B155 - Die Mafia schickte ihre Henker
ich wieder etwas Hoffnung, daß wir Marietta retten können.«
Er stand auf und ging zur Tür. Noch einmal drehte er sich um. In seiner rechten Faust hatte er plötzlich einen Revolver mit Schalldämpfer. Die Mündung zielte auf meine Brust.
»Sie werden hier fünf Minuten sitzen bleiben, Cotton«, sagte de Sica. »Wenn Sie versuchen, mir zu folgen, lege ich Sie um!«
Ich begriff, was de Sica vorhatte. Er hatte in diesem Raum kurz vor meiner Ankunft zwei Menschen ermordet, daran gab es für mich keinen Zweifel. Zwei Männer, die wußten, daß er sich mit mir treffen wollte. Während meiner Bewußtlosigkeit hatte er die Leichen beiseite geschafft. Aber nicht weit genug. Dazu hatte er keine Zeit. Jetzt mußte er sie endgültig wegbringen.
Dabei konnte er mich nicht brauchen. Er wußte, daß ich ihn sofort wegen Mordes festnehmen würde.
»Also, bleiben Sie sitzen, Cotton, und rühren Sie sich nicht von der Stelle! So leid es mir täte, ich müßte Sie erschießen.«
De Sica öffnete die Tür, die in den dunklen Gang führte. Sekunden später war er verschwunden. Ich hörte, wie er die Tür, die in den Hinterhof führte, öffnete und sie hastig hinter sich zuschlug. Er hatte es sehr eilig, von hier wegzukommen.
Ich blieb hinter dem Schreibtisch sitzen. Ich wußte, daß de Sica mich von draußen durch das Fenster sehen konnte. Wenn ich mich rührte, würde er sofort schießen.
Wenige Minuten später hörte ich das leise Brummen eines Automotors draußen im Hof. Jetzt war keine Zeit mehr zu verlieren!
Ich sprang auf. Mit zwei langen Sätzen war ich an der Tür des Büros. Ich rannte den dunklen Gang entlang. Vorsichtig öffnete ich die Tür, die in den Hof führte. Nur einen schmalen Spalt weit, um von de Sica nicht gesehen zu werden. Dann zog ich meinen Dienstrevolver.
Ich hörte das Brummen des Motors. Dann sah ich den dunklen Schatten eines langen Wagens auf mich zukommen. Die Scheinwerfer waren nicht eingeschaltet. Der Mann hinter dem Lenkrad war kaum zu sehen.
Ich wußte, daß es keinen Sinn hatte, auf de Sica zu schießen. Dem schweren, gepanzerten Wagen würden die Geschosse nicht viel anhaben. Also zielte ich auf den linken Vorderreifen.
Dreimal drückte ich ab. Plötzlich kam der Wagen ins Schleudern. Der Fahrer versuchte gegenzusteuern. Es gelang ihm nicht, den schlingernden Wagen in die Durchfahrt zur Straße zu lenken.
Dreihundert PS trieben den Wagen auf die dunkle Hauswand zu. De Sica bremste. Es war zu spät. Es gab ein häßliches Geräusch, als der Wagen an die Hauswand prallte. Dann war der schöne teure Wagen nur noch Schrott.
Ich rannte auf den Wagen zu. De Sica stieß die linke Vordertür auf. Er versuchte zu fliehen.
Ich war fast bei ihm, als es in seiner Hand aufblitzte. Der Flammenstrahl fuhr heiß an meinem linken Ohr vorbei. Offenbar war de Sica durch den Aufprall an die Hauswand ziemlich mitgenommen und benommen, sonst hätte er auf diese kurze Entfernung wohl kaum vorbeigeschossen.
Mit einem langen Sprung war ich bei ihm. Mit der linken Hand schlug ich seinen Unterarm nach oben. De Sicas zweite Kugel fuhr in den nächtlichen Himmel, ohne Schaden anzurichten.
Bevor er zum drittenmal schießen konnte, schmetterte ich ihm meinen Dienstrevolver auf den Kopf. Ich bemühte mich nicht, besonders sanft zu sein. Der Mann war bewaffnet, und wenn ich ihn nicht sofort kampfunfähig machte, konnte er mit seinem Schießeisen viel Unheil anrichten.
Außerdem durfte er ruhig spüren, wie es ist, wenn man einen Schlag mit dem berühmten stumpfen Gegenstand über den Schädel bekommt.
De Sica klappte zusammen. Noch während er zu Boden sank, wand ich ihm die Waffe aus der Hand. Dann durchsuchte ich ihn. Er hatte noch ein zweites Schießeisen dabei, eine automatische Pistole. Ich nahm auch sie an mich. Dann erst hob ich de Sica auf und setzte ihn wieder auf den Vordersitz seines Wagens.
Meine Schüsse und der Aufprall des Wagens auf die Hauswand hatten keine Neugierigen angelockt. Irgendwo wurde ein Fenster geöffnet. Eine Frau mit Lockenwicklern im Haar sah einige Sekunden lang herunter, dann schloß sie das Fenster wieder. Einige Vorhänge bewegten sich. Aber niemand zeigte an den Ereignissen so viel Interesse, daß er sich bequemt hätte, herzukommen und nach dem Rechten zu sehen.
Die Leute, die hier wohnten, waren es offenbar gewohnt, daß es in dieser Gegend nachts gelegentlich krachte. Und sie wußten aus langjähriger Erfahrung, daß es in solchen Nächten besser war, weit vom Schuß
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