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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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dem dunklen Himmel schienen rote und grünliche Lichtfunken zwischen den Fördertürmen hin und her zu zucken.
    »Was…?«
    »Nur ein Transfer«, sagte Calli gleichgültig. »Das geht die ganze Nacht so.«
    »Transfer?«
    »Es ist ein schneller Austausch von Energien, der bei Zustandsveränderungen körperloser Existenzen erzeugt wird«, erläuterte Ron. »Die körperlosen Existenzen sind auf diese Energien angewiesen; deshalb halten sie sich die meiste Zeit hier im Bezirk auf.«
    Sie waren zwischen den Fördertürmen, als eine der zuckenden Lichterscheinungen Gestalt annahm. Aus silbrigem Dunst bildeten sich die Umrisse dreier Frauen, hohläugig, durchscheinend, skeletthaft. Danil Appleby fühlte sich von einem kalten Schauer überlaufen, als er durch die geisterhaften Erscheinungen das Gitterwerk eines der Türme sehen konnte.
    »Die Gesichter«, flüsterte er. »Sobald man wegsieht, kann man sich nicht mehr erinnern, wie sie ausgesehen haben.« Er starrte ihnen kopfschüttelnd nach, als sie sich entfernten, ohne die kleine Gruppe zu beachten. »Seit zehn Jahren überprüfe ich die Psychoindizes von Transportleuten, lebenden und körperlosen. Aber ich war nie nahe genug, um mit einer körperlosen Seele zu sprechen. Nicht daß ich ein Verlangen danach hätte.«
    »Nichts dabei«, murmelte Calli, stumpf vom Alkohol. »An Bord gibt es eben Arbeiten, die man einem lebenden Menschen nicht übertragen kann. Auge, Ohr und Nase, zum Beispiel. Hätte ein lebendiger Mensch alles das zu prüfen, was in diesen hyperstatischen Frequenzen vor sich geht, dann würde er zuerst sterben und dann überschnappen. Oder umgekehrt.«
    »Hier werden wir kein Glück haben, Kapitän«, bemerkte Ron. »Die meisten Bewegungen scheinen zur anderen Seite hinüberzugehen, wo die mittleren Energiezustände sind. Vielleicht haben sie dort eine Versammlung.« Er grinste den Zollbeamten herausfordernd an. »Das ist eine von Ihren illegalen Sektionen. Die Halluzinationskurve geht steil aufwärts, und manche Leute werden damit nicht fertig. Aber die meisten vernünftigen Menschen haben keine Schwierigkeiten.«
    »Wenn es illegal ist, warte ich lieber hier«, sagte der Zollbeamte. »Bringen Sie die Indizes mit, dann werde ich sie überprüfen.«
    Rydra nickte. Calli legte seinen Arm um Rons Schultern, und die drei zogen weiter.
    »Wenn wir in einer Stunde nicht gefunden haben, was wir suchen, werden wir auf jeden Fall zurückkommen«, rief sie ihm zu. Appleby nickte und sah ihnen nach, bis sie mit den Halbschatten zwischen den Gittertürmen verschmolzen.

 
4.
     
    Nach einer knappen halben Stunde kamen sie zurück, und Appleby sah schon von weitem, daß sie Erfolg gehabt hatten.
    »Gute Nachricht!« sagte Rydra strahlend, als sie ihm die Indexkarten gab. »Wir haben unsere Leute. Sie werden sich zwei Stunden vor dem Start an Bord einfinden, und ich glaube, es ist eine gute Wahl.«
    Er nahm die Karten, und sie gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Von einem öffentlichen Telefon rief Rydra das Personalbüro der Zollwache an und erfuhr, daß Brass vor zehn Minuten mit einer Mannschaft eingetroffen war. Auch ein Steward war dabei. Sie dankte und übergab den Hörer Appleby, der sich von dem anderen Beamten die Psychoindizes durchgeben ließ und sie für die endgültige Integration mit den Karten, die Rydra ihm gegeben hatte, in sein Buch eintrug. Die Daten des Stewards beeindruckten ihn sichtlich, und als er fertig war, sagte er zu Rydra: »Dieser Steward scheint ein sehr talentierter Koordinator zu sein.«
    »Zu gut ist auch nichts«, meldete sich Calli zu Wort.
    »Besonders mit einer neuen Mannschaft. Wichtig ist, daß er die Jungen im Zaum halten kann.«
    »Das sollte dieser schaffen. Er hat den höchsten Kompatibilitätsindex, den ich seit langem gesehen habe.«
    »Kompatibilität, zum Teufel!« sagte Calli. »Wie sieht es mit seinem Durchsetzungsvermögen aus? Kann er einem, der es nötig hat, einen Tritt in den Hintern geben?«
    Der Zollinspektor lächelte und zuckte mit den Schultern. »Er ist nur einssiebzig groß und wiegt hundertzwanzig Kilo. Haben Sie schon mal einen Dicken gesehen, der unter seiner ganzen Gemütlichkeit nicht bösartig ist?«
    Alle lachten, bis Rydra sagte: »Jetzt brauchen wir noch einen Ersten Navigator. Ich schlage vor, daß wir gleich ins Kühlhaus gehen.«
    Ron wurde sofort ernst. Calli runzelte zweifelnd die Stirn. Die leuchtenden Käfer sammelten sich um seinen Hals und bildeten eine Art Kragen, um sich

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