B146 - Mein Höllenjob in Mexiko
daß sie lange, schlanke und sehr gepflegte Hände hatte. Sie zeigten nichts davon, daß sie mit Ackerbau und Vierzucht in Texas beschäftigt waren.
Der Gangster zählte seine 2000 Dollar. 20 Hunderter.
Fast gleichzeitig mit dem Girl verließ er die Kassenbox. Aber er war einen Schritt schneller und öffnete dem 20 000-Dollar Girl die Tür.
»Thanks«, sagte sie und lächelte.
Er lächelte zurück und öffnete auch die äußere Tür.
»Nett von Ihnen, Mister!« sagte das Girl.
Auf der Straße vor der Bank stand ein VW-Käfer. Das Girl ging darauf zu.
»Fahren Sie zufällig in Richtung Highway?« fragte Kensall. »Ich habe nämlich an der Tankstelle meinen Wagen stehen. Kleiner Schaden. Deshalb habe ich das Bargeld geholt…«
Das Texasgirl schaute ihn nur einen Moment an. Kensall sah nicht so aus, wie man sich einen Gangster vorstellt. Schon gar nicht in Texas.
Außerdem hatte der Gangster in der Bank ganz legal Geld geholt. Das machte ihn in den Augen des Girls vertrauenswürdig.
»An welcher Station?« fragte sie. »Esso oder Shell?«
»Esso«, behauptete er.
»Okay«, lächelte sie. »Das ist nur ein kleiner Umweg für mich. Zwei Minuten. So lange kann der Viehhändler warten…«
»Danke«, lächelte er und stieg in den VW.
Kurz vor der Einmündung der Nebenstraße auf den Highway steckte er seine Hand unter den Aufschlag seines Jacketts und machte eine Faust, so daß an der linken Schulter eine Ausbeulung entstand.
»Du wirst keine Schwierigkeiten machen, Girly«, sagte er ruhig. »Am Highway bitte nach rechts. Und dann immer weiter! Wenn du parierst, wird dir nichts geschehen!«
***
Er war breit wie ein Kleiderschrank, dunkelhäutig, trug einen dicken schwarzen Schnauzbart und machte ein Gesicht, das an eine Sonnenfinsternis in Schwarzafrika erinnerte.
»Was ist mit dem Wagen los?« fragte er unfreundlich, aber immerhin in einer Sprache, die er vermutlich als Englisch oder Amerikanisch bezeichnete.
»Ölwechsel und Pflegedienst«, sagte ich.
»Was mit dem Wagen los ist, will ich wissen? Die Einschüsse?«
»Ich bin in eine Treibjagd geraten«, behauptete ich. »Ein paar Gentlemen, die es auf Feldhasen abgesehen hatten. Gibt es bei euch keine Schonzeit?«
»Nein«, sagte er. »Und schon gar nicht für Gringos wie dich. Also, was ist…«
»Straßenräuber«, sagte ich. »Sie hatten eine Falle…«
»Auf der Nationalstraße?« fragte er mißtrauisch.
»Nein, auf einem Seitenweg«, mußte ich zwangsläufig zugeben.
»Und wie kommst du auf einen Seitenweg?«
»Weil es zwar in der Eisenbahn gewisse Orte in jedem Waggon gibt, aber nicht im Auto. Ist dir das noch nicht aufgefallen?«
Sein Mißtrauen blieb, das war ihm anzusehen.
»Haube auf!« kommandierte er.
Ich öffnete den Verschluß der Motorhaube, und er schaute interessiert hinein. Ich konnte durch den Schlitz zwischen Karosserie und hochgeklappter Haube beobachten, daß sein Interesse sich auf den Wasserbehälter der Scheibenwaschanlage konzentrierte.
Er kam um den Wagen herum.
»Motor muß auch gereinigt werden«, sagte er, um seinen Blick unter die Haube zu rechtfertigen.
»Klar«, antwortete ich. »Ich sagte ja: Ölwechsel und Pflegedienst.«
»Dauert eine Zeitlang«, nickte er. »Willst du in die Stadt?«
»Ja.«
»Glück gehabt«, sagte er. »Ich fahre auch rein. Ich nehme dich mit.«
Er drehte sich um und pfiff auf den Fingern.
Ein zweiter Mann kam aus der Waschhalle.
»Wegstellen!« sagte der Boß mit dem finsteren Gesicht. Er sagte es auf Spanisch. Der zweite Mann stellte eine Frage, aber der Boß winkte ab.
Soviel Spanisch verstand ich, um herauszuhören, daß der Gehilfe warten sollte. Wahrscheinlich so lange, bis ich von der Bildfläche verschwunden war.
Womit oder worauf er warten sollte, hatte ich nicht heraushören können.
»Komm!« sagte der Finstere.
Er kletterte in einen Abschleppwagen und gab mir einen Wink, in diesem Luxusgefährt ebenfalls Platz zu nehmen.
Als er losfuhr, schaltete er ein gelbes Blinklicht ein. Damit sicherte er sich offensichtlich freie Fahrt, denn er brauste mit einem Höllentempo durch die Vorstadtstraßen, eine Schnellstraße entlang und dann auch noch durch die City. Mit seiner wilden Fahrweise verhinderte er, daß ich mich orientieren konnte.
Wir waren im Zentrum von Monterrey. Das wußte ich. Aber mehr wußte ich nicht.
Der Finstere hatte einen Plan. Er führte ihn haargenau aus. Das Unternehmen war erstklassig getarnt.
Mein Chauffeur trat auf die Bremse. Fast so wie
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