtung drehte, die Augenklappe seines schwarzen Helms nach oben schob und seinen Motor bedrohlich aufheulen ließ.
Mir war dieser Anblick einfach nicht geheuer. Alles deutete auf eine Revanche hin. Wahrscheinlich überlegte er jetzt, ob er mein Auto als Sprungschanze benutzen sollte. Ich bekam es mit der Angst zu tun und flüchtete mit einem holprigen Kavaliersstart in die nächstmögliche Straßeneinfahrt, um mich in Sicherheit zu bringen. Ich sprang aus meinem Auto und versteckte mich. Nach einer viertel Stunde kroch ich wieder hinter dem Fliederbusch hervor und prüfte, ob die Luft rein war. Danach fuhr ich ängstlich den Pfad des Schreckens zurück und sah eine junge Frau am Straßenrand stehen, die mir freundlich zuwinkte. Womöglich eine Falle, spekulierte ich. Da ich die Frau nicht kannte. Sie trug eine karierte Kniebundhose und eine quer gestreifte Bluse. Ihre Frisur sah aus, als hätte sie sich eine Badekappe übergestreift.
„ Na endlich!“, jauchzte die Frau und schlug kumpelhaft mit ihrer Hand auf meine Motorhaube.
Erst als ich ausstieg und mir die Frau freudestrahlend um den Hals fiel, kam ich drauf, dass es sich um meine Schwester Rosalie handelte.
„ Toll siehst du aus!“, schwindelte ich anstandshalber, weil es mir peinlich war, sie nicht gleich erkannt zu haben.
„ Und du erst!“, sagte sie überzeugend. „Na, das weißt du ja selbst“, fügte sie noch an.
„ Ja, das stimmt“, dachte ich. Aber es ist immer wieder aufbauend es zu hören.
Sie bot mir an, mein Auto vor dem Geräteschuppen abzustellen und half mir beim Entladen meines Gepäcks.
„Himmel, willst du bei uns einziehen?“, fragte sie verwundert, als sie mein Gepäck aus dem Auto wuchtete.
„ Bist du schwanger?“, wollte ich wissen und deutete vielsagend auf ihren kleinen Bauchansatz.
„ Oh, Himmel nein!“, protestierte sie.
„ Raffael hat gesagt, dass daran in den nächsten fünf Jahren nicht zu denken ist.“
„ Warum denn?“, hakte ich nach.
„ Raffael hat gesagt, dass erst einmal der Kredit für die Praxis zurückgezahlt werden muss, bevor wir uns den Luxus, Kinder zu bekommen, leisten können“, versuchte sie sich zu rechtfertigen.
F ür meine Begriffe jedoch vergeblich.
„ Für den Luxus hat es aber noch gereicht“, sagte ich lächelnd und verwies auf das großzügige Schwimmbecken das sich im Garten befand.
„ Ja, das war eine gute Investition. Da sparen wir uns den Urlaub“, erklärte sie mir strahlend.
„ Sicher hat das auch Raffael gesagt“, ergänzte ich weitsichtig. Setzte mich aber sogleich an den Rand des Beckens und ließ meine Beine darin planschen.
„ Dein Verlobter scheint genau zu wissen, was richtig für dich ist“, stocherte ich weiter, während mein gedankliches Puzzle von einem
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