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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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unsere Feindschaft besiegelt.
    „Angenehm“, bemerkte ich angriffslustig. Verzog aber augenblicklich mein Gesicht, da er meine Hand wie die Schale einer Nuss zusammen quetschte, bevor er mir einen Stoß versetzte und ich rücklings ins Wasser flog.
    Als ich hustend wieder auftauchte und ich verzweifelt nicht nur nach Luft, sondern auch nach ein paar Schimpfwörtern rang, war er verschwunden.
    „Was war denn das!“, hörte ich meine Schwester grölen.
    Selbst , als ich versuchte, mich an dem glitschigen Beckenrand hochzuziehen und an meinen Bemühungen kläglich scheiterte, krümmte sie sich immer noch vor Schadenfreude, ohne sich meiner anzunehmen.
    „ Versuchs doch mal mit der Leiter!“, wieherte sie stattdessen und deutete prustend mit ihrer Hand auf das metallene Gestell, das sich unmittelbar in meiner Reichweite befand.
    Erst als ich wie eine traumatisierte Schiffsbrüchige vor ihr stand, wich ihr Gelächter einem glucksendem Kichern. Leider konnten meine bösen Blicke, mit denen ich sie angiftete , nicht viel ausrichten, da mir meine Haare wie Seetang im Gesicht klebten. Weitaus behilflicher waren da schon meine durchweichten Pumps, von denen ich mich spontan trennte, um sie meiner Schwester an den Kopf zu werfen.
    „ Die haben einmal 150 Euro gekostet“, schluchzte ich verbittert. „Die hat mir Melchior bei einem Einkaufsbummel gekauft … die haben für mich einen besonderen Wert!
    Dabei schälte ich mich aus meinem Kleid und zog den Bademantel über, den mir meine Schwester reichte.
    „Wer ist eigentlich Melchior?“, fragte meine Schwester erstaunt.
    „ Jemand der mich heiraten wollte, und den ich abblitzen ließ“, prahlte ich.
    „ Warum?“
    „Er ist ein Unhold!“, jammerte ich.
    „ Wer? Melchior?“
    „ Nein, dein Verlobter! Ich werde ihm diese Schuhe in Rechnung stellen“, gackerte ich weiter und drohte mit meiner sofortigen Abreise.
    „ Raffael ist kein Unhold“, widersprach sie teilnahmslos. Wobei sie meine Schuhe in den Händen hielt und wie prähistorische Fundstücke betrachtete.
    „ Dann eben ein Ungeheuer. Aber keinesfalls ein Arzt. Der hätte mich nämlich vorher gefragt, ob ich überhaupt schwimmen kann, bevor er mich im Wasser versenkt.“
    „ Dann geh doch in seine Praxis und überzeug dich vom Gegenteil“, schlug sie vor.
    „ Ha, ich bin doch nicht lebensmüde! Der Kerl würde mir doch glatt die Gebärmutter raussäbeln und sie dann meistbietend verkaufen.“
    Rosalie seufzte genervt und winkte gleichgültig ab.
    „Warum hat er dich eigentlich ins Wasser geschubst? Hast du ihn beleidigt?“, wollte sie nun endlich wissen und schaute mich vorwurfsvoll an.
    Ohne Umschweife schilderte ich meiner Schwester den Vorfall auf der Straße. Dabei versuchte ich möglichst anschaulich , meine Todesängste zu beschreiben, die ich verspürte, als mich ihr Verlobter mit seinem funkensprühenden Feuerstuhl bedrohte. Wie mir der Angstschweiß aus den Poren schoss, mir das blanke Entsetzen in die Glieder kroch und mir der Schauder des Schreckens im Gesicht gemeißelt stand. Und wie ich letztlich meine Furcht bezwang, und als Zeichen des Erbarmens, meinen zitternden Mittelfinger erhob. Und sogar den Mut aufbrachte, mein Handzeichen der Güte, flehend in Worte zu fassen, und es mir dennoch nicht gelang, diesen erbarmungslosen Unhold mit meinem friedfertigen Ansinnen zu besänftigen.
    “ ... er schob die Augenklappe seiner Furcht einflößenden Rüstung empor, und seine stechenden Augen fixierten mich mit der Kaltblütigkeit eines Kopfgeldjägers. Ich sah bereits mein junges entbehrungsreiches Leben wie die Blätter einer formvollendeten Blüte im Dunste des Grauens entschwinden, als ich mich erneut meiner Tapferkeit besann ...“
    „ Ich glaube, du hast zu viel Chlorwasser geschluckt“, unterbrach mich meine Schwester stirnrunzelnd und dirigierte mich eilig ins Haus. Sie geleitete mich in die Küche, nahm sich einen Stuhl, stieg hinauf und hangelte wie ein kleines Mädchen nach der Bonbonbüchse, zum obersten Regal der Einbauchküche.
    „ Schöne Küche“, sagte ich anerkennend.
    „ Ja, ich weiß. Die hat Raffael ganz allein zusammengebaut“, entgegnete sie stolz, während sie mit einer kleinen Blechdose in der Hand vom Stuhl wieder hinunter sprang.
    Ich schüttelte mich regelrecht vor Argwohn.
    „Ich denke Ärzte haben zwei linke Hände. Wieso kann der eine Küche zusammenbauen?“, fragte ich bissig.
    Offensichtlich eine Portion zu mürrisch, denn Rosalie ahndete mein Vorurteil

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