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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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gute Strömung bringen wird.«
    »Ich möchte gern wissen, wohin es geht. Aber dazu muß ich zuerst genau wissen, wo wir sind. –Navigation?«
    Nach einem Moment erschienen die drei Gesichter. Calli sagte: »Wir wissen es nicht, Kapitän.«
     
    Das Essen wurde schweigsam eingenommen. Die Mannschaft, alles Jungen unter einundzwanzig, machte so wenig Geräusch wie möglich. Am Offizierstisch saßen die Navigatoren den Schemengestalten der Körperlosen gegenüber. Der dicke Steward am Kopfende schenkte Wein ein und ließ es sich schmecken. Er schien als einziger unbekümmert. Rydra aß mit Brass.
    »Ich weiß nicht.« Er schüttelte seine Mähne und drehte das Glas in den Händen. »Es war ein glatter Flug, nichts im Weg. Was passiert ist, muß seine Ursache an Bord haben. Ich glaube, es war ein Fehler, eine so junge und unerfahrene Mannschaft anzuheuern, Kapitän.«
    Diavolo, die Hüfte in einer Bandage, das Gesicht schmerzlich verzogen, räumte das Geschirr ab und servierte eine Nachspeise.
    »Vielleicht haben Sie recht, Brass«, gab Rydra zu. »Aber nun ist es passiert, und wir treiben mit toten Instrumenten in eine ferne Umlaufbahn.«
    »Nicht alle Instrumente sind tot«, sagte er. »Wir könnten ohne weiteres in Hyperstasis überwechseln. Wir wissen bloß nicht, von wo wir den Absprung machen. Wenn nichts passiert, werden wir hier sitzen und sechs Monate lang Diavolos Vorräte aufessen und dann ersticken.«
    »Wir können nicht mal ein Signal aussenden, solange wir nicht in Hyperstasis sind. Es sei denn, der reguläre Sender ließe sich reparieren. Aber ich fürchte, der Kurzschluß wird ihn unbrauchbar gemacht haben.«
    Brass nickte. »Diese unerfahrenen Burschen werden da wenig ausrichten.«
    »Wir sollten wenigstens Fenster haben«, sagte Rydra. »Dann könnten wir die Sterne messen und unsere Umlauf zeit berechnen.«
    »Das zeigt wieder mal, wie fragwürdig der Fortschritt ist. Ein Bullauge und ein Sextant, mehr wäre nicht nötig, aber wir sind bis zum Stehkragen elektronisiert und sitzen hilflos vor einem unlösbaren Problem.«
    Rydra setzte ihr Glas nieder und stand auf. »Sagten Sie Sextant? In meiner Kabine hängt einer als Dekoration an der Wand – noch von Kapitän Fobo, nehme ich an.«
    »Ausgezeichnet!« Brass’ weiße Zähne blitzten durch das Dickicht seines Bartes. »Dann ziehe ich meinen Raumanzug an, gehe in die Luftschleuse und öffne den Einstieg. Mit Erde und Mond innerhalb unserer Bahn kann ich nicht nur die Sonne schießen, sondern auch eine haargenaue Triangulation machen. Calli könnte mir dabei helfen. Eine Sache von einer halben Stunde. Danach gehen wir in Hyperstasis nach Armsedge, wohin wir sowieso wollen und wo der Schaden behoben werden kann. Richtig?«
    Rydra strahlte ihn an. »Richtig. Kommen Sie, wir sehen uns den Sextanten an.«
     
    Brass und Calli arbeiteten noch in der Luftschleuse, als einer der Maschinisten in die Kapitänskabine kam. Es war Carlos, ein muskulöser, stiernackiger junger Bursche mit schwarzgelocktem Haar und hartem spanischen Akzent. »Kapitän, kann ich Ihnen etwas zeigen? Etwas bei den Triebwerken. Ich glaube, Sie sollten es selbst sehen.«
    »Hat der Steward Sie zu mir geschickt?«
    Carlos schüttelte seinen Kopf.
    »Also los.« Rydra folgte ihm durch das Schiff zum Maschinenraum und durch einen niedrigen, engen Wartungsgang zwischen Rohrleitungen.
    »Hier ist es«, sagte Carlos und öffnete einen Schaltschrank. Er löste zwei Halteschrauben und zog eine Tafel mit gedrückten Schaltungen heraus. »Da. Gebrochen.« Ein dünner Riß durchlief die Plastikoberfläche. Carlos’ dicker Finger fuhr daran entlang.
    »Wie?« fragte Rydra.
    »So.« Er faßte die Tafel mit beiden Händen und tat, als wolle er sie über dem Knie zerbrechen.
    »Sind Sie sicher, daß es nicht von selbst gebrochen ist? Durch Materialspannung oder so?«
    »Kann nicht passieren«, erklärte Carlos. »Die Tafel ist fest an die Halteplatte geschraubt und liegt mit der ganzen Fläche auf. Nicht mal mit einem Hammer könnte man sie zerbrechen. Diese Tafel trägt alle Schaltkreise für die Kommunikation nach außen.«
    Rydra nickte.
    »Die gyroskopischen Feldablenker für unsere sämtlichen regulären Raummanöver …« Er öffnete eine weitere Klappe des Schaltschranks. »Hier.«
    Rydra fuhr mit dem Fingernagel den Sprung in der zweiten Tafel nach. »Jemand an Bord hat diese Schaltungen zerbrochen«, sagte sie betroffen. »Bringen Sie beide in die Werkstatt. Lizzy soll zusehen, ob sie sie

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