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ging, die Kühlschranktür öffnete und etwas herausnahm. Als er das Wohnzimmer betrat schien er kurz zu stutzen, vermutlich, weil er mich liegen sah. Er öffnete eine Flasche . Ich hörte, wie die Kohlensäure zischte und die Flüssigkeit in seine Kehle gluckerte. Ich konnte ihn nicht sehen, da ich ihm den Rücken zugewandt hatte. Er setzte sich auf den breiten Ledersessel, der direkt der Couch gegenüberstand, auf der ich lag. Mit einem schweren Stoßseufzer warf er sich hinein. Ich vernahm das Knirschen seiner Lederjacke. Merkte wie er seine Beine ausstreckte und seine Füße gegen das Sofa stemmte. Er räusperte sich, trank und atmete schnäuzend aus. „Eigentlich hatte ich mir einen leidenschaftlicheren Empfang erhofft“, dachte ich enttäuscht. Während ich gebannt die Musterung des Sofas anstarrte und auf weitere Geräusche lauerte, die sich jedoch erübrigten, da Raffael mit seinem Fuß anfing zu wippen und ich unweigerlich begann mich im Takt mitzubewegen. „Wollte der mich jetzt aus dem Schlaf rütteln, anstatt mich im Schlaf zu überfallen“, sinnierte ich genervt und hoffte, dass er bald damit aufhörte.
„ Endlich!“, seufzte ich lautlos, als sein Fuß inne hielt. Doch schlagartig herrschte eine andächtige Stille im Raum. Ich konnte das Ticken der Wanduhr hören und wünschte mir, dass endlich etwas passierte.
„ Tu doch nicht so, als ob du schläfst!“, sagte er auf einmal.
Ich hielt die Luft an und reagierte nicht.
„He! Du kannst mich nicht veralbern!“, fuhr er unbeeindruckt fort und trat unsanft mit dem Fuß gegen die Couch.
Ich rührte mich und schnappte empört nach Luft.
„Natürlich habe ich geschlafen! Du hast mich geweckt!“, konterte ich trotzig. „Und überhaupt, was fällt dir ein mich so grob zu behandeln!“
„ Gefällt dir das nicht?“, erkundigte er sich zynisch.
Raffael grinste abschätzend und begann mit einer unverfrorenen Lässigkeit mein spärliches Gewand zu mustern. Dabei ließ er seinen Fuß kreisen, bewegte seine Kaumuskeln, als würde er angestrengt nachdenken und bohrte sich schließlich wie ein Schlangenbeschwörer in mein ratloses Gesicht hinein.
„Du bist schön!“, murmelte er, ohne seine Augen von mir abzuwenden.
„ Das hast du mir schon gestern gesagt, da hast du mir aber ganz woanders hingeguckt“, warf ich ein.
„ Du bist überall schön!“, sagte er entschieden.
Ich lächelte fromm und zuckte keusch mit meinen Schultern.
„So eine wie du, ist es gewohnt alles zu bekommen“, stellte er weiter fest, während ich mein Haupt senkte und betroffen zu Boden blickte.
„ Eine wie du, muss nicht kämpfen“, fuhr er fort und sah mich dabei an, wie ich gebrochen dasaß und mit der Unerträglichkeit meines Schicksals haderte.
„ Eine wie du, weiß nicht wie hart das Leben ist“, behauptete er weiter.
Spätestens jetzt fieberte ich der Selbstzüchtigung entgegen und streifte mir bereits vor meinem geistigen Auge einen Dornenkranz über das zartrosa Fleisch meines Oberschenkels.
„Doch ich weiß, dass kein Schwanz so hart wie das Leben ist!“, bäumte sich in mir so etwas wie Selbsterhaltungstrieb auf. Aber ich rang mir gemäß der pathetischen Grundstimmung ein Schweigen ab.
Nun schwiegen wir gemeinsam, obwohl wir uns so viel zu sagen h ätten. Ich sah ihn sehnsüchtig an, dabei hatte ich Herzklopfen, als würde ich kurz vor einer entscheidenden Prüfung stehen. Ja, vor der Prüfung meines Lebens.
„ Ich liebe dich!“, hätte ich am liebsten gesagt. Ich liebe dich, weil wir uns ähnlich sind. Weil du mich zu nehmen weißt. Weil du mir nicht um jeden Preis gefällig sein willst, deinen Stolz hast, aber mir trotzdem das Gefühl von Geborgenheit vermittelst. Dich würde ich nie betrügen. Nein, bei dir hätte ich nicht das Gefühl, etwas zu versäumen. Bei dir wäre ich endlich angekommen. Du bist der Mann mit dem ich leben möchte. Für immer!
Raffael starrte apathisch auf meine weiße Bluse, als wolle er sich ein Loch durch den Stoff bahnen und ich lauschte wieder unwillkürlich dem Ticken der Wanduhr. Es kam mir wie eine Erlösung vor, als er endlich meine Hände in die seinen nahm . Sie sorgfältig betrachtete und wenigstens mit ihnen begann zu reden.
„ Aber vielleicht ist ja gerade das, was ich an dir so verwerflich finde. Genau das, was dich anziehend macht?“, philosophierte er andächtig und schenkte mir wieder seine Aufmerksamkeit, indem er mich eindringlich ansah.
„ Noch nie hat mich eine Frau dermaßen fasziniert
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