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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Wenigstens bin ich damit vertraut; viele gute Erinnerungen hier. Wir starten, sobald der Zoll uns ausklariert haben wird, wahrscheinlich in einer halben Stunde.
    Und Babel 17, der eigentliche Grund für diesen Brief. Ich sagte Dir, daß ich genug davon entziffert habe, um zu wissen, wo der nächste Angriff sein wird. Die Kriegsschiffswerft der Allianz in Armsedge. Ich wollte Dich wissen lassen, daß das mein Ziel ist, für alle Fälle. Im Hintergrund ist immer noch die Angst, aber ich bin aufgeregt wie ein Kind vor Weihnachten und freue mich auf das Abenteuer. Und ich glaube, daß ich mit meiner Mannschaft einen guten Griff getan habe: es sind alles Leute, mit denen ich reden kann und reden mag.
    Deine Rydra
     

 
II. Teil: VERDORCO
     
1.
     
    Die neue, eigenhändig angefertigte Transkription lag vor Rydra Wong auf dem Schreibtisch, und daneben die vier Blätter mit vorläufigen Definitionen und das Heft mit grammatischen Spekulationen und Kritzeleien. Angestrengt an ihrer Unterlippe nagend, studierte sie einen Computerausdruck über die Häufigkeitsfrequenz unterdrückter Vokallaute. Sie war mit ihren Fortschritten zufrieden.
    »Kapitän?«
    Sie wandte den Kopf und sah Diavolo in der Türöffnung kleben, die Füße rechts und links gegen den Rahmen gestemmt.
    »Ja?«
    »Was möchten Sie zum Abendessen?« Der kleine Koch war ein Junge von neunzehn. Er verdankte seinen Namen zwei kleinen Hörnern, die einem unordentlichen weißblonden Haarschopf entragten, und einem Schwanz, mit dem er sich jetzt im Nacken kratzte.
    »Ich habe keine besondere Vorliebe«, sagte Rydra. »Fragen Sie die anderen, was sie wollen.«
    »Die essen alles, was man ihnen vorsetzt, Kapitän. Keine Phantasie. Wie wäre es mit Brathuhn, oder mit Hühnerfrikassee? Oder Ente?«
    »Sind Sie in der Stimmung für Geflügel?«
    »Nun …« Er verließ seinen Platz und kam in den Raum. »Um die Wahrheit zu sagen, davon haben wir den größten Vorrat.«
    »Gut, dann machen Sie coq au vin mit Salzkartoffeln und gebratenen Tomaten. Geht das?«
    »Eine großartige Idee!« Diavolo schnippte mit den Fingern und machte auf dem Absatz kehrt. Rydra lachte und beugte sich wieder über ihre Arbeit.
    Im nächsten Augenblick ging ein Stoß durch den Schiffsrumpf, der sie gegen den Schreibtisch warf und ihre Papiere durch den Raum wirbelte. Sie hielt sich instinktiv fest, aber alles war wieder ruhig. Als sie den Kopf wandte, sah sie Diavolo vom Eingang zurücktaumeln und mit der Hüfte gegen den Kartentisch krachen. Der Lautsprecher der Bordsprechanlage knackte, und aus dem Bildschirm blickte das Gesicht des Stewards. »Kapitän!«
    »Was zum Teufel…?« fragte sie.
    Das Blinklicht vom Maschinenraum funkte. Eine zweite Erschütterung ging durch das Schiff.
    »Haben wir noch Luft?«
    »Moment…« Des Stewards Gesicht, von einem dünnen schwarzen Bart gerahmt, nahm einen unangenehmen Ausdruck an. »Ja. Luft ist in Ordnung. Der Maschinenraum hat das Problem.«
    »Wenn diese verdammten Jungen Unfug gemacht haben …« Sie schaltete auf den Maschinenraum um.
    Flip, der Vormann des Wartungstrupps, sagte: »Kapitän, irgendwas ist hochgegangen.«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht. Die Wechsler A und B sind in Ordnung. C qualmt und sprüht wie ein Feuerwerkskörper. Wo sind wir überhaupt?«
    »Noch im Anziehungsbereich der Erde, aber außerhalb der Mondbahn.« Sie schaltete wieder um. »Navigation?«
    Mollyas dunkles Gesicht erschien.
    »Wo sind wir?« fragte Rydra auf Suaheli.
    Der Erste Navigator gab die Positionszahlen der bisherigen Messungen durch und lokalisierte das Schiff zwischen zwei logarithmischen Spiralen. »Bisher liegen wir so, daß wir in eine Umlaufbahn um Erde und Mond kommen werden«, ergänzte Ron aus dem Hintergrund. »Irgendwas hat uns vom Kurs abgebracht. Wir haben keine Antriebskraft und treiben mit achtzig Sekundenkilometern durch die Gegend.«
    »Auf welchem Kurs?«
    »Calli versucht das festzustellen, Kapitän.«
    Rydra unterbrach und rief die Sensorische Abteilung. »Nase, wonach riecht es draußen?«
    »Es stinkt. Nichts in Reichweite. Wir sind in der Suppe.«
    »Können Sie was hören, Ohr?«
    »Keinen Pieps, Kapitän. Alle Stasisströmungen in dieser Gegend sind im Stillstand. Wir sind zu nahe bei einem starken Schwerefeld. Es scheint sogar, daß wir noch darin sind.«
    »Wie sieht es aus, Auge?«
    »Wie im Kohlensack. Was immer passiert ist, es hat uns in einem toten Winkel erwischt. Aber ich fühle einen Unterzug, der uns vielleicht in eine

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