B178 - Tausend G-men und ein blondes Mädchen
heran, bückte sich und zielte auf den Kopf des bewußtlosen Mädchens.
»Gib mir den Stein«, sagte Sheila.
»Hier!« East streckte ihr die linke Hand entgegen.
»Laß mich sehen!«
Sie atmete heftig. In ihren Augen flackerte die Gier.
East sah es und grinste breit. Über den Körper des Mädchens hinweg trat er dicht an die Frau heran.
»Der Kiesel macht dich verrückt, he?« knurrte er. »Vergiß nicht, daß ich ihn dir besorgt habe, She. Ich rechne auf ’ne Belohnung – und nicht nur in Dollars.«
Er drückte ihr den immer noch eingewickelten Stein in die Hand. Sie riß die Plastikhülle ab.
Der Moham-Saphir erstrahlte in reinstem Blau. Sheila hielt ihn ins Licht der erbärmlichen Glühlampe. »Ich habe ihn«, sagte sie leise.
»Wir haben ihn«, verbesserte East.
Ein Schrei ließ sie zusammenfahren.
»Das war Durand!« rief East. Er sprang zum Fenster. »Licht aus, She!« Vorsichtig zog er den Vorhang zur Seite.
***
Der Mann kam die dunkle Zufahrtsstraße heruntergerannt. Ich hörte das Aufschlagen seiner Füße, sein Keuchen.
Ich ließ die Taschenlampe aufblitzen und vertrat ihm den Weg. Wir prallten gegeneinander. Der Mann erschrak so heftig, daß er sich schreiend aus meinem Griff zu befreien versuchte. Ich erwischte ‘ ihn an den Jackenaufschlägen.
»Seien Sie still, Mann!« blaffte ich ihn an. Er klappte den Mund zu. Ich spürte, daß er vor Angst zitterte.
»Wer sind Sie?«
Er antwortete nicht.
»Kommen Sie vom Motel?«
»Lassen Sie mich laufen!« keuchte er.
Ich steckte die Taschenlampe in den Gürtel und tastete ihn mit der freien Hand ab. Er hatte keine Waffe.
»Warum geben Sie mir keine Antwort?«
»Sind Sie Polizist?« fragte er, noch immer atemlos.
»FBI-Beamter!«
Er knickte in die Knie. »Ich habe nichts damit zu tun«, stammelte er. »Sie haben mich gezwungen.«
»Gehen wir zurück!« sagte ich.
Er wehrte sich nicht. Der Rhythmus seines Atems veränderte sich. Ich hätte verdammt gern sein Gesicht gesehen.
Die Zufahrtsstraße mündete auf einen Platz. Die Umrisse einiger Gebäude zeichneten sich gegen den Nachthimmel ab. Nirgendwo brannte Licht. Ich stieß gegen einen Wagen, der vor dem größten Bau stand.
»Ihr Schlitten?« fragte ich den Mann.
»Nein.« Er reckte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte mir zu: »Sie sind in der zweiten Hütte! Lassen Sie mich hier zurück, G-man! Sie dürfen mich nicht in Gefahr bringen.«
»Wie viele?«
»Nur ein Mann und eine Frau.«
»Scott und das Mädchen?«
»Ja, ja«, flüsterte er hastig. »Lassen Sie mich los! Sie können nicht verlangen, daß ich mich abschießen lasse.«
Ich konnte die Umrisse der Hütten erkennen. »Versuchen Sie nicht zu verschwinden!« warnte ich ihn.
Er gefiel mir immer weniger, aber er war unbewaffnet, und ich wollte ihn nicht gegen seinen Willen einem Risiko aussetzen.
Ich bewegte mich auf die Hütte zu. Der Boden war ungepflastert und schmutzig. Als mich noch zehn oder fünfzehn Schritte von der Hütte trennten, hörte ich hinter mir ein Geräusch.
Ich fuhr herum.
Der Motor des Wagens vor dem Hauptgebäude sprang an, heulte unter Vollgas hoch. Gleichzeitig flammten die Scheinwerfer auf. Die grellen Lichtkegel rissen den schmutzigen Hof und die Blockhütten aus der Finsternis.
»Du verdammtes Schwein!« brüllte eine Männerstimme. Neben dem anrollenden Wagen tauchte eine Gestalt auf.
Mündungsflammen zuckten. Das Auto bockte.
Der Motor wurde abgewürgt. Die Scheinwerfer brannten weiter.
Ich hielt den 38er in der Hand, aber der Mann, der in den Wagen hineingefeuert hatte, verschwand so schnell in der Deckung des Fahrzeuges, daß ich nicht schießen konnte. Ich lief auf den Wagen zu. Um ihn zu erreichen, mußte ich das Licht der Scheinwerfer durchqueren.
Wieder fielen Schüsse.
Ich hörte das Pfeifen der Kugeln und hetzte in langen Sätzen aus dem Bereich der Scheinwerfer. Mit dem letzten Sprung warf ich mich herum. Noch einmal krachten zwei Schüsse. Ich sah das Aufblitzen in der Hütte, die der Dicke bezeichnet hatte.
Vorsichtig bewegte ich mich auf den Wagen zu. Ich erreichte ihn. Ich schob mich vom Heck her an seiner Flanke entlang.
Der Mann, der hier geschossen hatte, war verschwunden, untergetaucht in der Dunkelheit, aber hinter dem Steuer sah ich im Widerschein des Lichts den unbewaffneten Mann. Ich öffnete den Schlag, und er fiel seitlich aus dem Wagen. Seine Arme schlugen gegen meine Knie.
Er war tot. Ich löschte die Scheinwerfer und zog den Wagenschlüssel ab.
Zwei
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