B146 - Mein Höllenjob in Mexiko
neben mir stellten das Feuer ein.
Der Mann mit der Flinte redete auf den Dolmetscher ein.
Ganz offensichtlich war sich der Haufen Desperatlos nicht ganz einig darüber, was jetzt geschehen sollte.
Der Dolmetscher setzte sich in Bewegung und kam nun ebenfalls auf seinem Hosenboden den Hang heruntergerodelt. Als er unten war und vor mir stand, schaute er mich an, als sei ich ein Roß und er ein Pferdedieb, der unter einer größeren Auswahl den richtigen Gaul zum Stehlen aussuchen will.
Nach eingehender Musterung wandte er sich an den Flintenmann und rief ihm etwas zu.
Der Rest der Räuberbande setzte sich hangabwärts in Bewegung. Mitten drin der Mann mit der Flinte, der eine besondere Rolle zu spielen schien.
Als er vor mir stand, schüttelte er den Kopf. Aber gleich darauf nickte er wieder. Und schüttelte abermals den Kopf.
»Sind das nervöse Störungen bei ihm?« fragte ich. »Oder hat er einen Wurm im Halswirbel?«
»Wem gehört Auto?« fragte der Dolmetscher.
»Welches Auto?« fragte ich. »Etwa den Trümmerhaufen, den ihr daraus gemacht habt?«
Mit einer blitzschnellen Bewegung riß der Dolmetscher nun auch seinen Colt aus dem Gürtel und setzte ihn mir auf die Brust.
»Wem gehört Auto?« fragte er abermals. »Rede oder kaputt!«
»Der Wagen gehört einem…«
Ich überlegte einen kurzen Moment und brachte es nicht fertig, das Wort Freund auszusprechen.
»… einem Bekannten von mir. Einem Landsmann.«
»Landsmann blond? Geknickte Nase?«
Keine Ahnung, wen er meinte. Dennoch sagte ich: »Ja. Blond. Geknickte Nase.«
»Wo ist Freund? Landsmann mit geknickter Nase?«
»In der Nasenklinik«, behauptete ich. »Drüben in den Staaten.«
Damit war der Dolmetscher bei weitem überfordert. Aber er ließ nicht locker und holte aus mir heraus, was ich meinte.
Er sagte es dem Mann mit der Flinte.
Der bekam einen Wutanfall und stürzte auf mich zu. Dabei drehte er seine Flinte um und drohte, mir mit dem Kolben den Schädel zu zertrümmern.
Zwei seiner Kumpane hielten ihn im letzten Moment zurück.
»Landsmann mit geknickter Nase haben mit Autos getötet Frau von Miguel. Landsmann mit geknickte Nase dafür viel Geld oder hängen an Baum mit Hals!« radebrechte der Dolmetscher.
»Ich werde es ihm ausrichten«, antwortete ich.
Der Dolmetscher schüttelte mitleidsvoll den Kopf. »Du nichts ausrichten. Du bleiben hier, bis Landsmann mit geknickte Nase kommen. Wenn nicht kommen, du bezahlen viel Geld oder hängen an Baum mit Hals!«
Schöne Aussichten, dachte ich. Sieben Mann. Finstere Burschen. Finstere Absichten. Ob Cimpels Mann, der sonst diesen Wagen auf dieser Strecke fuhr, tatsächlich die Frau des Flintenmannes überfahren hatte, stand natürlich durchaus nicht fest.
Wahrscheinlich hatte der Flintenmann gar keine Frau. Und keine gehabt. Das spielte aber keine Rolle. Die sieben Männer kannten den Wagen. Und sie behaupteten einen Tatbestand. Das genügte für ihr Verhalten. Sogar manchem mexikanischen Richter würde das genügen.
Ich mußte mir etwas einfallen lassen, um aus dieser Klemme herauszukommen.
Und es fiel mir etwas ein..
»Nicht hängen an Baum mit Hals«, sagte ich in schöner Bescheidenheit.
Der Dolmetscher grinste sehr breit. »Dann Geld«, sagte er genüßlich. Gleich darauf bewies er, daß er über wirtschaftliche Tagesfragen nur unzulänglich, unterrichtet war. »Viele schöne Dollars.«
»Klar«, nickte ich. »Ich habe viele schöne Dollars bei mir.«
In seinen Augen leuchtete ein Feuer auf. »Viele?«
»100 000«, sagte ich in leisem Verschwörerton. »Für jeden von euch fast 15 000.«
Er stieß einen gräßlichen Schrei aus, so daß seine Kumpane erschrocken zusammenfuhren.
Einer feuerte vor lauter Verwirrung drei Schüsse auf das unschuldige Auto ab.
Der Dolmetscher rief den konfusen Wegelagerern etwas zu. Unmittelbar danach spritzten sie auseinander wie eine Schar Hühner, in die ein Habicht heineinstößt. Sie gingen in Stellung. Sie igelten sich sozusagen ein.
»Wo Geld? Wo schöne Dollars?« fragte der Dolmetscher.
»Versteckt in Auto!« ließ ich mich vom Radebrechen anstecken.
»Schön«, grinste der Dolmetscher. »Ich dich machen kaputt, niemand wissen, daß Geld in Auto…«
»Du wirst Geld in Auto nie finden, wenn ich kaputt!« versicherte ich ihm.
Er grinste noch breiter. »Wenn Bauchschuß, du reden!« versicherte er.
Langsam hob er seinen Revolver.
Viel zu langsam. Mein Fuß war schneller. Ich trat ihm gegen das Handgelenk. Sein Revolver
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