B146 - Mein Höllenjob in Mexiko
wirbelte durch die Luft. Meine linke Faust schoß vorwärts und traf ihn an seinem struppigen Kinn.
Er knickte in den Knien ein.
Blitzschnell bückte ich mich und hob den Revolver auf.
Den so jäh aus seinem Schaffen gerissenen Interpreten stieß ich durch die offene Tür auf den Beifahrersitz des mißhandelten Wagens. Wenn mein Begleiter schon nicht mehr übersetzen konnte, so sollte er doch gewissermaßen ein Talisman für mich sein. Ich hoffte, daß seine Kumpane kein Feuer auf den Wagen eröffnen würden, wenn sie damit rechnen mußten, ihren mehrsprachigen Verhandlungsführer zu treffen.
Jetzt kam es nur darauf an, daß der Motor des Wagens das Feuerwerk unbeschadet überstanden hatte.
Er hatte.
Mit ganz wenig Gas, um ihn nicht aufheulen zu lassen, ließ ich ihn an.
Zurück zur Straße, von der ich gekommen war, konnte ich nicht mehr.
Es gab nur einen Leitsatz, nach dem ich mich richten konnte: »Vorwärts, Kameraden – wir müssen zurück!«
Die vereinigten Strauchdiebe hatten bislang noch nicht gemerkt, daß in ihrem Programm eine kleine Spielplanänderung eingetreten war. Der Dolmetscher hatte sie mit irgendeiner Anweisung ins Gelände geschickt, und dort schienen sie auf etwas zu warten. Auf eine Himmelserscheinung vielleicht. Oder auf ein Zauberkunststück. Oder auf die mexikanische Armee in einem unerwartet angesetzten Manöver.
Aber sie mußten jeden Augenblick merken, daß etwas passiert war. Dann nämlich, wenn ich mit ihrem Sprachkundigen startete.
Zum Glück schien Cimpels Auto einst einem für amerikanische Konsumgewohnheiten total Verrückten gehört zu haben. Man konnte nämlich die Getriebeautomatik total ausschalten und es fahren wie einen Wagen mit einem normalen Schaltgetriebe.
Vorausgesetzt, daß da nichts kaputt war.
Ausprobiert hatte ich es noch nicht. Ich konnte nur hoffen, daß es funktionierte.
Also, Hebel weg von ›Automatik‹ in Stellung ›Normal‹.
Der Motor sprang an.
Gottlob hatte die Maschine von den umherschwirrenden Bleihummeln gar nichts abbekommen. Sie sprang an wie das berühmte Auto in der Fernsehwerbung nach einer klirrend kalten Nacht.
Erster Gang rein.
Vollgas!
Kavalierstart.
Steine und Erdbrocken fetzten nach hinten weg und knallten unter den Wagenboden.
Der Wagen machte einen Sprung vorwärts wie ein Zirkustiger in einer Wohltätigkeitsveranstaltung.
30 Fuß.
60!
Bei 100 Fuß Entfernung zwischen dem bisherigen Parkplatz und der neuen Position krachte der erste Schuß.
Dreimal Cheers für das Schaltgetriebe! Mit der Automatik hätte ich es wahrscheinlich nie geschafft.
Wieder ein Schuß. Diesmal aus der Flinte.
Es knallte am Heck des Wagens. Aber dann machte der Hohlweg eine Biegung. Ich schleuderte hindurch wie ein Hell Driver, der eine neue Nummer einstudiert.
Der Dolmetscher neben mir wurde gegen die Tür geschleudert. Vom Anprall wurde er wach.
»Du kaputt!« brüllte er. »Du…«
Ich griff links neben mich und zeigte ihm seine eigene Kanone.
»Wenn kaputt«, sagte ich finster, »dann du kaputt!«
Er vergaß seine Fremdsprachenkenntnisse und brüllte in seiner Muttersprache etwas, was nach seinem grimmigen Gesicht und seinen wütenden Gebärden nur ein furchtbarer Fluch sein konnte. Bis er ihn ganz heraus hatte, waren wir wieder ein ganzes Stück vorwärtsgekommen. Da ich ihn nur mitgenommen hatte, um seine Kumpane von allzu heftigem Schießen abzuhalten, brauchte ich ihn jetzt nicht mehr.
Ich trat so heftig auf die Bremse, daß der Sprachkundige nach vorn geschleudert wurde und mit der Stirn gegen die Armaturenbrettpolsterung knallte.
Er blieb reglos liegen.
Ich griff über ihn hinweg, öffnete die Tür und ließ ihn einfach hinausfallen. Nur seine Beine ragten noch in den Wagen. Ich fuhr langsam weiter und streifte ihn auf diese Weise ab. Als er endgültig draußen war, schloß ich die Tür und gab wieder Gas.
Bevor ich um die nächste Kurve fuhr, schaute ich noch einmal in den Rückspiegel.
Der Dolmetscher rappelte sich gerade hoch und drohte mit der Faust hinter mir her.
»Bye, Body«, flüsterte ich seinem Spiegelbild zu, »wir sehen uns nicht mehr wieder!«
Ich sollte mich irren.
***
»Tut mir leid«, sagte der Busdriver über die Schulter. »Sie müssen hier aussteigen, Mister.«
»Endstation?« fragte Danny Kensall.
»Ja. San Diego ist leider nicht größer. Aber in New York fahren Sie für einen Quarter auch nicht weiter. Sie sind doch aus New York, hä?«
»Woher wollen Sie denn das wissen?« fragte der
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