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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Verengen seiner Augen zeigte ihr, daß er ihr Erschrecken bemerkt, wenn auch nicht verstanden hatte.
    »General Forester hat empfohlen, daß wir Sie mit unseren Anstrengungen zur Abwehr der Invasoren bekanntmachen, Miß Wong. Das ist eine große Ehre, wissen Sie. Es gibt hier viele langgediente Offiziere, die manche von den Dingen, die ich Ihnen zeigen werde, noch nicht gesehen haben. Ich darf sagen, daß einige unserer Entwicklungen ziemlich einfallsreich sind; wir haben Leute, die ebenso unkonventionell wie phantasievoll sind.«
    Dieser Mann bringt das Paranoide in mir zum Durchbruch, dachte sie. Ich mag ihn nicht. »Ich würde es vorziehen, Ihnen nicht zur Last zu fallen, Graf«, sagte sie. »Es gibt an Bord einige Dinge, die ich unbedingt …«
    »Aber ich bitte Sie, Madame, Sie müssen mir die Ehre erweisen. In letzter Zeit hatte ich allzu selten Gelegenheit zu intelligenter Konversation.«
    Sie war im Begriff, ein drittes Mal abzulehnen, aber der Graf kam ihr zuvor. »Also, ich erwarte Sie und Ihre Mannschaft vor sieben Uhr. Ganz zwanglos, bitte, denn ich bin kein Freund von steifen Zeremonien.«
    Er verbeugte sich und ging, bevor sie etwas erwidern konnte. Rydra stieg wieder in den Aufzug und kehrte an Bord zurück, wo sie den Koch und den Steward zu sich rief.
    »Heute abend essen wir nicht an Bord«, sagte sie. »Steward, sehen Sie zu, daß die Leute sich an ihre Tischmanieren erinnern, denn wir sind beim Grafen Verdorco zum Essen eingeladen. Es wird ganz zwanglos sein, aber ich möchte nicht, daß wir uns blamieren.« Sie wählte die Sensorische Abteilung und sagte: »Hören Sie, ich brauche heute abend Unterstützung. Nase, Sie bleiben an Bord und sorgen dafür, daß kein Fremder das Schiff betritt. Auge, wenn wir zum Grafen gehen, bleiben Sie unsichtbar in meiner Nähe. Ohr, Sie machen den Verbindungsmann. Irgendwas an der ganzen Sache gefällt mir nicht. Ich weiß nicht, ob es nur Einbildung ist. Steward, der Graf möchte, daß ich frühzeitig komme und mir einige seiner neuesten Methoden wissenschaftlicher Schlächterei ansehe. Bringen Sie die Mannschaft um halb sieben hin. Ich muß jetzt gehen. Auge und Ohr, am besten kommen Sie gleich mit mir.«

 
3.
     
    »Derbe, unzivilisierte Waffen«, erklärte der Graf mit einer nachlässigen Handbewegung zu einer Reihe von Plastikzylindern verschiedener Größe. »Es ist eine Schande, die kostbare Zeit mit der Herstellung solch plumper Mittel zu vergeuden. Die kleineren Dinger hier verwüsten ein Gebiet von ungefähr zehn Quadratkilometern. Die großen hinterlassen einen Krater von einem bis zwei Kilometern Tiefe und zwölf bis fünfzehn Kilometern im Durchmesser. Barbarisch. Ich mißbillige ihren Gebrauch. Die Bombe hier auf der linken Seite ist subtiler: Sie explodiert einmal mit hinreichender Gewalt, um ein größeres Gebäude zu zerstören. Aber der eigentliche Bombenkörper bleibt intakt unter den Trümmern liegen. Sechs Stunden später explodiert die Bombe ein zweites Mal und richtet die Verwüstung einer mittelgroßen Atombombe an. Dies läßt den Opfern genug Zeit, Hilfskräfte heranzuholen, Feuerwehr, Aufräumungstrupps, Ambulanzwagen vom Roten Kreuz oder wie immer die Invasoren es nennen, Experten zur Schadensfeststellung und so weiter. Dann bumm! Eine verzögerte Wasserstoffexplosion, die gute dreißig bis vierzig Quadratkilometer abräumt und eine Menge Ausrüstungen und geschäftige Helfer mitnimmt. Trotzdem eine relativ simple Waffe, die nichts grundsätzlich Neues bringt.«
    Sie folgte ihm in den nächsten Saal. Ablageschränke standen an den Wänden, und in der Mitte des Raumes gab es ein einziges Ausstellungsstück.
    »Nun, hier ist etwas, auf das ich mit Recht stolz bin«, sagte der Graf, als er auf das Schauobjekt zu ging.
    »Was ist es?« fragte Rydra.
    »Wie sieht es aus?«
    »Wie ein … ein Felsbrocken.«
    »Ein Erzbrocken«, berichtigte der Graf.
    »Ist er explosiv, oder ungewöhnlich hart?«
    »Er wird nicht explodieren«, versicherte er selbstgefällig. »Härte und Zähigkeit entsprechen ungefähr den gebräuchlichen Titanlegierungen.«
    Rydra streckte ihre Hand aus. »Darf ich den Brocken aufheben und untersuchen?«
    »Versuchen Sie es.«
    »Was wird geschehen?«
    »Sehen Sie selbst.«
    Sie griff nach dem schwärzlichen Brocken. Ihre Hand schloß sich fünf Zentimeter über dem Ding in der Luft. Sie öffnete ihre Finger und versuchte es von oben zu fassen, aber ihre Hand wurde zur Seite abgelenkt. Sie runzelte die Brauen, zog ihre

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