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pragmatischen Tyrannen langsam Gestalt annahm.
„ Na, das kann ja heiter werden“, dachte ich und atmete dankbar auf, als sie mir mitteilte, dass mir ihr Herr Doktor erst heute Abend seine Aufwartung machte.
„ Liebst du ihn?“, fragte ich kühl, in der Erwartung, dass sie mir ein verträumtes JA zuhauchte.
„ Irgendwie schon“, murmelte sie stattdessen.
Ich war dermaßen perplex, dass sich meine erstaunten Augenbrauen fast bis unter meinen Haaransatz schoben.
„Klingt wie: irgendwie auch nicht“, gab ich verdutzt zurück und verfolgte, wie sie versonnen das Wasser durch ihre Finger rieseln ließ.
„ Die große Liebe findet man eben nur einmal im Leben“, sinnierte sie leise vor sich hin und schlug plötzlich mit der Hand ins Wasser.
Ich schluckte verhalten und traute mich nicht zu widersprechen, da ich an Melchior denken musste.
„Willst du damit andeuten, dass du Thomas immer noch liebst?“, erkundigte ich mich mitfühlend.
Sie gab keine Antwort, sondern starrte verloren ins Wasser und zuckte mit ihren Schultern.
„Was wäre, wenn er eines Tages vor deiner Tür stehen und dich um Verzeihung bitten würde?“, spekulierte ich laut und sah erwartungsvoll zu ihr herüber, auf die andere Seite des Pools.
„ Dann würde ich mit ihm bis ans Ende der Welt gehen!“, lachte sie verbittert und warf übermütig ihren Kopf in den Nacken, um sich gleich wieder zu korrigieren. „Aber so weit wird es nicht kommen, weil er nicht vor meiner Tür stehen wird. Ich weiß nicht einmal wo er jetzt wohnt.“
„ Hast du schon versucht ihn ausfindig zu machen?“
Sie gab mir auf meine Frage keine Antwort, sondern wendete sich von mir ab. „Ach, lassen wir das Thema, ich habe jetzt einen anderen“, versuchte sie abzuwehren.
„ Aber einen, der dir offensichtlich nicht so viel bedeutet wie Thomas“, widersprach ich.
„ Ach, der hat auch seine guten Eigenschaften. Ich mag ihn. Er ist zuverlässig und ...“
„ Und?“, fragte ich auffordernd. „Warum hast du dich eigentlich mit Raffael verlobt, wenn dir dazu weiter nichts einfällt?“
„ Weil er es so wollte, sozusagen aus Sicherheitsgründen. Im Prinzip arbeite ich für einen Hungerlohn in der Praxis und habe obendrein für den Kredit gebürgt. Die Verlobung war für Raffael eine Art Gegenleistung für meine Opferbereitschaft“, klärte sie mich auf und schmunzelte nachsichtig. Wogegen ich mich wie eine aggressive Kobra aufbäumte.
„ Bist du bekloppt?“, zischte ich sie an.
„ Du knechtest dich acht Stunden am Tag für einen dahergelaufenen Kerl ab, der dich zu einer Bürgschaft gezwungen hat und dich als Dank für deine Selbstausbeutung, mit einer lächerlichen Verlobung hinhält!“
Rosalie bewahrte die Fassung und sah mich schweigend an.
„Ich möchte nicht, dass du über Raffael so abfällig redest, schließlich ist er Arzt und hat ein gewisses Verantwortungsbewusstsein. Außerdem ist er ziemlich attraktiv und ich habe auch ein wenig Angst ihn zu verlieren.“
Mir tropfte förmlich die Spucke aus dem Mund, weil ich vor Entsetzen vergaß zu schlucken.
„Und das reicht dir als Sicherheit?“, schimpfte ich und verfiel unweigerlich in einen Hustenanfall.
Rosalie nickte bescheiden, wogegen ich meinen Kopf leicht zur Seite neigte und sie wie ein seltenes Fossil beäugte.
„Für dein Verhalten gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder dein ehrenwerter Herr Doktor hat dich mit Medikamenten gefügig gemacht, oder dieser Kerl hat einen golden Schwanz“, höhnte ich lachend.
„ DEN HABE ICH LEIDER NICHT“, unterbrach mich eine raue Männerstimme und lenkte meine erbleichte Aufmerksamkeit zur Terrassentür.
Ein Mann in schwarzer Lederkluft stand angelehnt an der Tür. Er hatte sein Motorradhelm unter den Arm geklemmt und sah aus wie ein verwegener Actionheld, der nach einer neuen Herausforderung sucht e. Seine schwarzen Augen schienen mich wie Leaserstrahlen zu durchbohren. Ich spürte förmlich den brennenden Schmerz und zuckte reflexartig zusammen. Wie ein dressierter Rekrut sprang ich auf und strich mein Kleid glatt, als wäre es eine Uniform. Ohne es dabei zu wagen, mich seines Blickes zu entziehen. Ich bewahrte Haltung. Bis er vor mir stand. Seinen Lederhandschuh mit seinen Zähnen von seiner Hand zog und mir mit einem zynischen Grinsen seine Hand reichte.
„ Hallo, ich bin das Arschloch“, stellte er sich vor.
Für einige Sekunden standen wir uns wortlos gegenüber und starrten uns misstrauisch an, als hätten wir gerade
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