B146 - Mein Höllenjob in Mexiko
ganz echt waren.
Zwölf Treppenstufen führte sie mich hinauf. Einen Flur entlang. In ein Zimmer.
Ach was, Zimmer!
Es war eine raffiniert ausgestattete Lusthöhle.
Während ich mich umschaute, raschelte hinter mir etwas.
Sie schmiegte sich wieder an mich. Glitt um mich herum wie eine raffinierte Schlange.
Sie war eine raffinierte Schlange.
Ihre Textilien hatte sie entfernt, und ihre Figur war so, daß ich jetzt wirklich den Atem anhielt.
Die Gangster, mit denen ich bis dahin zu tun gehabt hatte, waren in der Wahl ihrer Waffen und Mittel, die sie gegen die Kollegen und mich einsetzten, nicht zimperlich gewesen.
Schußwaffen, Handgranaten, Feuer, Wasser, Gas, Dampf, Gift, einstürzende Häuser, wildgewordene Autos, mörderische Hubschrauber, Messer, Dolche, Giftpfeile und so weiter und so weiter.
Aber das hier war die raffinierteste Waffe, die Gangster jemals gegen mich eingesetzt hatten.
Tödlich war sie allerdings nicht.
Im Gegenteil.
»Komm, Jerry!« gurrte sie.
Dieses Gurren war schon unwiderstehlich.
Dann war da noch mein Auftrag.
Ezel gehörte dazu.
Ezel zu verschmähen hätte bedeutet, daß die Rauschgiftgangster es erfahren hätten und mißtrauisch geworden wären.
»Jerry, Darling«, flüsterte sie.
***
»Nehmen Sie das Geld, und nehmen Sie den Wagen«, sagte sie, »aber lassen Sie mich aussteigen! Warum belasten Sie sich mit einem Menschenraub, wenn…«
»Maul halten, Girly!« sagte Kensall. »Du brauchst mir das nicht zu erzählen. Außerdem ist es schon Menschenraub.«
»Ich sage bestimmt keinem etwas davon.«
Der Gangster lachte. »Das sagen sie alle. Aber wenn ich dich jetzt laufenlasse, bist du innerhalb einer Viertelstunde beim nächsten Bullen und verpfeifst mich.«
»Nein«, sagte sie leise. »Nein, bestimmt nicht. Ihnen geht es doch nur um den Wagen und um das Geld. Aber mir geht es…«
»Worum?« fragte er.
»Um mein Leben«, flüsterte sie.
»Ich bin kein Killer«, sagte er hart. »Verdammt, und weil ich kein Killer sein will, mußt du noch eine Weile mitfahren. Klar? Hier müßte ich einfach in Notwehr handeln und dich umlegen. Aber in einer Stunde kann es anders aussehen.«
»In einer Stunde…«
Sie klammerte sich an das Lenkrad, suchte einen Halt in ihrer Mutlosigkeit und fuhr verbissen die endlose, schnurgerade Straße entlang.
»Ich kann nicht garantieren«, sagte sie. »Was?«
»Daß meine Nerven halten.«
»Jung wie du bist«, sagte er spöttisch. Spielerisch und zugleich lüstern fuhr er ihr mit dem Rücken seiner linken Hand über die Bluse, über den festen Hügel unter dem dünnen Stoff.
»Laß das, du Schwein!« brach es aus ihr heraus.
Er lachte gemein.
»Noch einmal« drohte sie, »dann knalle ich den Wagen gegen den nächsten Betonmast!«
»Willst du Selbstmord begehen?«
»Ja. Lieber tot, als in der Hand eines gemeinen Gangsters, einer lüsternen Bestie. Außerdem bist du dann auch kaputt. Dann habe ich die Menschheit…«
»Du hast recht, Girly, ich bin ein Gangster. Berufsgangster, Kindchen. Deshalb habe ich es gelernt, mich im letzten Moment aus einem fahrenden Wagen fallen zu lassen. Du gehst dabei drauf, wenn du gegen einen Betonmast donnerst. Ich nicht. Ich bin nur eine Zeugin los, ohne sie selbst umbringen zu müssen.«
»Gemeine Bestie!« sagte sie.
Er lachte wieder. »Du wiederholst dich. Aber es ist ein Fortschritt, daß du jetzt schon etwas vertraulicher mit mir sprichst…«
Er blickte auf die Kraftstoffanzeige. »100 Meilen können wir mit dem Sprit im Tank noch fahren«, sagte er.
»100 Meilen. Fast zwei Stunden. Länger brauchst du es nicht mit mir auszuhalten.«
Durch den Innenspiegel schaute sie sein Gesicht an.
»Glaubst du wirklich, ich nehme dich mit an eine Station?« fragte er. »Damit du dort Krawall machen kannst?«
»Also doch…«
Sie drohte, über dem Steuer zusammenzubrechen.
Er griff nach dem Lenkrad und zog den Wagen wieder auf geraden Kurs.
»Keinen Mist, Girly! Sonst bleibst du als hübsche Leiche hier in der Landschaft liegen!« drohte er mit gefährlich leiser Stimme.
In Wirklichkeit war er unruhig. Er wußte, daß sich das Girl von Minute zu Minute weiter in die Panik hineinsteigerte. In zunehmendem Maße waren ihre Reaktionen unberechenbarer geworden.
Eine Verzweiflungshandlung war ihr jederzeit zuzutrauen.
Er mußte sie loswerden. Schnellstens.
»Okay«, sagte er. »Ich fahre allein weiter.«
»Ja? Jetzt?«
Sie schöpfte neue Hoffnung. Sie nahm schon das Gas weg.
»Weiterfahren!« befahl
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